Super (Filmkritik)

Frank (Rainn Wilson) ist der perfekte Verlierertyp. Er ist nicht besonder schön. Er ist nicht sonderlich intelligent. Er arbeitet in seinem Job als Koch in einem schäbigen Minilokal. Und er hatte Sarah (Liv Tyler), bis sie ihm der Gangsterboss Jacques (Kevin Bacon) einfach weggeschnappt hat. Seit dem Verlust seiner großen Liebe ist Frank nun völlig am Boden zerstört. Dank einer nächtlichen Vision und der damit verbundenen Erleuchtung, findet er jedoch schnell die Lösung für sozusagen alle „verbrechenbedingten“ Probleme der Menschheit.

Von nun an läuft Frank als kostümierter Held Crimson Bolt durch die Straßen und verprügelt Bösewichte, wo immer sie ihm begegnen. Für Drogendealer, Kinderschänder und Räuber beginnen schwere Zeiten voller Blutergüsse, Knochenbrüchen und längeren Krankenhausaufenthalten. Schon bald bekommt Crimson Bolt bei seiner Aufgabe Unterstützung von der Comicshopverkäuferin Libby alias Boltie (Ellen Page) und gemeinsam schmieden sie einen Plan, wie sie Jacques besiegen und Sarah zurückholen können.

Super Film

„Super“ ist der neueste Streich von „Slither – Voll auf den Schleim gegangen“ Regisseur James Gunn und dieser musste sich schon im Vorfeld mit dem Vorwurf auseinandersetzen, er habe doch nur die Idee von „Kick Ass“ geklaut. Spätestens durch die Verteidigung des Kick Ass – Schöpfers Mark Millar, die beiden Filme seien gleichzeitig und völlig unabhängig von einander entstanden, dürfte dieser Anklagepunkt wohl aus der Welt sein. Dass „Super“ an der Kinokasse ein ziemlicher Flop wurde, konnte dadurch aber nicht verhindert werden, was aber sowieso eher an der konsequenten und sehr eigenständigen Machart des Filmes liegen dürfte.

Wer nun einen weiteren Helden ohne Kräfte in Action bewundern möchte, der bekommt hier zwar einerseits was er will, andererseits könnte er aber auch ziemlich enttäuscht werden. Dies ist die Geschichte eines Mannes und nicht eines Kostüms. Das Verkleiden ist notwendiges Mittel zum Zweck bei Franks Selbstfindungstrip. Jetzt nicht falsch verstehen: hier stehen klar der Humor und einfach herrlich schräge und selbstironische Szenen im Vordergrund, doch sorgen einige Momente dazwischen auch für dramatische und von Herzen traurige Sequenzen, einige Bilder erwischen den Zuschauer unerwartet und verfehlen gerade deshalb in keiner Weise ihre verstörende Wirkung.

James Gunn ist es hier wirklich gelungen, einen unheimlich komplexen und paradoxen Gesamtmix zu erzeugen. „Super“ kommt teilweise völlig kaltschnäuzig und roh daher, dann wieder voll konzentriert und ausgetüftelt, nur um dann im Endeffekt wieder eine Szene einzubauen, mit der man in dieser Form nicht gerechnet hätte. Irgendwie ein Film mit klaren Grenzen, von deren Existenz man zwar weiß, die man aber nie richtig zu spüren bekommt. Ausgeflippt parodieren und dabei trotzdem irgendwie respektvoll bleiben, das kann nicht jeder Film machen und damit auch noch durchkommen.

Mit Rainn Wilson ist hier der perfekte Kerl für den Job als Hauptdarsteller gefunden worden. Egal ob todtraurig, kindlich hilflos oder aggressiv brutal, er überzeugt in jeder Szene. Genau wie Ellen Page (Inception), die mit überschwänglichem Enthusiasmus bei der Sache ist und bei der Jagd nach Verbrechern nach dem Motto – „ich bin der Held, vernichte das Böse und es macht mich geil!“ – jegliche Empathie dem Feind gegenüber zu verlieren scheint. Liv Tyler tut eigentlich nicht mehr als lieb und hilflos auszusehen, dafür darf Kevin Bacon (X-Men: First Class, Elephant White) sich von seiner latent irren, bösartig schleimigen Seite zeigen.

Besonder lustig sind die Auftritte von Nathan Fillion (Serenity) als Holy Avenger, der nicht nur bei der Berufung von Crimson Bolt eine nicht unwichtige Aufgabe hat, sondern auch dem von Regisseur James Gunn selbst dargestellten Dämon in seiner Sendung auf dem „All Jesus Network“, mehr als einmal das Handwerk legen kann. In weiteren netten Nebenrollen sind Michael Rocker (The Marine 2), Gregg Henry (Payback) und Linda Cardellini (Scooby Doo) zu sehen.

Insgesamt also ein echt toller Mix dieses kleine Filmchen, den man so nur selten bzw. wahrscheinlich überhaupt noch nicht gesehen hat. Zwei Drittel Anarchie zusammengehalten von einem Drittel „auserwählter“ Vernunft, dabei entstehen klarerweise Szenen, die ich euch zwar nicht vorenthalten möchte, doch euch das Erlebnis des Selberanschauens auch keineswegs verderben möchte. Also rein in den Film und „Super-Entertainment“ geniessen! P.S.: Mit „Guardians of the Galaxy“ hat James Gunn erst im Jahre 2014 endlich auch kommerziell den Erfolg, den eigentlich alle seine mit viel Liebe geschaffenen Werke, verdienen würden.

Super bekommt von mir 8,5/10 den Super-Status in allen Lebenssituationen zelebrierende Empfehlungspunkte.


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