Verschwörung – The Girl in the Spider’s Web (Filmkritik)

In Stockholm, Schweden, arbeitet Hackerin Lisbeth Salander (Claire Foy) im Untergrund und bestraft in ihrem Selbstjustiz-Feldzug Männer, die ihre Frauen misshandeln und vom Gesetz nicht gefasst wurden. Die Frauen können dabei flüchten und die Täter werden bloß gestellt. Der Computer Programmierer Franz Balder (Stephen Merchant), hat jedoch eine ganz spezielle Bitte an sie: sie soll sein Programm Firefall von der NSA zurück stehlen.

Dieses kann auf nukleare Codes zurück greifen und Balder möchte es vernichten, denn er hat ungewollt, eine in den falschen Händen viel zu mächtige Waffe geschaffen. Lisbeth schafft es das Programm zu stehlen, wird kurz danach jedoch überfallen und kommt gerade noch so mit dem Leben davon. Firefall ist weg und hinter der Sache steckt eine Person aus ihrer Vergangenheit, mit der Lisbeth nicht gerechnet hat.

Die drei schwedischen Verfilmungen der Millennium Trilogie von Autor Stieg Larsson aus dem Jahr 2009, waren finanziell und bei den Kritikern ein Erfolg und machten Noomi Rapace (What Happened to Monday?) auch international bekannt. Im Jahr 2011 kam mit Verblendung das amerikanische Remake des ersten Teiles von David Fincher (Gone Girl), die beiden weiteren sollten zwar folgen, dazu kam es jedoch nie. Autor David Lagercrantz hat nach dem Tod von Larsson jedoch mittlerweile zwei weitere Romane rund um Hauptfigur Lisbeth Salander geschrieben.

Das wiederum hat das die Rechte besitzende Studio Sony dazu veranlasst, mit dem noch nie verfilmten Teil vier, einen Neustart zu wagen. Vor und hinter der Kamera wurde die gesamte Besetzung geändert, Claire Foy erhielt die Hauptrolle und Fede Alvarez (Evil Dead, Don´t Breathe) wurde für die Regie verpflichtet. Er hat auch am Drehbuch mitgeschrieben und in einem Interview gesagt, dass ihn starke und komplexe Frauen faszinieren und dass er genau über sie Filme machen will. Darum wollte auch ich als Nicht-Kenner des Materials, diesen Thriller sehen.

Ich habe weder die Bücher gelesen, noch einen der vier Filme gesehen. Ich schätze einfach den Regisseur sehr. Meine Kritik ist somit frei von Ballast bereits im Vorfeld, der dieses Projekt schließlich sicherlich belastet hat, dass insgesamt seine Kosten nicht wieder einspielen konnte und somit weitere Filme, ziemlich unwahrscheinlich macht. Für Fans war ein weiterer Wechsel aller Darsteller sicherlich schwierig und für „normale“ Kinogeher, ist einfach zu viel Zeit vergangen. Somit hatte der Film wohl kein echtes Zielpublikum.

Schade, denn Alvarez hat mich auch hier nicht enttäuscht. Vor allem visuell wirkt es so, als würde er mit jedem Film immer noch mehr dazu lernen. Die Bilder haben eine extreme Sogwirkung, die Kamerafahrten und Perspektiven sind einfach wunderschön anzusehen. Schrecklich schön sollte man sagen, denn die Dunkelheit und diverse Abgründe, sind allgegenwärtig. Die unheilvolle Stimmung, wird noch von der Musik unterstützt, die gekonnt für Unbehagen sorgt und in den richtigen Momenten, an den Nerven zerrt, ohne dabei nervig zu werden.

Die Action-Momente sind dynamisch und bestechen mit ihrer Wucht, wobei Lisbeth immer menschlich bleibt, oft genug auch verliert und niemals zur Superheldin verkommt. Claire Foy (Unsane) ist richtig großartig als Salander. Ja, körperlich wurde sie nicht so extrem auf mager hin gedrillt wie die vorigen Darstellerinnen, aber das ist auch nicht nötig und außerdem spielt die Story ja ein paar Jahre später. Da kann sich ja auch mal beim eigenen Körper etwas ändern.

Ihre Coolness überzeugt völlig, fast noch stärker finde ich sie dann aber, wenn sie die oft unterdrückten Gefühle zulässt. Gebrochen und mit vielen vor allem inneren Narben ist sie versehen, jedoch nicht ohne Hoffnung. Sylvia Hoeks (Blade Runner 2049) als ihre Gegenspielerin ist zwar erst gegen Ende mehr zu sehen, sie ist jedoch vom Erscheinungsbild, ihrer Sprache und den Bewegungen derart unheimlich, dass man sofort einen gewissen Respektabstand zu ihr wahren möchte.

Dies ist durchaus somit ein Abenteuer, dass sich auf seine starke Atmosphäre verlässt, mit Thriller-Elementen für Spannung sorgt und die psychologische Ebene, nur in wenigen Momenten in den Vordergrund bringt. Vielleicht haben manche hier etwas anderes erwartet, doch ich als Nicht-Kenner der Materie, finde das Gesamtprodukt sehr stimmig. Mit Sachen abschließen können, ist auch eine Entwicklung, somit bleiben die wichtigsten Figuren hier im Laufe der Handlung, nicht einfach unverändert.

Insgesamt daher für mich ein technisch beeindruckender, von der Inszenierung her mitreißender und von Claire Foy souverän getragener Film, den man auch ohne Vorkenntnisse (oder gerade deswegen) gut finden kann. In dieser Besetzung vor und hinter der Kamera, hätte ich gerne auch noch das nächste Abenteuer von Lisbeth erlebt. Dazu wird es nicht kommen (was die breite Masse scheinbar bevorzugt), aber man muss eben mit dem zufrieden sein, was man hat.

„Verschwörung“ bekommt von mir 8/10 zu große Macht Niemanden anvertrauen könnende Empfehlungspunkte.


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