Don’t Breathe (Filmkritik)

Rocky (Jane Levy) träumt davon gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester, ihre Heimatstadt Detroit zu verlassen und ihre sie vernachlässigende Mutter und deren Alkoholiker-Freund, weit hinter sich zu lassen. Daher begeht sie mit ihrem Freund Money (Daniel Zovatto) und Kumpel Alex (Dylan Minnette) immer wieder kleinere Diebstähle. Als sie einen Tip bekommen und dabei ein riesiger Geldsegen winken könnte, glaubt Rocky das könnte ihre Chance sein.

Ein blinder Kriegsveteran (Stephen Lang) lebt abgeschieden in einem kleinen Häuschen und soll dort einen Haufen Geld versteckt haben, da seine Tochter bei einem Autounfall getötet wurde und die schuldige Fahrerin – Tochter reicher Eltern – sich freigekauft hat. Klingt nach einem einfachen Job, was sollte dabei daher schon schief gehen?

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Im Jahr 2013 drehte Regisseur und Drehbuchautor Fede Alvarez mit dem Remake von Evil Dead, sein Regiedebüt. Für mich persönlich war dieser einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre, doch gab es natürlich auch Kritik. Zuviel Blut, zu sehr darauf ausgelegt das Publikum zu schocken und dann auch noch eine Neu-Interpretation eines bereits vorhandenen Stoffes. Alvarez reagierte darauf und machte sich auf zu beweisen, dass er auch anders kann. Bei Kosten von knapp 10 Millionen Dollar, spielte Don´t Breathe bisher weltweit 120 Millionen wieder ein. Manchmal erkennt eben doch auch eine breiter Masse, wenn etwas wirklich gut ist.

Man muss sich die Prämisse noch mal vor Augen führen: ein alter blinder Mann und sein Hund, das sind die Antagonisten hier. Keine Geister, Dämonen, Zombies usw., keine übernatürliche Macht ist hier im Spiel nur ein Typ, dem man bei viel Verkehr über die Strasse helfen würde. Klingt irgendwie langweilig, oder? Nun, ich muss schon sagen ich habe schon lange keinen Film mehr gesehen, bei dem ich mich streckenweise so angespannt im Sessel fest gekrallt habe. Mit welcher Präzision da immer wieder an der Spannungsschraube gedreht wird, das sollte man am Besten selbst erleben.

Kommt dann doch einmal ein „Jump Scare“ vor, dann hat man auch wirklich einen Grund aus Schreck einen Sprung zu machen. Visuell war ich ebenso schwer beeindruckt. Die Kamerafahrten beim Erkunden des Hauses, der Einsatz von Schärfe/Unschärfe beim Lesen vom SMS oder als Highlight die komplett im Dunkeln spielende Verfolgungs-Sequenz, da hält man unwillkürlich selbst den Atem an. Was ein gutes Stichwort ist denn ich habe mich mehrere Male dabei ertappt bei dem Versuch, mich ganz leise und geräuschlos zu verhalten.

Neben der Optik ist auch der Soundmix bestechend, wie quälend laut etwa Schritte oder unterdrücktes Atmen sein kann wenn von absoluter Stille das eigene Leben abhängt, das sind schon wirklich unangenehme Sekunden, die sich endlos lange anfühlen. Neben dem psychischen Stress schafft es Alvarez auch gekonnt, den physischen Schmerz spürbar zu machen, wobei er sich mit Blut und Gewalt, über weite Strecken sehr zurück hält. Eine ganz bestimmte Szene im Keller bei der Rocky gefesselt ist, die hat etwas Abartiges, nun ich sage es mal so, gut dass diese Aktion genau dort aufhört, wo sie es tut.

Als Alvarez eine Hauptdarstellerin gesucht hat, kam er schnell auf seinen Star aus Evil Dead. Jane Levy sieht man nach dem Ende ihrer Serie Suburgatory leider nur sehr selten, was unheimlich schade ist. Nur wenige ihrer Altersgruppe finde ich so talentiert und vielseitig wie sie. Als Rocky ist sie alles andere als das strahlende Final Girl. Sie ist sowohl Opfer als auch Täter und auch wenn sie eine schwere Kindheit hatte und ihrer kleinen Schwester ein besseres Leben bieten möchte, das eigene Wohl steht über dem Prinzip, immer das Richtige zu tun. Gerade das macht sie dann so real und greifbar und ich hab mir eingebildet immer genau zu spüren, was sie gerade empfindet.

Dylan Minnette (Goosebumps) als Alex ist der eigentliche Gute (soweit das hier überhaupt möglich ist) im Film, der all seine Straftaten nur deshalb begeht, weil er heimlich in Rocky verliebt ist. Er hat die Sympathien klar auf seiner Seite und wird zwischen seiner Zuneigung und seiner Vernunft, hin und her gerissen. Stephen Lang (Into The Badlands) schließlich wirkt alleine schon durch seine Ausstrahlung bedrohlich und auch optisch durch den Anblick seiner Augen. Wie effizient er seinen fehlenden Sinn ersetzt, das macht ihn dann trotz Momenten der Unbeholfenheit, zu einem unheimlich starken Gegner. Und ein „kranker“ Typ ist er zusätzlich auch noch.

Insgesamt daher für mich ein unheimlich spannender, von der Technik her innovativer und extrem stark gespielter Thriller, der mit Urängsten wie der vor der Dunkelheit spielt und dabei mit minimalem Aufwand, maximale Wirkung erzeugt. Besonders leicht hätte der Ablauf hier konstruiert wirken können, doch das tat er für mich zu keinem Zeitpunkt. Fede Alvarez hat somit seine Vielseitigkeit bewiesen und dass er derzeit einer der besten Genre-Regisseure ist und Jane Levy, nun, die ist offensichtlich immer super (sorry Emma Stone, aber ich habe eine neue Liebe).

„Don´t Breathe“ bekommt von mir 9,5/10 die negativen Seiten des Atmens kennen lernende Empfehlungspunkte.


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