Into the Badlands – Staffel 1 (Serienkritik)

Die Kriege dauerten so lange an, dass keine Mensch mehr genau wusste, wann das weltweite Chaos seinen Anfang nahm. In dieser Zeit der Dunkelheit und Angst erhoben sich sieben Männer und Frauen als Führer – sogenannte Barone – über den Rest der Leute und sorgten für eine neue Ordnung. Die Menschen suchten dringend Schutz benötigend ihre Nähe und wurden schon bald zu ihren Dienern. Schusswaffen wurden verbannt und Armeen trainiert, die sogenannten Clipper, die für ihre Kampfkünste gefürchtet sind.

Einer dieser Kämpfer ist Sunny (Daniel Wu) und er arbeitet nicht nur für den mächtigsten aller Barone Quinn (Marton Csokas), sondern er ist auch der beste Clipper in den gesamten Badlands. Da Quinn jedoch immer grausamer zu werden scheint und Sunny sich nach einem Leben mit seiner verbotenerweise schwangeren Freundin sehnt, sucht er nach einem Ausweg. Weis der junge M.K. (Aramis Knight), den er gerettet hat und der über Wissen und geheimnisvolle Kräfte verfügt, mehr über ein mögliches Utopia außerhalb der Badlands?

Into the Badlands Staffel 1

Alfred Gough und Miles Millar (zum Beispiel Smallville stammt von ihnen, aktuell The Shannara Chronicles), die beiden Schöpfer dieser Serie, arbeiten in der Film- und Serienwelt schon seit Jahren erfolgreich auf ihrem Gebiet. Die Story von Into the Badlands basiert lose auf der klassischen chinesischen Geschichte „Journey to the West“ und wird als „das Genre dehnendes Martial Arts Drama“ beschrieben. Stephen Fung (House of Fury, Tai Chi Zero) unterstützt die Serie als Executive Producer und als einer der beiden action directors. Mike Shinoda von der Band Linkin Park, hat übrigens das Titel-Thema komponiert.

Klingt nach einem schrägen, vielleicht sogar neuartigen Mix? Nun, genau das ist es auch. Nicht dass man als Kenner asiatischer Kampffilme nicht schon ähnliche Fights mehr oder weniger spektakulär in Szene gesetzt bewundern durfte, doch noch nie sah ich so etwas in einer amerikanischen Serie. Dann auch noch – bis auf ein paar Ausnahmen – auf unbekannte Gesichter zu setzen und die Hauptfiguren großteils mit Menschen mit den unterschiedlichsten Hautfarben (eben alles außer „amerikanisch rein weiß“) zu besetzen, das ist schon wirklich mutig für die USA. Richtig gut finde ich das auch noch, weil es gerade hier so angenehm unerzwungen wirkt und man keine politischen Absichten dahinter erkennt.

Nein, diese schöne Geschichte ist jetzt (trotz fehlender Massentauglichkeit) noch nicht vorbei, denn nach der sechs Folgen umspannenden ersten Staffel, wurde bereits eine zweite mit zehn Folgen in Auftrag gegeben. Ich bin ja ein Freund von Martial Arts Filmen und habe hier jede Szene genossen. Natürlich kommen auch Seile zum Einsatz und nicht jeder konnte vor den Dreharbeiten schon kämpfen, doch dies merkt man nur wenig, denn hier wurde eindeutig ordentlich trainiert. Geschmeidig gefilmt, ohne zu schnelle Schnitte, übersichtlich und flüssig im Ablauf, die Choreografie ist doch tatsächlich ausnahmslos gelungen. Vor allem der Schwerter-Fight von Sunny im Regen und der Kampf in der Bar von der toughen Baroness Widow, sind mir angenehm im Gedächtnis geblieben.

Mit Blut wird in einigen Szenen auch nicht gespart, doch verkommt die Gewalt nie zum Selbstzweck, sondern ist eben klar das Resultat, wenn zwei Menschen mit Waffen aufeinander losgehen. Das Blut hat dabei meiner Meinung nach eine sehr spezielle Farbe, was ich wohl am Besten als die Kampfkunst sehr schön ergänzendes „Kunst-Blut“ beschreiben würde. Neben der physisch aufgeladenen Atmosphäre und der ständigen Gefahr in der Luft, dass Konflikte eskalieren und in gewaltsamen Auseinandersetzungen ausgetragen werden, ist eine wichtige Ebene – wie sollte es auch anders sein bei mächtigen Männern und Frauen – die der psychischen Grausamkeiten, das Reigen der Intrigen im Reich von Quinn.

Into The Badlands Staffel 1 The Widow

Der gegenseitige Hass und das Misstrauen, dass hier unter dem oberflächlichen Deckmantel der Familie und Liebe zueinander herrscht, ist permanent spürbar und die daraus resultierenden Konflikte, ein logischer Prozess. Die Mischung hier ist einfach stimmig und die Szenen zwischen dem Kämpfen vermitteln sehr schön, dass die Beteiligten Menschen echt sind, Ecken und Kanten haben und dem Zuschauer nicht egal sind. Wie es in so einer Welt nicht anders sein kann, ist dann auch keiner strahlender Held oder gar unschuldig (bis auf eine Ausnahme vielleicht), jeder hat mindestens ein Geheimnis oder bereut gleich mehrere Taten aus seiner Vergangenheit.

Daniel Wu (The Man with the Iron Fists) als Sunny steht im Zentrum des Geschehens. Mit seinem Charisma und seiner Ausstrahlung, die Wissen zeigt und auch einschüchternd wirkt, versucht er vor sich selbst zu flüchten. Es wird sogar angesprochen: jeder will sein wie er, nur er selbst nicht. Seine kontrollierte Art lässt oft keine Gefühle nach außen durch, dafür ist es um so spannender, auf die feinen Nuancen in seinem Gesicht zu achten. Sein Schützling M-K. gespielt von Aramis Knight (Ender’s Game) ist da viel impulsiver und aufmüpfiger, was ihn und Sunny mehr als einmal in Bedrängnis bringt. Wie es mit ihm weitergeht und was es mit seiner Kraft auf sich hat, da gibt es noch viel Potential für Staffel zwei.

Großartig ist wieder mal Marton Csokas (The Equalizer) als Quinn, er kann Bösewichte einfach perfekt spielen und gleichermaßen deren Arroganz und Grausamkeit, aber auch die Faszination die so eine Persönlichkeit ausstrahlen kann, sehr bestechend vermitteln. Als seine zweite Frau hat mich Sarah Bolger (The Lazarus Effect) überrascht, denn sie hat hinter ihrem jugendlichen Aussehen, durchaus das Zeug perfide Pläne zu schmieden. Emily Beecham (Hail, Caesar!) als The Widow, die Erzfeindin von Quinn, hat nicht nur eine der besten Kampfszenen sondern spielt ihre Rolle auch mit einer manipulativen Coolness, dass man sich nur schwer ihren Argumenten entziehen kann.

Auch die restlichen Darsteller machen ihre Sache sowohl vom Schauspiel als auch bei den Actionszenen (sollten sie denn in einer vorkommen) sehr gut, ebenso tummeln sich hier ein paar Gaststars, die ich euch auch nicht vorenthalten möchte. Stephen Lang (Avatar) ist Waldo, der im Rollstuhl sitzende, alte weise Meister von Sunny, Lance Henriksen (Stung) ist der Guru Penrith, der Schwiegervater von Quinn und Cung Le (Dragon Eyes) ist ein Mönch, der beim Finale Sunny´s Fähigkeiten, bis zum äußersten strapaziert.

Das Ende präsentiert sich dann auch mit einem ordentlichen Cliffhanger und neben veränderten Machtverhältnissen innerhalb der Barone, dürfte es wohl nicht mit allen Darstellern, ein Wiedersehen in der neuen Staffel geben. Insgesamt daher für mich ein ungemein kurzweiliger Spass, mit wunderbar gefilmten und durchgeführten Martial Arts Sequenzen und einer faszinierenden feudal-martialischen Welt, in die man interessiert als Ausgleich zum Alltag eintauchen kann. Mal was anderes im Fernsehalltag und das kann man ja auch nicht allzu oft behaupten.

„Into the Badlands – Staffel 1“ bekommt von mir 8/10 den Kampf auf allen Ebenen gerade erst beginnende Empfehlungspunkte.

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