Avatar (Filmkritik)

Nach dem Tod seines Zwillingsbruders bekommt der querschnittsgelähmte Jake Sully (Sam Worthington) die für einen Marine einmalige Chance, auf dem fernen Planeten Pandora die dort einheimische Rasse der Na´vi zu treffen und von ihnen zu lernen. In einem aus menschlicher und außerirdischer DNA gezüchteten Avatar- Körper, begibt sich Jake unter der Leitung von Dr. Grace Augustine (Sigourney Weaver) auf Entdeckungsreise auf den Planeten, auf dem in Form von zahlreichen wilden Tieren hinter jeder Ecke tödliche Gefahren lauern könnten. Je tiefer Jake jedoch unter der Führung der Na´vi Prinzessin Neytiri (Zoe Saldana) Einblick in deren Kultur und Stammesrituale bekommt desto sicherer ist er sich, dass die wahre Gefahr von den Menschen selbst ausgeht.

Der nur ans Geld denkende Leiter der gesamten „Operation Pandora“ Parker Selfridge (Giovanni Ribisi), will die Na´vi nämlich so schnell wie möglich umsiedeln, denn unter deren Wohngebiet, verbirgt sich der wertvollste Rohstoff, den die Menschheit je gesehen hat. Werden die Verhandlungen nicht bald Früchte tragen, wird Parker den Befehl geben und der Planet wird mit voller militärischer Gewalt angegriffen. Jake muss sich schnell entscheiden, kämpft er auf der Seite der Menschen und ignoriert seine wachsenden Gefühle für Neytiri, oder schlägt er sich auf die Seite des faszinierenden Volks der Na´vi und verrät somit seine eigene Rasse?

Avatar

Hier ist er nun also, der Film des Jahres. Der erste James Cameron Film seit Titanic also seit 12 langen Jahren, wobei das entgültige Drehbuch zu Avatar angeblich bereits 1996 fertiggestellt wurde.

Eigentlich kann ich hier nicht wirklich eine Kritik verfassen weil ich von den Eindrücken noch so überwältigt bin. Zum letzen Mal habe ich mich nach Betrachten eines Filmes ähnlich gefühlt, als der damals bahnbrechende erste „Herr der Ringe“ Streifen vor meinen Augen über die Leinwand geflimmert ist. Was Cameron hier auf die Beine gestellt hat ist einfach nur WOW, der Wahnsinn. Wer diesen Film nicht beeindruckend findet, der hat wohl null Interesse an Science Fiction, Fantasy oder modernen Filmtechniken bzw. Tricks.

Zu Beginn gleich mal was über die Story, die – zwar nicht für mich – aber sicherlich für die Zyniker dort draußen den wohl einzigen echten Angriffspunkt dieses Filmes liefern könnte.
Die Handlung ist nicht gerade komplex oder neu, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass man auf Grund einer des visuellen Overkills dieses „Trip-Films“ einer schwer zu verstehenden Story gar nicht mehr folgen hätte können. Außerdem ging es Cameron hier sicherlich nicht darum, dass wir unsere grauen Zellen übermäßig anstrengen müssen.
Er wollte Bilder schaffen, die so noch nie dagewesen sind und den Zuseher einfach in eine völlig neue Welt eintauchen lassen und das ist ihm zu 100 Prozent gelungen.

Bei den klassischen Storyelementen fühlte ich mich außerdem sehr gut abgeholt.
Die Na´vi funktionieren als Wesen, die wieder mal zeigen wie habgierig und brutal der Mensch im Vergleich zu anderen Lebewesen sein kann, sehr gut. Die Liebesgeschichte zwischen zwei fremden Völkern kommt natürlich daher und wirkt nicht aufgesetzt. Die Mythologie ist faszinierend und nur ansatzweise, genau in der richtigen Dosis kitschig.
Der Humor kommt vor allem wegen der Figur des Jake Sully auch nicht zu kurz.

Man weiss bei ein paar Szenen zwar ganz genau, dass später in der Handlung darauf eine ganz bestimmte Szene folgen wird. Sehen will man diese Sequenzen aber trotzdem unbedingt, Langeweile durch mögliche Vorhersehbarkeit kommt hier nie auf.

Angeblich hat ja Cameron nach dem Betrachten der Figur des Gollum in den Herr der Ringe Filmen gesagt, dass nun die Technik weit genug ist, um einen Film wie Avatar realisieren zu können. Die Dreharbeiten wurden dann aber immer wieder verzögert, damit die Technik bzw. die Effekte auf den jeweiligen neuesten Stand „mitwachsen“ konnten.
Das hat dem Film sichtlich gut getan, würde sich jeder Regisseur einige Jahre Zeit nehmen um Effektfilme fertigzustellen, dann würde es wohl mehr in ihrer Gesamtheit perfekte Filme geben wie Avatar.

Pandora an sich wirkt wie aus dem Bilderbuch und wenn man sich genau umschaut, erkennt man immer wieder kleine Details, kahle oder schlampig animierte Lanschaftsteile habe ich nie gesehen. Auch die zahlreichen Tierrassen zeugen von der überquellenden Fantasie der Filmemacher und Camerons Liebe zu diesem Projekt, einige Szenen zelebrieren eben genau diese Schönheit der Natur, die Artenvielfalt und das Gefühl der Freiheit dort draußen. Dass die Raumschiffe und Angriffsroboter der Menschen natürlich auch perfekt animiert sind, brauch ich hier eigentlich gar nicht mehr erwähnen.

Der Film sollte große Anteile an fotorealistischen, aber computergenerierten Charakteren enthalten, die mit dem Motion-Capture-Verfahren animiert werden sollten. Durch ein Verfahren namens „virtual camera“ war es Cameron am Set möglich, die virtuellen Darsteller in Echtzeit mit den realen Schauspielern interagieren zu lassen.

Eine weitere Neuerung der Technologie war die performance-capture-stage.
Mit dieser Technik konnten auch Gesichtsausdrücke und emotionale Reaktionen der Schauspieler erfasst und am Computer verarbeitet werden. Bei dem Verfahren trägt der Schauspieler eine Kappe, an der eine kleine Kamera befestigt ist, die Gesicht und Augen aufnimmt. So war es Cameron möglich, über 95% des Schauspiels auf die digitalen Charaktere zu übertragen.

Tja, und das sieht man auch. Die Na´vi wirken oft realistischer, als ihre menschlichen Gegenspieler. Außerdem kann man in den blauen Gesichtern auch die echten Darsteller noch sehr gut erkennen.

Sam Worthington ist ja seit „Terminator: Salvation“ sowieso einer meiner neuen Lieblinge und hier ist er wirklich perfekt besetzt und zieht die Sympathie der Zuschauer schnell auf seine Seite. Ihm glaub ich einfach, dass er ein harter Hund sein kann, der aber auch in emotionalen Szenen zu überzeugen weiss.

Zoe Saldana, die Uhura aus dem neuen „Star Trek“ Film finde ich als Neytiri auch sehr gut, da man ihre Emotionen echt perfekt von ihrem blauen Gesicht und ihren grossen Augen ablesen kann, ohne dass man das Gefühl bekommt, sie müsste overacten, damit die Gefühle durch die Capture- Technik auch wirklich gut rüberkommen.

Sigourney Weaver, die als sarkastische Ärztin angeblich einen Teil der Persönlichkeit von James Cameron selbst darstellt, Michelle Rodriguez als Kampfpilotin mit grossem Herzen, Giovanni Ribisi als arroganter Firmenboss und Stephen Lang als eiskalter Militärführer runden das grossartige Schauspielensamble ab.

Cameron hat hier einen von ihm bis ins kleinste Detail durchdachten und überwachten Science Fiction-, Action-, Fantasy-, Abenteuerfilm geschaffen, der für die Zukunft des „übernatürlichen“ Kinos einen riesigen Schritt in die richtige Richtung bedeutet.

Das hier alles auch noch in 3D daherkommt, ist für mich da nur noch ein zusätzlicher Bonus, das hätte echt gar nicht mehr sein müssen, es ist aber wohl insgesamt als ein grundlegendes Element des gesamten Filmes gedacht und so funktioniert es auch perfekt, wie der ganze Rest des Filmes eben auch. Toll ist auch der exotische Score von James Horner, der ein bißchen wie ein Best Off seiner bisherigen Kompositionen funktioniert.

Wer sich also diesen Trip genehmigen will und etwas Neues erleben möchte, der sollte sich 2 Stunden und 40 Minuten seines Lebens Zeit nehmen und kann somit in eine Welt eintauchen, die einen völlig aus dem Alltag herausreisst und die eigene Fantasie wieder mal gehörig anregen kann.
Danke dafür Mister Cameron, wir sehen uns in 12 Jahren wieder.

Diesen Film sieht man nicht, diesen Film erlebt man!

Avatar bekommt von 9/10 perfekt gemachte und optisch überwältigende Empfehlungspunkte.


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