Ender’s Game – Das große Spiel (Filmkritik)

Als die Erde von den Formics – einer feindlichen Alien-Rasse – attackiert wird, ist nur dem legendären Flotten-Kommandanten Mazer Rackham (Ben Kingsley) der Sieg zu verdanken. Da ein neuerlicher Angriff bevor zu stehen scheint, sucht Colonel Graff (Harrison Ford) nach den talentiertesten Kindern, die in den Kampf gegen die Feinde aus dem All ziehen könnten. Einem schüchternem, aber strategisch brillanten Jungen namens Ender Wiggin (Asa Butterfield) wird die Chance geboten einer Eliteeinheit beizutreten, die diese vielversprechenden Kinder ausbildet. Beim militärischen Training meistert er diverse Kriegs-Simulationen mit Leichtigkeit und gewinnt so nach anfänglicher Anfeindung den Respekt seiner Mitstreiter. Graff sieht in Ender DIE neue große Hoffnung für seine Armee. Gemeinsam mit Mazer Rackham bereitet er Ender für eine epische Schlacht vor, die das Schicksal der Erde und der Menschen bestimmen wird …

Enders Game

Immer auf der Jagd nach dem nächstem potentiellen „Twilight“-Franchise, wagen sich Filmstudios auch an Bücher heran, die mehr als glitzernde Vampire, Werwölfe und Hexen zu bieten haben. „Ender’s Game“basiert auf einer Kurzgeschichte von Orson Scott Card, der das Potential seines Werkes erkannte und sie schließlich zu einem Roman erweiterte. Bis zum heutigen Tage hat die „Ender“-Serie zahlreiche Fortsetzungen, die das Universum weiter zum Leben erweckten und weitere sind noch in Arbeit. Card hatte lange Zeit Bedenken die Rechte zu seinem Buch zu verkaufen und entschied sich schließlich schon im Jahr 1996 selbst das Drehbuch zu „Ender’s Game“ zu verfassen. Doch erst im Jahr 2009 kam Bewegung in die Produktion des Films.

„Ender’s Game“ folgt den Geschehnissen rund um Ender Wiggin (Asa Butterfield – „Hugo Cabret“). Der Schüler der Battle School zeigt hohes Führungspotential und wird daher von Colonel Graff (Harrison Ford – „Cowboys and Aliens“) besonders unter die Lupe genommen und ohne dessen Wissen mehreren Prüfungen unterzogen, die Enders wahres Ich an den Tag bringen sollen. Der 12-jährige besteht alle diese Prüfungen mit links, zeigt jedoch eine gewisse Kaltschnäuzigkeit darin, seine Mitschüler in Simulationen zu opfern, wenn es darum geht sein Ziel zu erreichen. Doch anscheinend ist es genau das, was Graff sucht.

Gavin Hood, der unter anderem beim ersten „Wolverine“-Spin-Off Regie führte (meiner Meinung nach nicht unbedingt eine Leistung mit der man angeben kann und will), zeigt den Zusehern eine optisch sehr ansprechende Welt, die nichts zu wünschen übrig lässt. Realistisch wirkende Effekte sorgen für ein angenehmes Feeling und besonders die Schwerelosigkeit wurde sehr gut getricktst. Vor allem die Trainings-Situationen, bei denen sich verschiedene Teams mit Strahlenkanonen gegenseitig bekämpfen sind visuell beeindruckend geraten. Ähnliches gilt für die komplexen Kampfsimulationen gegen Ende des Films, bei denen man als Zuseher nicht nur Geballer sieht, sondern tatsächlich eine Ahnung von Ender’s Strategien bekommt.

Die Handlung wirkt stellenweise sehr gehetzt und so scheint es etwa in der Mitte des Films, dass Ender alle paar Minuten befördert wird. Da sagt sein erster Ausbilder in der Akademie, dass er nie vor Ender salutieren wird, nur um 15 Minuten später mit nassen Augen und für den Zuseher eigentlich unverdienten und nicht nachvollziehbarem Respekt vor dem schmächtigen Burschen zu salutieren. Es ist schön und gut zu etablieren, dass Ender eine Grund-Begabung für Strategische Leistungen hat, aber so ganz nachvollziehen kann man die Entwicklung vom Außenseiter zum genialen Anführer nicht. Als ich einem Freund von mir die Handlung erklärte, kamen gleich ein paar Fragen, die ich nicht wirklich beantworten konnte. Warum Kinder? Gibt es keine talentierten Erwachsenen, die die gleichen Fähigkeiten wie Ender haben, aber eine höhere emotionale Reife? Ist es eine gute Idee Kinder/Jugendliche in eine Machtposition zu versetzen, in der selbst Erwachsene sich ihren Launen fügen müssen?

SPOILER Und warum schnalzt man dem Zuseher am Schluss das Konzept der Telepathie hin, wenn davon zuvor nie die Rede war? Darüber ärgerte ich mich wirklich, da es für mich hier einfach nicht hinein passte. Meines Erachtens hätte der Film von 30 Minuten mehr Spielzeit sehr profitiert, denn die entscheidenden Schlachten am Ende dauern nur 5 Minuten und so kommt die volle Tragweite von ihnen nicht wirklich zur Geltung. Außerdem wird dem Zuseher nicht wirklich erklärt warum Ender nun Menschen opfern musste und ob nun alle Kämpfe wirklich echt waren oder nur der Letzte. Als Ender am Schluss zusammenbricht weil er (unwissentlich) Genozid begangen hat, ist es noch unverständlicher, warum er gleich danach befördert wird. Wie gesagt, Machtpositionen für emotional instabile Personen scheinen einfach keine besonders gute Idee zu sein. SPOILER ENDE

Asa Butterfield als Ender erinnerte mich ein wenig an Kirsten Stewart, denn ebenso wie seine Kollegin (nein sie kommt in diesem Film nicht vor), scheint es, als habe er in dem ganzen Film nur einen Gesichtsausdruck, wenngleich er ihn manchmal mit tränennassen Augen aufpeppt. Nachdem er in „Hugo Cabret“ doch Talent zeigte, scheint es, als ob er so die Distanziertheit, die Ender gegenüber seiner Umwelt fühlt, verdeutlichen wollte.

An seiner Seite hat Butterfield gleich 2 oscarnominierte Schauspielerinnen. Hailee Steinfeld (True Grit) als Enders‘ Kollegin und angedeuteten Schwarm (immerhin sind sie im Film noch Kinder, also bleibt es auch dabei), die als emotionaler Anker für Ender fungiert und ein Stück weit seine Schwester ersetzt, mit der er auf der Erde eine tiefe Verbindung hat. Seine Schwester Valentine wird von Abigail Breslin (The Call) gespielt, die leider nur einen kurzen Auftritt im Film hat, aber auch noch als Computersimulation (bei der sie sich im Film viel Mühe gegeben haben) auftaucht.

Herzlich unsympathisch ist Harrison Ford (Mann, ist der alt geworden). Er sieht in Ender nur ein Mittel zum Zweck und schert sich einen Dreck um dessen Wohlbefinden. Ben Kingsley (Iron Man 3) als Mentor und Lehrer von Ender fällt in die gleiche Schiene, wenngleich man bei ihm Anfangs noch das Gefühl hat, das er auch Interesse an Ender hat und in ihm nicht nur eine Art Messias sieht.

Fazit: „Ender’s Game“ war für mich ein recht durchwachsenes Kino-Erlebnis. Er findet nicht die richtige Balance bei dem Erzähltempo und schafft es nicht wirklich zu vermitteln, warum Ender nun so ein wahnsinniges Genie ist, das im Alter von 12 Jahren die einzige Hoffnung der Menschheit zu sein scheint.

„Ender’s Game“ bekommt von mir 6,5/10 simulierten Punkten


4 thoughts on “Ender’s Game – Das große Spiel (Filmkritik)

  1. Ein typischer Fall in dem der Trailer Erwartungen weckt die der Film nicht einmal im Ansatz erfüllen kann – hier wird 90% der Action angeteased und in Wirklichkeit ist das Grundthema ein ganz anderes.

    Naja ich kannte den Trailer nicht und hatte mich auch sonst nicht vorab informiert und fand den Film über weite Teile langweilig – und ja ein 5 Minuten Showdown bei einem 2 Stunden Film ist zu wenig!

    • Ich hab jetzt mit dem Buch angefangen und da dauern die Events über 5 Jahre. Ender beginnt seine Ausbildung schon im zarten Alter von 6!

      Und – großer Unterschied – Ender ist sich im Buch der Beeinflussung von Graff vollkommen bewusst und verbalisiert seinen Frust auch.

      Bin noch gespannt wie der Endkampf im Buch abläuft, da erhoffe ich mir ein bisschen nähere Erklärung, nachdem mich der Film so schmählich im Unklaren gelassen hat.

        • Soda, ich habe nun das erste Buch zu Ende gelesen.

          SPOILER: Es waren alle Kämpfe, die auf dem Alienplaneten am Computer als „Simulation“ statt gefunden haben, reale Kämpfe, bei denen Ender die Flotte der Erde gegen die Aliens in die Schlacht geführt hat. Im Buch wird das auch ganz spezifisch noch einmal erwähnt. SPOILER ENDE

          Das Buch kann ich durchaus empfehlen!

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