Paranoia – Riskantes Spiel (Filmkritik)

Adam Cassidy (Liam Hemsworth) ist nur einer von vielen Angestellten der großen gesichtslosen Wyatt Corporation. Als er entlassen wird, da man mit seinem aktuellen Projekt nicht zufrieden ist, nimmt Adam die Firmenkreditkarte, die sich noch in seinem Besitz befindet und macht mit seinem Kollegen einen drauf.

Sein ehemaliger Chef Nicholas Wyatt (Gary Oldman) findet das leider eher weniger lustig und droht Adam damit, ihn wegen Kreditkartenbetrugs anzuzeigen, es sei denn er erklärt sich bereit, seinen ehemaligen Mentor und mittlerweile größten Rivalen Jock Goddard (Harrison Ford) auszuspionieren. Bald muss Adam merken, dass die Industriespionage ein gefährliches Pflaster ist und sein alter Chef schon mal über Leichen geht, um zu bekommen was er will.

Paranoia

Dieser Film basiert auf dem Roman mit zumindest im Englischen gleichnamigem Titel. Im deutschsprachigen Raum heißt die Geschichte übrigens „Goldjunge“ und irgendwie ist klar, warum dieser Titel nicht für den Film übernommen wurde. Regie führte an dieser Stelle übrigens Robert Luketic der mit „Natürlich Blond“ oder „Die nackte Wahrheit“ eher für seine Komödien mit wechselndem Unterhaltungsfaktor bekannt ist.

Nun soll es also ein spannender Krimi sein. Gleich vorweg, es gibt einige herausragende Elemente in diesem Film und manche, die dafür sorgen dass er dann doch irgendwie hinter seinem Potential zurückbleibt. Aber bevor an dieser Stelle geschimpft wird möchte ich zuerst die Dinge erwähnen, die hier gut gelungen sind – angefangen allem voran mit der Geschichte an sich. Wer hätte es gedacht, aber auch die Welt der Industriespionage ist ein gefährliches Pflaster.

Entsprechende Mitarbeiter haben hier eine kürzere Lebenserwartung, wie der durchschnittliche Bösewicht in einem James Bond Film. In dieser Umgebung hat Adam allen Grund sich um sein Wohlbefinden zu sorgen und als Zuschauer versteht man auch wieso. Jeder seiner Schritte wird genauestens überwacht und die Tatsache, dass alle seine Vorgänger bei einem „Unfall“ gestorben sind, ist nicht gerade beruhigend.

Ein wahnsinnig großer Teil dieser Atmosphäre ist Gary Oldman (Batman Begins) zu verdanken. Der strahlt hier eine wahnsinnige Präsenz aus, indem er ruhig seinen Tee trinkt, nur um zwischendurch sein wahres Gesicht zu zeigen. Als Nicholas Wyatt geht er für seine Firma über Leichen und wirkt zwischendurch wie ein Raubtier, das keine Probleme damit hat, seine Strohmänner mehr oder weniger persönlich zu zerfleischen, wenn es die Situation erfordert.

Dem gegenüber steht Harrison Ford (Ender’s Game), der hier als Jock Goddard Wyatts ehemaligen Mentor und mittlerweile Rivalen gibt. Goddard wirkt auf den ersten Blick weniger bedrohlich, manipuliert aber seine Umgebung gerne, um zu bekommen was er will. Auch er würde alles für seine Firma tun, und ist alleine aus diesem Grund jemand, vor dem man sich in acht nehmen sollte. Und wo ist Adam? Gefangen zwischen den Beiden!

Optisch ist der Film sehr gut gelungen und das trotz seines verhältnismäßig kleinen Budgets von gerade einmal 35 Millionen Dollar. Hier hat man bewusst und großzügig auf Effekte aus dem Computer verzichtet und das Geld stattdessen sinnvoll investiert und zwar in die Ausstattung. Vom Outfit der jeweiligen Darsteller bis hin zu den Drehorten sieht hier alles so verdammt teuer aus, dass man keinen Moment daran zweifelt, die Reichen und Schönen könnten wirklich so leben.

Aber halt, es gibt dann doch Computereffekte, doch die beschränken sich auf Zusatzinformationen in gezeigten Videofeeds. Nachdem beide von Adams Arbeitgeber jeweils einen Technologiekonzern leiten, passt das aber und verstärkt nebenbei das Gefühl der perfekten Überwachung. Klingt doch bisher nach einem tollen Film, gäbe es nicht zwei große ABER!

Das erste Problem ist, und es tut mir beinahe leid das sagen zu müssen, der Hauptdarsteller. Während sein großer Bruder Chris Hemsworth (Thor – The Dark Kingdom) eventuelle schauspielerische Defizite leicht mit seinem Charme ausgleichen kann, fehlt sogar besagter Charme bei seinem kleinen Bruder Liam (The Expendables 2) völlig. Zwar würde ich nicht sagen Liam Hemsworth ist ein schlechter Schauspieler, aber er ist definitiv kein guter und verliert gerade neben Oldman und Ford völlig.

Das zweite Problem ist verbunden mit der Tatsache, dass es sich hier um die Verfilmung eines Romans handelt. Zwar gibt es Geschichten, die den Sprung von den gedruckten Seiten zu den bewegten Bildern relativ unbeschadet überstehen (z.B. Die Tribute von Panem), leider zählt „Paranoia“ aber nicht dazu. Irgendwie hat man das Gefühl, dass man mindestens die doppelte Laufzeit gebraucht hätte, um der Geschichte wirklich gerecht zu werden. Hier wird sehr viel nur kurz angeschnitten, wobei der Film jedes Mal an Fahrt verliert. Leider ist auch das Ende nicht besonders kreativ ausgefallen und auch hier kann man dementsprechend nicht punkten.

Auch zu sehen, wenn auch nur kurz dabei sind noch Josh Holloway (Mission Impossible 4) als FBI Agent, Julian McMahon (R.E.D.) als kaltblütiger Killer und Amber Heard (Drive Angry) als potentieller Love Interest.

Alles in allem ist „Paranoia“ ein Film, der einen großen Teil seines Potentials damit verschenkt, sich in Details zu verlieren, statt eine runde Geschichte zu präsentieren und einen weiteren Teil mit einem über lange Strecken uncharismatischen Hauptdarsteller.

Der Film „Paranoia“ bekommt deshalb von mir 6,5/10 um sein Leben spionierende Empfehlungspunkte.


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