Tödliches Spiel – Would You Rather (Filmkritik)

Als Waise hat es Iris (Brittany Snow) nicht leicht. Nicht nur dass sie mit ihrem eigenen Leben klar kommen muss, sie kümmert sich auch aufopferungsvoll um ihren todkranken Bruder. Für eine Ausbildungen bleibt keine Zeit, gut bezahlte Arbeitsplätze sind unerreichbar und sogar die schlechter bezahlten Jobs lassen auf sich warten. Auch wenn sie es nach außen nicht zeigen will, Iris ist verzweifelt.

Durch den Arzt ihres Bruders lernt sie unerwartet den mysteriösen Superreichen Shepard Lambrick (Jeffrey Combs) kennen, der ihr verspricht, alle ihre Probleme lösen zu können. Geld spielt keine Rolle und ein Spender für die nötige Transplantation wird auch ohne Warteliste sofort aufgetrieben. Alles was Iris dafür tun muss, ist an einem Spieleabend teilzunehmen und zu gewinnen. Klingt zu gut um war zu sein? Ist es auch, denn erst als es für die junge Dame zu spät ist bemerkt sie, dass an diesem Abend der Einsatz das eigene Leben ist.

Would You Rather Film

„Would You Rather“ oder auf deutsch „Würdest du lieber“ nimmt die Grundidee des eigentlich harmlosen und höchstens zu angeregten Gesprächen führenden Partyspieles (Fragen wie z.b. „Würdest du eher mit dem besten Freund deines Liebhabers oder mit dem Liebhaber deines besten Freundes schlafen wollen“ kommen da vor, alles was einfällt ist erlaubt) und führt die Fragen weiter in eine vor allem körperlich ziemlich ungemütliche Richtung. Für Regisseur David Guy Levy ist dies nach einigen Kurzfilmen erst der zweite abendfüllende Spielfilm. Was dabei rausgekommen ist wirkt aber nicht nur routiniert, sondern ist gleich auf mehreren Ebenen ein spannendes Erlebnis geworden.

Der kammerspielartige Thriller spielt die meiste Zeit in einem einzigen Raum, wo acht ausgewählte Personen rund um einen großen Tisch nebeneinander Platz genommen haben. Keiner weiß was jetzt genau auf sie zukommen wird doch jeder denkt, dass es in ihren Leben nur mehr besser werden kann. Oder die Rettung eines geliebten Menschen lässt sie jeden Zweifel überwinden. Menschen, die gerade nicht mehr weiter wissen und denen eine mehr oder weniger große Menge Geld beim Lösen ihrer Probleme helfen würde, sind wohl auf der Welt so zahlreich wie der Sand am Meer.

Dass auch jeder käuflich ist wird schon zu Beginn klar, wenn ein beinahe lebenslanger Vegetarier mit zehntausend Dollar zum Steak essen gebracht wird und ein über zehn Jahre trockener Alkoholiker, der sehr stolz auf seinen Lebenswandel ist, für den richtigen Preis einen Dekanter voller Scotch austrinkt. Danach, bevor die Spiele richtig losgehen, können die Gäste das Gebäude verlassen, aber natürlich tut dies niemand.

Was nun beginnt sind eine Reihe von Spielen, die mit Elektroschocks beginnen, die man entweder lieber sich selbst oder seinem Nachbarn verabreichen kann, und sich mit der Zeit in immer ungesundere Bereiche vortasten. Dabei verlässt sich der Film nie auf die blutigen Effekte, die zwar Teil der Sache aber nicht der Höhepunkt/Schwerpunkt sind, sondern verlässt sich voll und ganz auf die unheimlich ungemütliche Grundstimmung und die starken Performances der beiden Hauptdarsteller.

Vor allem Jeffrey Combs (Parasomnia) als Gastgeber dieses grausamen Spiels, wächst über sich selbst hinaus. Moral? Menschlichkeit? Nein, nur das Spiel zählt und der daraus resultierende Unterhaltungswert. Wie er seine Gäste mit seiner überheblich selbstsicheren Art immer wieder aus der Reserve lockt und provoziert und dabei ständig unterschwellig signalisiert, dass der einzige Weg hier heraus nur für den Gewinner offen steht, ist wirklich großartig, eben eine fiese Mischung aus gruselig und präpotent.

Auch wenn keiner negativ auffällt, wirklich einigermaßen mithalten kann da nur Brittany Snow (Pitch Perfect), die auch als Produzentin fungierte, was die Wichtigkeit dieser für sie eher ungewöhnlichen Rolle (ich kenne sie eher aus harmlosen Komödien), klar schon im Vorfeld zeigt. Man kann richtig schön beobachten, wie ihre Prinzipien sich langsam auflösen und ihre Bruderliebe bzw. ihr damit verbundener Egoismus, am Ende die Menschlichkeit besiegt. Unter den restlichen, eher unbekannten Gesichtern ist mir nur mehr John Heard´s aufbrausende Art (Sharknado) und Ex-Adult Star Sasha Grey (The Scribbler) als eiskalte Schlampe in Erinnerung geblieben.

Außer einem kurzen Spannungs-Durchhänger in Form eines Fluchtversuches, der wohl aber nötig war um die Spiele aufzulockern, ist dies also ein wirklich durchgehend spannender und ungemütlicher Thriller, der auch zum über sich selbst Nachdenken anregt und mit einem echt bitteren Ende aufwarten kann, das aus moralischer Sicht für mich fast schon wieder ironisch war und mir ein (vielleicht unpassendes) Schmunzeln entlocken konnte.

„Would You Rather“ bekommt von mir 7,5/10 den Verlust der Ethik für ein angeblich besseres Leben in Kauf nehmende Empfehlungspunkte.


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