Best Of Worst Case: Sharknado (Filmkritik)

Ein Tornado zieht nicht unweit von LA über den Ozean und reißt Hunderte Haifische verschiedenster Art aus dem Wasser mit sich und bewegt sich in Richtung Land. Auf seinem Weg quert er auch ein Fischerboot und kommt schließlich in LA an.

Das ist natürlich alles anderen als optimal, denn gleich direkt neben dem Strand hat Fin (Ian Ziering) seine Bar, in welcher auch Nova (Cassie Scerbo) arbeitet und in der sich George (John Heard) immer wieder regelmäßig betrinkt. Als der „Sharknado“ also über den Ozean zieht treibt er alle Haie in Richtung Strand und sorgt noch dazu für übergroße Wellen, was die Bar zerstört.

Auf der Flucht vor dem Tornado mit den Haien, oder eigentlich besser formuliert: Vor den unglaublichen Wassermassen, die der Tornado mit sich reißt und damit alles überschwemmt, machen sich Fin und seine Kumpel auf den Weg ins Landesinnere, denn Fins Exfrau April (Tara Reid) und Tochter wohnen in der Nähe von LA (auf einem Hügel) und Fin hat Angst um die beiden, denn – wie sich herausstellt – wird das Haus (auf einem Hügel!!) überflutet …

Sharknado Film

 

Wer noch nichts von „Sharknado“ gehört hat, hat die letzten Wochen wohl wenig internationale Zeitungen gelesen oder das Internet in Summe ignoriert. Es gab x Berichte über den Film, der als „schlechtester Film aller Zeiten“ gehandelt wurde und nach dreimaliger Ausstrahlung im SyFy-Channel dann sogar aufgrund seiner Popularität eine Kinoauswertung (in ausgewählten Kinos) bekam. Kurzum: Der Film ist ein Phänomen. Vor allem deshalb, weil er – trotz seiner absolut genial-abartigen Ausgangslage – so richtig schlecht ist.

Es fällt schwer anzufangen, wenn man nicht weiß, wo. Hier aufzuzählen was an dem Film alles schlecht ist, würde jeden Rahmen sprengen, darum fange ich damit erst gar nicht so richtig an, sondern versuche nur zu vermitteln, was geneigte Zuseher bei „Sharknado“ erwartet:

Da haben wir mal die technische Seite des Films, bei der es keine zwei Szenen hintereinander gibt, die von so etwas wie „Continuity“ gehört haben. Ob es jetzt „große“ Szenen betrifft:
Ein Stau in einem Tunnel, die Protagonisten kommen noch durch, hinter ihnen bricht eine Sintflut in den Tunnel. Sie bleiben stehen, wollen denen hinter ihnen helfen. Da ist das Wasser ungefähr so hoch wie die Mitte eines Autoreifens. Aus dieser Tiefe springen dann Haie hervor (die höher sind als das Wasser tief ist) und beißen Menschen zu Tode, die mit den Haien ins Wasser kippen (die nicht mal untergehen würden, weil sie dicker sind als das Wasser tief …)
oder hin zu „kleinen“ Szenen:
ein Dialog durch die Winschutzscheibe gefilmt, bei dem zwischen zwei Personen hin und hergeschnitten wird und bei dem sich unter dem Scheibenwischer eine nasse Zeitung verfangen hat. Aber nur im ersten, fünten, siebten, achten, und elften Bild :-).

Davon abgesehen, dass es offensichtlich ist, dass der Film bei Schönwetter gedreht wurde, weil sich die CGI-Profis wohl nur bei spektakulären Szenen die Mühe angetan haben, den Himmel dunkel und torndavoll zu machen. Unglaublich. Von den peinlichsten CGI-Szenen, die ich seit langem gesehen habe (Auto fährt bei Wasser vorbei) einmal ganz abgesehen.

Inhaltlich bräuchte ich wohl nicht viel zu erwähnen, ich tue es dennoch: Das Fischerboot am Anfang kommt nie wieder vor. Dann werden am Strand gefühlte hundert Menschen von Haien zerfleischt und die Protagonisten sitzen gleich darauf in ihrer Bar und einer der Kerle beschwert sich (ernsthaft!) darüber, dass er am Bein angebissen wurde (eine Miniwunde) und alle scherzen und lachen. Nochmal: Fünf Minuten davor wurden 10 Meter neben ihnen (und sie waren mittendrin) x Leute zerfleischt. Alles halb so wild, klar. Dann fliehen sie in ein Haus auf einen Hügel … und dann wird das Haus innen überschwemmt (innen!!!), wovon? Keine Ahnung, vielleicht ging das WC über. Aber dass dann da noch ein riesiger Hai drin ist (wo kam der her? Auch aus dem WC?), der übrigens nach Belieben seine Größe wechselt (nochmals: Wassertiefe und Haigröße), bis dahin, dass er vier Pumpgunschüsse aus nächster Nähe aushält (kurz davor wurde ein Hai mit einem Billardqueue erstochen und blieb tot). Als dann die Flucht gelingt explodiert das Wasser vom Inneren des Hauses nach draußen und das ganze Haus stürzt ein. Warum? keine Ahnung. Vielleicht weil es cool ist.

Außerdem sind viele Szenen in der Stadt gefilmt, da unser „Heldenteam“ ja immerzu auf der Flucht ist vor … hm. Ich kann es immer noch nicht genau sagen, ich glaube immer noch vor dem Tornado und den Haien, ich weiß es aber nicht genau, weil ALLE ANDEREN MENSCHEN IN DER STADT DAS SCHEINBAR NICHT MITBEKOMMEN HABEN. Ehrlich. Es gibt eine Szene in einem Geschäft, wo im Hintergrund Leute seelenruhig und normal einkaufen, während im Vordergrund unsere Protagonisten völlig gestresst fast „auszucken“, weil sie es so eilig haben. Oder der Verkehr in der Stadt, der völlig normal weitergeht. Da wird eine Gruppe von 30 Kindern und deren (dicker) Buschaffeuer von unseren Helden gerettet (übrigens zieht eine(!) Person alle miteinander hoch und fängt nicht mal zu schwitzen an. Hut ab, ehrlich. Die anderen drei stehen nur herum und gucken zu) – auch keine Ahnung wovor, denn erneut – das CGI-Wasser ist anfangs knöcheltief. Ich weiß nicht mal, warum der Bus nicht von selbst weiterfährt … – und im Hintergrund fahren ganz normal entspannt Leute vorbei. Ich glaube sogar ein Auto gesehen zu haben, dass Strandsachen im Kofferraum hatte. Echt jetzt.

Das alles beschreibt den Film ziemlich gut. Und wisst ihr was? Er ist ein HAIdenspaß. Echt jetzt. So viel Mist auf einen Haufen habt ihr schon so ewig nicht mehr gesehen, dass ich garantiere, dass euer Hirn nach spätestens 20 Minuten euer Logikzentrum völlig runtergefahren hat und euer Hysterisches-Lachen-Zentrum auf Hochtouren läuft. Meine Theorie ist ja, dass wenn sich ein geistig gesunder Mensch mit 100% logischem Verstand diesen Film ansehen würde, er/sie danach Suizid begehen müsste, weil es in einer logischen Welt einfach nicht passieren kann, dass so ein Film überhaupt gemacht wird und dann auch noch ins Fernsehen/Kino/DVD kommt. Allein dafür muss man diesen Film fast lieben.

Leider baut er ob der coolen Szenen ab der Hälfte ab und die Luft ist halbwegs raus, dann wiederholt sich die Sache nur noch und das Finale ist ziemlich langweilig geraten. Es gibt die eine oder andere peinliche Dialogszene (super!) und die eine oder andere peinlich-witzige Aktion (Motorsäge), aber in Summe hat man nach der Hälfte alles gesehen, was zu zu sehen gibt.

Oh, noch ein Wort zu den Darstellern – Ian Ziering (primär als Stimme/Schauspieler in TV-Serien bekannt, zB „Biker Mice From Mars“) gibt sich offenbar tatsächlich Mühe und nimmt die Sachen die er sagt auch wirklich ernst – was ich spitze finde. Die Rambo-Tussi Cassie Scerbo (aus der „Make it or Break it!“ und „Randy Cunningham, der Ninja aus der 9. Klasse) ist einfach unglaublich cool und auch DER Charakter im Film, den man sofort mag (ja, das schafft sie … übrigens erinnert sie mich ein wenig an Brooke Hogan). John Heard (aus „Kevin allein zu Hause 1 und 2“) ist witzig und gut, auch wenn er total verschenkt ist und – jetzt kommt es – warum Tara Reid (American Pie, Scrubs) gecastet wurde ist mir nicht klar. Abgesehen davon, dass sie unsympathisch ist hoch Drei, sieht sie noch dazu aus, als hätte sie drei Nächte lang durchgesoffen und als hätte ihr jemand vor dem Dreh noch ein paar Mal ins Gesicht geschlagen. Irre. Uwe Boll hatte Recht – die Frau kann es nicht. Es ist schon eine Kunst sogar in so einem Film schlecht aufzufallen (wobei sie in „Scrubs“ eigentlich super war).

Fazit: Meine Güte. Das ist bis dato der trashigste Trashfilm, den ich gesehen habe. Tatsächlich so trashig, dass er so knapp am richtig schlecht sein entlangschrammt, dass es streckenweise schon fast nicht mehr witzig ist. Gottseidank bin ich darin geübt, diese Dinge humorvoll zu nehmen und bin voll auf meine Kosten gekommen.

„Sharknado“ bekommt von mir 2 von 10 die Bewohnern von LA mit schlechten CGI-Haien zukleisternde und leider ab der Hälfte nachlassende Punkte

Best of Worst Case-Urteil (Trashfaktor: 9,5):
Trashiger geht es nicht mehr. In allen Belangen. Effekte, Drehbuch, Schauspiel, Schnitt – völlig egal. Dieser Film ist in punkte Trash nur sehr schwer zu toppen – zumal es kein Amateurfilm ist, sondern ein Studiofilm, kann ich nur sagen: Muss man gesehen haben, um zu wissen, wieviel in einem einzigen Film schiefgehen kann.

Fazit: Ein Fest für die Lachmuskeln. Dennoch ab der Hälfte enttäuschend.
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2 thoughts on “Best Of Worst Case: Sharknado (Filmkritik)

  1. Hier gebe ich dir in allen Punkten uneingeschränkt Recht. Bin ja nun niemand der Logik unbedingt braucht, aber wenn so einige Naturgesetze (Tornados lassen sich durch selbstgebaute Bomben offensichtlich stoppen, warum ist da früher niemand drauf gekommen?) umgeschrieben werden ist selbst bei mir die Schmerzgrenze schon so gut wie erreicht. Btw Tara Reid hätte ich den Tod wirklich vergönnt.Aber das Leben ist kein Wunschkonzert…

  2. Hui, das war der schlechteste Asylum Film, den ich bisher gesehen hab. Lustig war er trotzdem, der schlechte Schnitt und die wirklich blöd gewählten Einstellungen waren aber manchmal schon mehr lästig als lustig.
    Motorsäge war das Highlight!

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