Elysium (Filmkritik)

Max (Matt Damon) wird an seinem Arbeitsplatz unverschuldet einer letalen Dosis radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Die Reaktion seines Arbeitgebers? Er bekommt ein Medikament, um ihm die 5 Tage, die von seinem Leben bleiben, erträglich zu machen. Heilung wäre durchaus möglich – auf Elysium. In diesem Luxuswohnort leben die Reichen und Schönen und dort gibt es Geräte, die eine Vielfalt an Krankheiten heilen können. Zugang zu dieser Technologie haben nur die Bewohner von Elysium. Schlepper wie Spider (Wagner Moura) verlangen eine Menge Geld für einen Transport nach Elysium, oder im Fall von Max einen Gefallen. Gemeinsam mit seinem Freund Julio (Diego Luna) muss Max versuchen den Auftrag zu erledigen, bevor er selbst erledigt ist…

elysium

Der Südafrikaner Neill Blomkamp machte im Jahr 2009 mit „District 9“ erstmals von sich reden. Mit „nur“ 30 Millionen Dollar produzierte er einen gesellschaftskritischen Science-Fiction-Film, etwas das sich wider Erwarten nicht gegenseitig ausschließen muss. Dank ein bisschen Starthilfe von niemand geringeren als Peter Jackson (The Hobbit), der als Produzent fungierte, heimste Blomkamp gleich mehrere Oscar-Nominierungen ein. Ganz nebenbei war der Film auch noch finanziell erfolgreich und spielte 211 Millionen Dollar ein. Da war es ja klar, dass man von Blomkamp noch einmal hören würde. Für „Elysium“ wurde sein Budget „leicht“ erhöht und zwar auf 100 Millionen Dollar.

Gleich zu Anfang bekommt man die Erde in ihrem Ist-Zustand präsentiert. Im Jahr 2154 ist sie ein einziger, riesiger Slum der im krassen Gegensatz zu Elysium steht. Ein bisschen fühlt man sich hier an die Welt in „WALL•E“ erinnert, verlassene Gebäude, alles fällt auseinander und wirkt verwahrlost. Elysium kommt eigentlich fast zur Gänze aus dem PC und das sieht man meist auch recht deutlich. Elysium ist eine grüne Oase im dunklen Weltraum und so reihen sich an der Oberfläche grüne Gärten so eng aneinander, dass es schon fast wieder beengend wirkt. Technische Räume werden durch allerhand Grünzeug „aufgewertet“. Ehrlich gesagt fand ich es leicht befremdlich im Serverraum von Elysium japanische Kirschblüten zu sehen, die sich sanft im Lufthauch der Kühlventilatoren bewegen. Selbst auf dem Landedeck sind die zarten Blüten zu finden.

Die Story hat nicht genug Finesse um die gewollte Sozialkritik zur Gänze zu transportieren, denn sie wird stellenweise einfach zu plakativ eingesetzt. Die Reichen sind egoistisch und böse, die Armen sind krank und schwach und wissen sich nicht wirklich zu helfen. Gelungen sind Parallelen zur heutigen Welt, wie etwa die Existenz von Schleppern, die die Kranken und Verzweifelten ausbeuten, die im Gegentausch (mit viel Glück) auf Elysium von diversen Krankheiten geheilt werden möchten. Doch die Regenten der Raumstation schicken die Asyl suchenden entweder postwendend auf die Erde retour, natürlich ohne sie vorher durch die schicken Maschinen zu heilen, oder schießen sie gleich vom Himmel. Womit wir wieder bei Reich = Böse wären.

Neben Max‘ Kampf ums eigene Leben, was für mich schon genug an Stoff gewesen wäre, muss der Totkranke noch als Industriespion herhalten. À la „Vernetzt“ speichert er Daten in seinem Kopf, die natürlich nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Daten in dem Kopf eines Menschen mit „Ablaufdatum“ zu speichern finde ich persönlich ja leicht riskant, aber offensichtlich kann man bei solchen Jobs nicht allzu wählerisch sein.

So alt wie hier hat man Matt Damon (Contagion) wohl noch nie gesehen. Nichts mehr erinnert an den durchtrainierten, geheimnisvollen Geheimagenten Jason Bourne. Als Max erfährt er am eigenen Leib, dass das Justizsystem keinen Sinn für Humor hat, was ihm gleich zu Anfang eine Verlängerung seiner Bewährungsstrafe einbringt. Als er um sein Leben kämpft, wird er unfreiwillig zum Werkzeug im Kampf gegen die Klassengesellschaft. Ausgestattet mit einem mechanischen Exo-Skelett soll er im Gegenzug für den Transport nach Elysium Daten aus dem Gehirn eines hochrangigen Wirtschaftsmagnaten stehlen. Doch so einfach wie der Plan auf dem Papier aussieht, ist er natürlich nicht. Und so muss Max nicht nur um sein Leben fürchten, sondern auch um das seiner Freundin Frey (Alice Braga), die wiederum versucht, das Leben ihrer leukämiekranken Tochter zu retten.

Diego Luna (Contraband) nahm die Rolle von Julio an, ohne überhaupt zu wissen, worum es in dem Film nun geht (was seinem Agenten einen halben Herzinfarkt bescherte). Es ist dem erfahrenen Filmschauer schon von Anfang an klar, was im Laufe des Filmes mit ihm passieren wird. Luna spielt den Kleinkriminellen, der aber ein großes Herz hat, überzeugend und man kann gar nicht anders als ihn zu mögen.

Mit seinem guten Freund Sharlto Copley recycelte Blomkamp seinen Hauptdarsteller von „District 9“. Hier spielt er allerdings für die dunkle Seite und erinnert so gar nicht mehr an die tragische Figur von „District 9“. Bärtig, mit einem leichten Hang zu unnötiger Gewalt redet er mit einem seltsamen Akzent und man fragt sich, ob der Kerl noch ganz echt ist. Copley schrammt hier wirklich ganz knapp an der Grenze zum lächerlichen vorbei.

Jodie Foster (Inside Man) macht das Beste aus ihrem recht eindimensional wirkenden Charakter. Berechnend, unmenschlich und kalt, mit keinen wirklichen Beweggründen spielt sie die machthungrige Jessica Delacourt, die kein Problem hat, Asyl suchende mal mir nichts dir nichts vom Himmel zu schießen.

Fazit: „Elysium“ ist ein unterhaltsamer Action-Film, der nebenbei auch noch (eher mäßig erfolgreich) versucht Sozialkritik in die Handlung einzuweben.

Der Film „Elysium“ bekommt von mir 7,5/10 absolut irdische Empfehlungspunkte.


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