Dampfnudelblues (Filmkritik)

Nach einem Zwischenfall mit einem Pädophilen wird der Polizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) in das verschlafene bayrische Nest Niederkaltenkirchen versetzt. Als auf die Hauswand des örtlichen Direktors (Robert Palfrader) in großen roten Buchstaben „Stirb du Sau“ geschrieben wird und der dann auch noch spurlos verschwindet, wirkt das kurz einmal mysteriös. Noch mysteriöser wird es allerdings als besagter Direktor wieder auftaucht, nur um kurze Zeit wirklich zu sterben. Auch sonst ist in Niederkaltenkirchen mehr los, als es Eberhofers straffer Dienstplan zulässt.

Dampfnudelblues

Auch wenn man es als Zuschauer nur schwer glauben kann, dass alles was während des Films passiert ist nur einer Person allein eingefallen ist, scheinbar ist es doch so. Die Geschichte basiert auf dem gleichnamigen Roman von Autorin Rita Falk. Der „Dampfnudelblues“ ist weder das erste, noch das letzte Abenteuer des bayrischen Vorzeigepolizisten Eberhofer in Buchform (denn es ist das zweite), denn insgesamt gibt es noch drei weitere – und alle haben etwas Essbares im Titel.

Erzählerisch beginnt der Film zwar mit der Verunstaltung von Direktor Höpfels Hauswand und seinem Verschwinden, nimmt sich dann aber genug Zeit, um an der Seite von Eberhofer in das gesellschaftliche Leben in der bayrischen Provinz einzutauchen. Eberhofer hat auch abseits der Ermittlungen zu besagtem Fall alle Hände voll zu tun – da verkommt der Mord an einem Direktor den anscheinend niemand mochte (jaja undankbarer Beruf und so) schon fast zur Nebensache.

Der Grund warum „Dampfnudelblues“ aus der Menge an momentan wöchentlich startenden Hollywoodblockbustern heraussticht ist neben einer Erzählweise, die es schwierig macht den eigentlichen Ermittlungen zu folgen (Aufmerksamkeit von Seitens des Zuschauers ist klar von Vorteil) auch der extrem trockene Humor, der mich ein wenig an „Der Knochenmann“ erinnert hat. Die Bayern sind uns Österreicher halt doch irgendwie am nächsten.

Ein Beispiel: Eberhofer geht ins örtliche Beisel um mit seinen Kumpels und einem gewissen Jack Daniels einen zu heben, um die Tatsache zu verarbeiten, dass seine Freundin bei ihrem Italienurlaub jemand neues kennengelernt hat. Als er zu später(er) Stunde sturzbetrunken an ihrem Haus vorbeitorkelt und sieht, dass in ihrer Wohnung noch Licht brennt, versucht er einen Stein an ihre Fensterscheibe zu werfen, zerdeppert aber die Fensterscheibe des Nachbaren. In der benachbarten Wohnung geht das Licht an, Eberhofers Telefon klingelt und der Nachbar beschwert sich das ein Randale seine Scheibe zerstört hat. Eberhofer reißt sich zusammen und sagt „Ich werde mich darum kümmern sobald mein straffer Dienstplan es zulässt“ und versucht dabei so wenig betrunken wie möglich zu klingen.

Wenn einem bei Szenen wie dieser nicht zumindest ein Schmunzeln auskommt, ist man hier vermutlich falsch. Bei den Schauspielern machen alle ihre Sache extrem gut, auch wenn ich hier einen noch einmal explizit erwähnen muss. Sebastian Bezzel als Franz Eberhofer ist wohl der wahrscheinlich coolste Polizist überhaupt und hat dank seiner betonten Lässigkeit in Verbindung mit seinem trockenen Humor, sofort die Sympathie des Zuschauers.

Eberhofer trägt während des gesamten Films sein Lieblingsshirt mit der Aufschrift „Rock Rules“ (ja auch unter seiner Uniform), drückt sich erfolgreich vor einem zugegeben sinnlosen Veranstaltungsschutz des örtlichen Fußballvereins und merkt als einziger, dass am vermeintlichen Selbstmord von Direktor Höpfel dann doch irgendwas faul ist. Bezzel vermittelt in seiner Rolle perfekt die subtile Deprimiertheit über seine Zwangsversetzung in Kombination mit einer Menge Hausverstand, der ihm unterm Strich ermöglicht, den Fall am Ende zu lösen.

Zu guter Letzt hervorheben möchte ich die optische Inszenierung. Regisseur Ed Herzog durfte bereits sein Können bei diversen deutschen Serien wie z.B. „Tatort“ unter Beweis stellen. „Dampfnudelblues“ wirkt technisch perfekt und dennoch elegant, wobei Herzog es sogar schafft Slow-Motion-Effekte so als Stilelement einzubauen, dass sie passen und wirken können.

Alles in allem ist „Dampfnudelblues“ ein gelungener Blick in eine vermeintlich typische bayrische Provinz. Ich für meinen Teil hoffe dass Eberhofer wieder auf die Leinwand zurückkehrt – genug Stoff dafür scheint es ja zu geben.

Der Film „Dampfnudelblues“ bekommt von mir 8,5/10 den Fall auf seine eigene Weise lösende Empfehlungspunkte.


5 thoughts on “Dampfnudelblues (Filmkritik)

  1. … er sticht neben den Hollywooldblockbustern aufgrund seiner Erzählweise heraus, weil der Film es einem schwierig macht ihm zu folgen? Ist das ein positives Argument? 😉

    Ich finds ja gut, dass mal wieder ein Österreichischer Film hier zu finden ist. Aus Prinzip. Oder zumindest ein Film mit österreichischer Beteiligung.

  2. Okay – jetzt verstehe ich, was du meinst.
    Es geht darum, dass nicht sofort klar ist, was alles passieren wird und wer der Täter/die Täterin ist. Alles klar.
    Für mich bedeutet „es ist schwierig dem Film zu folgen“, dass er zusammenhanglos und wirr erzählt ist. Für dich, dass die Handlung nicht vorhersehbar ist.
    Passt. Dann kenn ich mich aus. Besten Dank für die Erklärung.

  3. Hab ihn jetzt gesehen. Fand ihn locker flockig und leicht erzählt (im Sinne von „nicht deprimierend“).
    Mir hat der Film wirklich gut gefallen. Und der Bezzel spielt wirklich super. (auch die vielen Auftritte von bekannten Größen in Österreich fand ich super!).

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