Chappie (Filmkritik)

In der nahen Zukunft ist die Kriminalität nicht länger unter Kontrolle zu halten. Die Polizei hat, und zwar erfolgreich, damit begonnen Roboter der Firma Tetra Vaal für den Polizeidienst einzusetzen. Nachdem einer dieser Roboter, Scout 22, bei einem Einsatz beschädigt wird, soll er eigentlich ausgemustert werden. Deon Wilson (Dev Patel), Ingenieur bei Tetra Vaal, benötigt aber eine Plattform für die von ihm entwickelte künstliche Intelligenz – und Chappie ist „geboren“. Nur dumm dass Chappie bei Kleinkriminellen landet, die ihre eigenen Pläne verfolgen.

Chappie

Neill Blomkamp hat es 2009 geschafft, mit „District 9“ alle von sich zu überzeugen. Vier Jahre später wollte er es allen mit „Elysium“ erneut zeigen. Zwar kam auch dieser Film durchaus gut an, enttäuschte aber ein Stück weit, vor allem im Vergleich zu Blomkamps Erstlingswerk. Blomkamp selbst war mit „Elysium“ nur bedingt zufrieden und hat sich scheinbar vorgenommen, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Bei seinem aktuellen Projekt (dass auf einer seiner Kurzgeschichten mit dem Namen „Tetra Vaal“ basiert) ist er nicht nur wieder hinter der Kamera zu finden, sondern auch für das Drehbuch verantwortlich. Das macht sich dann im weiteren Verlauf, wie bei seinen bisherigen Filmen auch, deutlich bemerkbar. Bei „Chappie“ erzählt er dann wieder eine ungewöhnliche Geschichte auf ungewöhnliche Weise und verleiht dem Ganzen seinen eigenen Stil.

In den ersten Momenten des Films fühlt man sich möglicherweise an die Welt von „Robocop“ erinnert. Die Zukunft wirkt unwirklich bzw. schmutzig und wenn am Rande erwähnt wird, wie viele Verbrechen hier jeden Tag begangen werden, wird das auch optisch passend transportiert. Dann sieht man die Roboter, oder Scouts genannt, im Einsatz und schnell werden zwei Dinge klar.

Erstens haben die bösen Jungs hier momentan nicht mehr viel zu lachen und zweitens zeigt Blomkamp an dieser Stelle klar, dass er actionreiche Momente erstklassig inszenieren kann. Zwar bewegt er sich in solchen Momenten was Schnitt und wackelige Optik betrifft sehr nahe am grenzwertigen Bereich, schafft es aber dennoch immer die Übersicht zu behalten.

Kurze Zeit später lernt man Deon Wilson (Dev Patel – „Slumdog Millionaire„) kennen, der an der Entwicklung der Scouts beteiligt war, und dessen Ziel es ist, eine echte künstliche Intelligenz zu entwickeln. Nachdem er von seiner Chefin keine Unterstützung bekommt, „borgt“ er sich eine kurz zuvor beschädigte Scout-Einheit aus. Doch grade als er das Firmengelände verlässt, wird er von ein paar Kriminellen überfallen.

Diese wollen von Wilson eine Fernbedienung, um die Scout-Roboter abschalten zu können, sind jedoch auch mit einem Roboter zufrieden, den sie steuern können. Da es sich bei diesem Roboter um eine künstliche Intelligenz im geistigen Stadium eines kleinen Kindes handelt, wird er eben zum „Gangster“ erzogen. Gut die Geschichte klingt erst einmal ziemlich schräg und wenn man es genau nimmt, ist sie das auch.

Dass sie funktioniert liegt dann in erster Linie daran, wie der dem Film seinen Titel spendende Protagonist inszeniert ist. Chappie ist auf seine eigene, naive Art liebenswürdig, wie es abgesehen von „Wall-E“ bisher kaum ein Roboter geschafft hat und deckt nebenbei noch das ganze Spektrum an Emotionen ab (wobei die an einen Hasen erinnernden Ohren sicher ihren Teil dazu beitragen).

Wer meint, aus seiner bisherigen Filmerfahrung heraus das Ende zu erahnen zu können, sei schon jetzt eines besseren belehrt. Blomkamp traut sich konsequent bis zum Schluss sein eigenes Ding durchzuziehen und es funktioniert. Wie bei seinen bisherigen Filmen hat er übrigens auch dieses Mal Sharlto Copley (Das A-Team) mitgebracht, der Chappie nicht nur seine Stimme leiht, sondern auch mittels Motion-Capture Leben eingehaucht hat.

Das erste Mal in einem Spielfilm zu sehen sind Ninja und Yolandi Visser aus der Band „Die Antwoord“, die Chappies Adoptiveltern geben. Die beiden machen ihre Sache nicht nur erstklassig (auch wenn sich die Frage stellt, in wie weit sie ihre Rollen überhaupt spielen mussten) sondern sind auch für einen Großteil des Soundtracks zuständig.

Dann gibt es da noch den von Hugh Jackman (Wolverine) gespielten Vicent Moore. Der hat ein Problem mit den Scouts, weil für sein Spielzeug (ein fliegendes Monster, dass ein wenig an ED209 erinnert und mit dem man im Alleingang in den Krieg ziehen könnte) kein Geld mehr übrig ist und plant dementsprechend Böses. Auch wenn seine Rolle etwas zweidimensional angelegt ist, macht Jackman mit australischem Akzent und kurzer Hose einen durchaus passablen Eindruck.

Alles in allem zeigt sich Blomkamp mit „Chappie“ von seiner kreativen Seite. Seine Geschichte mit dem liebenswerten Roboter ist bis zum Schluss eigenständig, unterhaltsam und auch lustig. Als schräges Gesamtkonzept funktioniert es und ich freue mich schon auf Blomkamps nächsten (Alien) Film!

Der Film „Chappie“ bekommt 8/10 sich seiner bewusst seiende Empfehlungspunkte.


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