Welcome to Me (Filmkritik)

Was passiert, wenn eine junge Frau mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung im Lotto gewinnt? Im Falle von Alice Klieg (Kristen Wiig): sie setzt ihre Medikamente ab und kauft Sendezeit bei einem Fernsehkanal, der in Geldnöten steckt. Inspiriert von der TV-Ikone Oprah wäscht Alice nun ihre eigene schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit.

Einerseits wohl als eine Form von Exhibitionismus, anderseits aber auch um ihre sonderbaren Ansichten – von Ernährung bis über die Kastration von Haustieren – mit ihren immer mehr werdenden Zusehern zu teilen. Doch durch ihre Taten entfremdet sie sich von den Menschen, denen sie am meisten am Herz liegt….

Welcome to Me

Schräg. Sehr, sehr, sehr schräg – mehr fällt mir zu diesem Film fast nicht ein, wenngleich es das schon auf den Punkt bringt.

Kristen Wiig (The Secret Life of Walter Mitty) hat in ihrer Zeit bei „Saturday Night Life“ ja so einige, sagen wir ungewöhnliche Charaktere zum Leben erweckt. Hier spielt sie die psychisch instabile Alice, die 86 Millionen Dollar im Lotto gewinnt und sich daher eine eigene Talkshow auf einem Kabelsender kauft. Alice wirkt auf den ersten Blick relativ normal und fällt zumindest optisch nicht ungut auf (wenngleich die Bauchtasche ein absolutes No-Go ist).

Doch sobald sie den Mund aufmacht, fließen aneinander gereihte Peinlichkeiten (Possen aus ihrem Leben) nur so aus ihr heraus und als Zuseher ertappte ich mich schon mal dabei zusammen zu zucken, wenn sie dann plötzlich On-Air Hunde-Rüden kastriert oder 5 Minuten lang an einem Stück Fleischkuchen isst. Wiig spielt Alice jedoch mit einer Ernsthaftigkeit und schafft es so, diesen Charakter nicht komplett ins Lächerliche zu ziehen. Denn im Prinzip ist der tragisch und es sind ihre Taten, die denen die nicht Alice sind, lächerlich erscheinen.

Die Nebenrollen werden allesamt von talentierten Schauspielern bevölkert. So spielt Tim Robbins (Green Lantern) Alice‘ Psychiater, der von seiner unwilligen Patientin schon leicht genervt ist und als sie ihn schließlich On-Air beleidigt, quittiert er seinen Dienst bei ihr. Joan Cusack (Shameless) als Regisseurin von „Welcome to Me“ schafft es bestens das resignierte rüber zu bringen und mit einem gewissen scheiß-drauf Attitude, macht sie das Beste aus der verrückten Idee von Alice.

Linda Cardellini (Avengers: Age of Ultron) spielt Gina, die beste Freundin von Alice. Wie sie eine Freundschaft mit dieser Person aufrechterhalten hat, ist mir ein Rätsel. Als sie ihrer Freundin diesbezüglich ihrer Selbstzentriertheit dann mal gehörig die Meinung geigt, ist die sonst so wortgewandte Alice mal baff und schaut dumm aus der Wäsche.

James Marsden (The Loft) als Produzent hat eigentlich nur eine sehr kleine Rolle, aber den schleimigen Kerl, der wegen Alice die Augen verdreht, aber ihr Geld bzw. ihren Scheck gerne annimmt (sonst drohen dem Sender Entlassungen), spielt er sehr gut. Seinen sexsüchtigen Bruder spielt Wes Bentley (The Hunger Games), der ein erstaunlich inniges Verhältnis zu Alice hat (der Sex mit ihr hilft da wohl). Aber selbst er kapituliert dann mal, als er erkennt, wie egoistisch und selbst-fixiert Alice eigentlich ist.

Die Story geht dann fast Richtung Cinderella-Ende, so wird die Talkshow von Alice tatsächlich ein Erfolg, aber Drehbuch-Autor Eliot Laurence kratze noch die Kurve und entschied sich, Alice nicht mit ihrem Wahn glücklich werden zu lassen, sondern sie sich als Person weiter und zum Besseren entwickeln zu lassen.

Fazit: Nicht jeder wird etwas mit dieser Art Film anfangen können, doch wenn man sich drauf einlässt, macht er durchaus Spaß. Eher subtil, aber ab und zu ein eher leiser Film ist zur Abwechslung ja auch mal okay.

Dieser Film bekommt von mir 6/10 live gesendete Punkte.


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