The Killer (Filmkritik)

Ein Killer (Michael Fassbender), der sein gesamtes, sehr kontrolliert geführtes Leben, seinem Job unterordnet. Seine Präzision lässt keinerlei Fehler zu. Denkt er zumindest, bis bei einem Schuss etwas schief geht, er flüchten muss und von seiner eigenen Organisation als Antwort auf seinen nicht ausgeführten Auftrag, mit dem Besuch von zwei weiteren Killern beehrt wird.

Da er sich zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause befindet, bezahlt seine Freundin die Sache beinahe mit ihrem Leben. Von nun an wird der Killer alle seine Fähigkeiten dazu benutzen, um alle Beteiligten hinter diesem Anschlag, zur Strecke zu bringen. Dabei redet er sich ein, dass es nichts persönliches ist…

Ich bin jetzt sicherlich nicht der größte David Fincher Fan, doch Klassiker wie etwa Fight Club, weiß ich sehr zu schätzen. Auch habe ich den teilweisen Hype um seine Person, nie übertrieben gefunden, wie es für mich etwa bei Christopher Nolan der Fall ist. Sein neuester, für Netflix gedrehter Film, ist eine freie Verfilmung eines gleichnamigen französischen Graphic Novels von Autor Alexis „Matz“ Nolent. Fincher wusste vor den Dreharbeiten noch nicht, was sein nächster Film werden würde, doch nach einigen Treffen inklusive intensiven Gesprächen mit Michael Fassbender war für ihn klar, dass dies sein nächstes Projekt werden würde.

Was dabei herausgekommen ist, ist für mich hundertprozentig ein Film, der polarisiert. Entweder du findest den Killer und sein Mindset bzw. seine Lebenseinstellung aus psychologischer Sicht faszinierend und zum Nachdenken anregend, oder er lässt dich einfach kalt, seine anerzogene Apathie wirkt abstossend und als Figur langweilt er. Ich verstehe beide Sichtweisen, immerhin sind meine eigenen Gefühle bis zum Finale auch immer wieder mal hin und her gewandert.

Bist du einer der Wenigen, oder gehörst du doch zu den Vielen? Genau so gegensätzlich wie das Leben eben so oft ist, zieht sich eine gewisse Schizophrenie auch durch seine Handlungsweisen. Die perfekte Planung zu Beginn, die scheinbar keinen Raum für Fehler zulässt, dann die verpatzte Durchführung. Es nie persönlich werden lassen und dennoch ist der Killer fast den gesamten Film über, auf einem Rachefeldzug, wenn er dabei auch gänzlich ohne Wut auskommt.

Gespielt und von Finchers Stil her ist das perfekt stylish, cool und sieht einfach beim Betrachten wahnsinnig gut aus. In Summe ist das Material dann aber irgendwie sperrig und auch einfach gestrickt, vom Ablauf her und was passiert. Das klingt widersprüchlich, also passt es genau in diesen Film. Die gesamte Zeit über hört man dabei den inneren Monolog des Killer als Dialog mit dem Zuschauer und vergisst dabei fast, wie isoliert er doch ist.

Ok, er hat eine Freundin. Aber in einer kurzen Szene (ich würde sie sogar Schlüsselsequenz nennen) mit Tilda Swinton (Suspiria) als Killerin wird klar, dass er verzweifelt das Gespräch sucht. Was er auch ausspricht, aber nur als sarkastisches Schutzschild. Sie genießt ihr Dasein als Killerin, ist auch gerne unter Menschen, aber dennoch alleine unterwegs. Der Nachteil für sie ist dann auch die Vernachlässigung des Selbstschutzes. Hat sie jetzt das bessere Leben, oder der disziplinierte Killer? Wie sie ihn zu erreichen versucht und das teilweise auch tut, ist spannend zu beobachten.

Michael Fassbender (Alien Covenant) ist perfekt gecastet als der Killer und es ist eindeutig, dass er einiges (auch an innerer) Vorbereitung für die Rolle auf sich genommen hat. Kontrolliert und dennoch manisch, eiskalt und dennoch zu Gefühlen fähig, irgendwie lauert immer der drohende Wahnsinn hinter seiner aalglatten Fassade. Unangefochtene Coolness trifft auf Fehleranfälligkeit, wie wir sie alle in uns tragen. Über (oder auch un-)menschliches Verhalten gibt somit der Menschlichkeit die Hand, ebenso ein hier stimmiger Mix.

Was das jetzt als Fazit für mich ergibt ist ein Film, den ich gerne gesehen habe von dem ich aber nicht weiß, wie gut er mir gefallen hat. Technisch und schauspielerisch wie gesagt besser als vieles, was uns dieses Jahr präsentiert wurde. Von der Grundaussage – die ich mir mitnehme – würde ich folgenden Spruch bringen, den ich in meinem Alltag bereits seit Jahren etabliert habe: Menschen wollen immer einzigartig sein und trotzdem dazu gehören. Das wollen sie dann meistens gleichzeitig haben, doch man kann immer nur in eine Richtung arbeiten. Welche das aktuell gerade ist, muss jeder für sich entscheiden.

„The Killer“ bekommt von mir 7,5/10 sich das eigene Mantra immer wieder vorbetende Empfehlungspunkte.


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