Fire Island (2023 Filmkritik)

Troy (Connor Paolo) wird von seiner besten Freundin Sam (Annie Fox) dazu überredet mit auf die Party-Insel „Fire Island“ zu kommen. Ablenkung. Abschalten. Weg von den Problemen des Alltags und all dem vergangenen Beziehungsstress. Mit dabei sind ein paar weitere Freunde. Gewohnt wird in einem Haus statt einem Hotel und geplant sind Sex und Drugs und Rock n‘ Roll.

Natürlich kommt es anders und es passieren Morde auf der Insel. Eine Gestalt mit Knochengesicht und Hirschgeweih geht um und mordet – scheinbar – glückliche Pärchen. Wer ist diese Gestalt? Ist sie übernatürlich oder einfach nur ein Spinner?

Und die Morde rücken immer näher in Richtung Troy und seiner Freundesgruppe …

Das ist der Abstand „wokste“ Film, den ich 2023 gesehen habe. Das meine ich jetzt nicht als Wertung im Sinne von „gut“ oder „schlecht“ oder so, aber selten habe ich einen Film gesehen in welchem die sexuelle Orientierung der Figuren so wichtig bzw. Dauerthema ist (und wie sich rausstellt auch wichtiger Teil der Handlung) und gleichzeitig so egal. Da sitzen schon mal zwei Homosexuelle am Rand beim Pier und machen Witze über andere Leute. Trägt nichts zur Handlung bei, soll aber wohl zeigen, wie „weltoffen“ die Insel ist. Da gibt es eine lesbische Sex-Szene (die für meinen Geschmack ziemlich aus dem Nichts und ohne großen Zusammenhang auftaucht) und dass Sam, also die beste Freundin von Troy eigentlich komplett in ihn verschossen ist und ihn die gesamte Zeit des Films eigentlich nur flachlegen will, ist auch sowas von aufs Auge gedrückt, dass es fast wehtut. Erstaunlich wie viel Thema Sex sein kann, ohne dass wirklich Sex gezeigt wird. Muss man auch mal schaffen (nein, muss man nicht).

Die Figuren sind an sich austauschbar und blass. Bis auf Troy, der halt eine Backstory hat und seine beste Freundin Sam. Wobei Sam für mich der eigentliche Grund ist, warum der Film dann doch halbweges funktioniert hat, denn das ist eine Freundin, die sich jede:r nur wünschen kann. Immer für Troy da, verständnisvoll und zuvorkommend. Und das alles ohne jemals irgendwie Druck auszuüben. Und Troy ist nicht immer … leicht im Umgang. Der Kerl hat einerseits meiner Ansicht nach eine Schraube locker und andererseits ist er in seinem Kiffer-Selbstmitleid dermaßen gefangen, dass ich ihm vermutlich an mehreren Stellen einfach ein paar Ohrfeigen verpasst und diese mit dem geschrieenen Worten: „Jetzt krieg dich mal wieder ein, du Penner! Hör damit auf dich Tag und Nacht niederzukiffen, vielleicht kannst du dann wieder bis drei zählen!“ begleitet hätte.

Aber das nur am Rande. *räusper*

Was tatsächlich für den Film spricht ist die Leichtigkeit mit welcher er erzählt wird. Er nimmt sich irgendwie schon ernst, wird aber so locker und flockig präsentiert, dass man fast denkt, man würde in einer klassischen Liebeskomödie sitzen. Das ist der Film nicht. Klar. Was er jedoch auch nicht ist, ist spannend oder gut gespielt. Das kann man denke ich durchaus so sagen. Wie schon erwähnt nehme ich Annie Fox (Sam) da raus, denn die reißt mir ihrer absolut sympathischen Ausstrahlung einiges an sonstigen Ärgernissen herum, aber der Rest ist … naja, schön anzusehen, aber das war es dann.

Gut fand ich auch, dass nicht alle Frauen oder Männer im Film den gängigen Klischees an Schönheit entsprechen. So ist es durchaus so, dass die Dame in der Gruppe die diesem Ideal am wenigsten entspricht klar den meisten Sex hat. Gut, kann man sagen, die ist auch in einer frisch verliebten Beziehung, da ist das halt nunmal so. Mag sein, trotzdem fand ich es positiv.

Weniger positiv fand ich so manchen Subplot der nirgendwo hinführt und der rein dazu dient, dass man für Mordopfer, die so „nebenbei“ passieren, Sympathie und Entsetzen empfindet. Was für mich aber nicht funktioniert hat. Ja, das homosexuelle, erwachsene (um nicht zu sagen „ältere“) Pärchen ist wirklich sympathisch und man würde ihnen alles Gute wünschen, wenn man nicht wüsste, in was für einem Film man sitzt und was ihr Schicksal sein wird. Das war kein Spoiler, sondern das ist von Anfang an klar. Was ich damit sagen will: Die Rolle der Figuren ist von Anfang an so klar, dass einfach wenig Spannung aufkommt.

Der Rest des Films ist mal so und mal so. Hin und wieder gibt es dann doch spannende Sequenzen, die hauptsächlich deshalb spannend sind, weil man die Figur im Hintergrund mit dem Hirschkopf und Geweih einfach mystisch findet und wissen will wer oder was dahinter steckt. Trotzdem benehmen sich die meisten Leute hier im Film dermaßen dumm, dass ebendiese Spannung ziemlich rasch wieder kaputt ist. Auch wenn die Beleuchtung und das Setting (oft) gut genutzt werden, so bleibt die ganze Chose doch wirklich richtig beliebig und durch die oben erwähnte lockere Erzählart hat man auch nie das Gefühl, dass irgendjemand wirklich in Gefahr sei. Was insofern schräg ist, weil die Figuren (also die Hauptgruppe um die es geht) sterben wie die Fliegen. Es fühlt sich aber irgendwie nicht so an. Es fühlt sich eher so an, als würden am Ende alle in einem Raum stehen und rufen „Überraschung!“.
(Spoiler: Nein, das passiert nicht.)

Die Auflösung, wer hinter diesen Morden steckt ist so naja. Passt dann schon, sag ich mal, aber mich hätte auch interessiert, wo die Maske und so weiter herkommen. Aber gut, geht mich scheinbar nichts an (oder ich hab’s nicht mitbekommen).

Die Morde selbst passieren meist jetzt zwar nicht im Off, aber die Perspektive ist so gewählt, dass die brutaleren Dinge außerhalb des sichtbaren Ausschnitts passieren. Und dann spritzt CGI-Blut auf die Kamera. Auch gibt es so Szenen in denen am von weitem sichtbaren Strand ein Pärchen ermordet wird, dann wird eine Person eingegraben und die andere weggeschleift mit einer richtig langen Blutspur am Strand. Wird das wieder erwähnt? Sieht das wer? Stolpert jemand über die Blutspur? Natürlich nicht. Ja, es ist diese Art von Film.

Tatsächlich kann ich diesen Film hier im Gegensatz zu zB „Candy Land“ oder „Winnie The Pooh: Blood And Honey“ nicht wirklich jemand groß empfehlen, aber er hat jetzt auch nicht sehr geschmerzt beim Ansehen. Vom Charakter von Troy abgesehen (spannend, dass Connor Paolo durchaus bereits in vielen Filmen mitgespielt hat und zwar nicht mal so kleine Rollen. Zum Beispiel war er der junge Alexander in „Alexander“ oder der junge Sean in „Mystic River“, aber auch in „Vampire Nation“ und „Unfriend“ war er dabei), aber zum Glück gab’s ja noch Sam. Immer wieder spannend, wie eine einzige Figur einen Film vor dem Totalabsturz retten kann. Also Annie Fox werde ich im Auge behalten.

„Fire Island“ (nicht verwechseln mit der Komödie des gleichen Namens) bekommt von mir 3 von 10 möglichen, nichts in irgendeiner Form Außergewöhnliches bietende, Punkte.


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