Catch the Killer aka To Catch A Killer (Filmkritik)

Es ist der 31 Dezember und wir befinden uns in Baltimore. Ein Sniper eröffnet ohne Vorwarnung das Feuer und tötet gezielt zahlreiche Menschen, ohne dass dabei ein Muster erkennbar gewesen wäre. Polizistin Eleanor (Shailene Woodley), die selbst mit genug Dingen in ihrem Leben zu kämpfen hat, ist kurz nach der Tat Vorort und filmt mögliche Verdächtige.

Die Ermittlungen übernimmt Lammark (Ben Mendelsohn) vom FBI und auch er tappt vorerst im Dunkeln. Durch seine Zusammenarbeit mit der Polizei wird er auf Eleanor aufmerksam und holt sie in sein Team, weil er denkt, dass sie durch ihre eigenen Probleme, eine andere Sichtweise auf den Täter hat, was sie ihrem Ziel näher bringen könnte…

Der neueste Film von Regisseur und Drehbuchautor Damián Szifron (Wild Tales) hieß ursprünglich „Misanthrope“, was – wenn man den Film gesehen hat – ein sehr passender Name gewesen wäre. Dabei kennt das wohl jeder, dass man andere Menschen manchmal einfach nicht aushält und sie am Liebsten auf den Mond schießen würde. Funktioniert dann aber dein gesamtes Leben so und bist du ein Menschenfeind, dann hast du ein Problem.

Oder eben der Rest der Menschheit, falls du ein ausgebildeter Scharfschütze bist. Dass ausgerechnet der Lärm der Feuerwerke, die zu Silvester starten, hier das Fass beim Täter zum Überlaufen bringen, löst bei mir ein bitteres Grinsen aus. Konzentriert man sich nur auf das nervige Verhalten von uns Menschlein, dann könnte man nämlich schon dauernd wütend werden. Schlimmer ist es dann aber, wenn du wie der Killer hier, einfach frei von jeglicher Empathie funktionierst.

Keine sadistische Ader, null sexueller Hintergrund, das ist für mich ein erfrischender Zugang zu einem Killer-Thriller. Der Beginn mit fröhlichen Menschen, die völlig wahllos aus dem Leben gerissen werden, trifft dann auch einigermaßen die Magengrube. Dann beginnt jedoch der lähmende Part. Die Kamera-Arbeit ist dabei sehr stylish, beobachtend von Oben in der Totale oder lauschend von der Seite.

Die Tatsache, dass man sich dafür entschieden hat die Mühlen der Bürokratie bzw. die Politik hinter der Suche nach dem Killer zu zeigen, ist einerseits wahrscheinlich ziemlich realistisch gestaltet, andererseits will ich das als Zuschauer nicht unbedingt sehen. Offensichtlich falschen Fährten nachzugehen, weil das die Vorgesetzten verlangen? Will ich das anschauen müssen? Dann eine „Idee“ im Drehbuch. Den Chefermittler kündigen…was glaubt ihr, wird der die Sache auf eigene Faust beenden?

Das „it takes one, to know one“ Prinzip, hinkt irgendwie auch etwas. Eleanor hat Probleme in ihrem Leben (andere als der Täter) und dennoch reicht das, um sie einzigartig für diese Aufgabe zu machen? Was ich jedoch in keiner Weise kritisieren möchte, sind die schauspielerischen Leistungen. Ich habe hierbei bemerkt, dass ich noch nie einen Shailene Woodley (Snowden) Film gesehen habe, obwohl ich natürlich wusste, dass es sie gibt.

Hier hat sie auch produziert und als Eleanor ist sie von der Vielschichtigkeit und den Emotionen eine Figur, von der viele andere Filme nur träumen können. Ihr Schmerz ist dabei immer spürbar, ihre Probleme mit der Welt nachvollziehbar und ihren direkten Weg zur Wahrheitsfindung mag man einfach. Ben Mendelsohn (Robin Hood) als Lammark ist auch nicht uninteressant, immerhin erkennt er Potential, geht eigene Wege und weiß ganz genau, wann man mitspielen muss und wann man das Risiko eingehen sollte, am Ende als Schachfigur geopfert zu werden.

In Summe ein Film, der sich gleichermaßen sehr nüchtern mit der Krimi-Handlung rund um die Täterfindung beschäftigt, gleichzeitig aber auch die komplexen Zusammenhänge der Ermittlungen zeigt und ebenso viel Zeit damit verbringt, die beiden Hauptfiguren als echte Menschen mit Einblicken in ihr persönliches Leben zu etablieren. Das Ende fühlt sich dann etwas antiklimatisch an, bezogen auf das Schicksal des Täters, dafür löst der furchtlose Kampfgeist von Eleanor in einer der letzten Szenen, ein den Umständen entsprechendes, ziemlich befriedigendes Gefühl aus.

„To Catch A Killer“ bekommt von mir 6/10 sich durch die nihilistisch depressive Stimmung kämpfende Empfehlungspunkte.


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