Run Rabbit Run (Filmkritik)

Sarah (Sarah Snook) lebt geschieden mit ihrer Tochter Mia (Lily LaTorre) und ist eigentlich zufrieden. Sie arbeitet als Ärztin und richtet gerade die Geburtstagsfeier ihrer Tochter aus, die sieben Jahre alt wird. Als Mia ihren Geburtstag feiert, fangen seltsame Dinge zu geschehen an.

Mia behauptet plötzlich ihr Name sei Alice. Und sie scheint seltsame Bilder in ihre Schulbücher zu zeichnen. Auf manchen tauchen die Worte „Help Me“ auf. Von den Lehrer:innen darauf angesprochen, reagiert Sarah eher ausweichend.

Erschwerend hinzu kommt, dass Sarah sich aufgrund des Todes ihres Vaters nun auch mit ihrer Mutter auseinandersetzen muss, die in einem Altersheim lebt und zu der sie seit Jahren keinen Kontakt hatte. Tatsächlich so wenig Kontakt, dass Mia ihre Großmutter Joan (Greta Scacchi) nicht einmal kennt.

Also lässt sich Sarah breitschlagen und stellt die beiden einander vor. Aber die Konsequenzen daraus sind schwer. Und Sarah macht sich Sorgen, ob ihre an ihrem siebten Geburtstag verschwundene Schwester Alice irgendwie die Hand im Spiel haben könnte …

Daina Reid hat vor „Run Rabbit Run“ hauptsächlich für Fernsehserien die Regie gemacht, darunter zum Beispiel „The Outsider“ oder „Space Force“ oder „The Handmaid’s Tale: Der Report der Magd“. Dies hier ist ihr zweiter Spielfilm und dieser wird – je nachdem wo man liest – als Thriller oder Geister-Thriller bezeichnet. Tatsächlich kann man das durchaus so sehen, denn viele Vorkommnisse im Film werfen (anfangs) die Frage auf, ob nicht ein Geist bzw. der Geist der vermissten Schwester Alice die Finger im Spiel hat und vermutlich die Tochter Mia heimsucht.

Für Heather Kent ist dies das erste Drehbuch, davor hat sie Romane geschrieben. Und – das gleich vorweg – vielleicht wäre „Run Rabbit Run“ als Roman auch besser gewesen, denn so richtig zündet der Film für mich nicht. Natürlich hängt das jetzt stark davon ab, was man sich erwartet und wie weit man sich auf den Film einlässt, denn vieles wird der Interpretation der Zuseher:innen überlassen bzw. müssen sich diese viel selbst zusammenreimen und auch kleine Details nicht übersehen, damit alles mehr oder weniger stimmig zusammenkommt.

Das kann jetzt Spaß machen, war bei diesem Film bei mir aber eher nicht der Fall. Wer gut dabei ist, der oder die sieht viele kleine Details und erkennt was los ist, lange bevor die Hauptfigur irgendeinen Schimmer zu haben scheint. Es ist jetzt schwer, hier sehr viel über den Film zu schreiben, ohne zu sehr in typische Spoiler zu verfallen.

Ich fand den Film handwerklich gut gemacht, mit wirklich guten schauspielerischen Leistungen, vor allem von Sarah Snook und Lily LaTorre, welche beide den Film eigentlich zu tragen haben. Und das machen beide sehr gut. Ein Problem habe ich allerdings damit, wie der Film aufgebaut ist und nach und nach seine Teile bzw. Informationen preisgibt, nur um sich dann auf die Zuseher:innen zu verlassen alles halbwegs richtig zusammenzusetzen. Das kann gut funktionieren und auch schlecht oder auch gar nicht. Bitte nicht missverstehen: Ich bin grundsätzlich dafür bei Filmen mitzudenken. Nur muss dann halt auch im Sinne von Info geliefert werden.

Hier funktioniert es grundsätzlich, das will ich gar nicht anzweifeln. Es ist halt meiner Ansicht nach billig, wenn man für das erste Drittel des Films auf Namen und Vorkommnisse zurückgreift, die früher passiert sind und die Spannung erzeugen sollen, einfach dadurch, dass die Zuseher:inne nicht wissen, worum es überhaupt geht und wer Person A oder B sein sollen, soll heißen, die Zuseher:innen nicht mal den Hauch einer Chance haben zu wissen, ob sie richtig liegen oder falsch.

Für meine Interpretation ist es so, dass wir hier die Geschichte einer Frau haben, die anhand ihrer Vorgeschichte schlichtweg den Verstand verliert. Sie sieht Dinge, die nicht da sind, macht Dinge an die sie sich nicht erinnert und reagiert auf Sachen, die (scheinbar) nur sie sieht. Dass da das Kind im Mitleidenschaft gezogen wird (oder in diesem Fall quasi die alleinige Leidtragende ist), vor allem da die Mutter denkt, das Kind würde Dinge tun, die es nicht tut, ist fast unausweichlich.

Alles in allem fand ich den Film in Summe sehr unterwältigend, da er als Psychosenstudie zu wenig erklärt und zu zweideutig bleibt und als Horrorfilm ist er zu wenig Horror. Schade. Stimmung und Szenen funktionieren eigentlich gut, aber im Grunde bietet der Film weder in der Story noch in der Inszenierung irgendwie Neues.

Oh – nur, falls sich wer wundert: Der Titel spielt darauf an, dass Sarah ihre Tochter immer „Bunny“, also Hase nennt. Außerdem hatte ihre vermisste Schwester ein Faible für Kaninchen (bzw. wollte sie deren Schlachtung nicht) und deshalb auch das Motiv des Kaninchens. Warum Mia eine Kaninchenmaske aufhat? Meine Vermutung: Kinder mit Tiermasken sind immer spooky und das in den Trailer packen, sorgt für Stimmung und Fragen. Deren Beantwortung aber scheinbar keine Priorität hat. Auch das Ende ist modern, soll heißen, es ist ein wenig offen und wer will reimt sich was zusammen. Auch hier gilt: Wer gut aufgepasst hat, kann sich schon vorstellen, was gemeint ist. Aber (schon wieder ein Abert) es gibt halt einfach zu wenig als solche nachvollziehbare, klare Andeutung in welche Richtung es geht.

Tatsächlich ist mein Hauptproblem allerdings, die Tatsache, dass mich keine der Figuren abgeholt hat. Sarah Nook spielt großartig, aber ihr Figur ist nun mal keine wirklich sympathische Figur.

„Run Rabbit Run“ bekommt von mir 5 von 10 möglichen, leider im Mittelmaß landende Punkte.


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