The Girl On The Third Floor (Filmkritik)

Don (C.M. Punk) ist dabei das neu gekaufte Haus zu renovieren, während seine schwangere Frau Liz (Trieste Kelly Dunn) im weit entfernten Zuhause die Stellung hält. Don arbeitet und werkt, schläft auf der Baustelle und lernt teilweise auch die neuen Nachbarn kennen. Die sind nicht unbedingt alle ganz in Ordnung und machen immer wieder seltsame Andeutungen über das Haus. Allerdings findet Don zum Beispiel die keinesfalls scheue und stark flirtende Sarah (Sarah Brooks) sehr … interessant. Nach einer gemeinsamen Nacht wird alles aber noch ungeheuerlicher.

Liz entschließt sich, endlich nach dem Rechten zu sehen und sich selbst ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Und was bis jetzt nur unheimlich war, wir spätestens jetzt unheimlich irre.

Es gibt da diesen Spruch: „Dieser Film wurde für das Kino gemacht.“ und damit meinte man früher, dass die Bildsprache dermaßen bildgewaltig ist, dass der Film im Kino einfach bombastisch wirken würde. Der erste „Independence Day“ fällt mir ein. Oder die „Herr der Ringe“-Filme. Mittlerweile hat sich für mich die Bedeutung dieses Spruchs verändert, denn die bildgewaltigen Aufnahmen kommen auch im Home-Kino gut zur Geltung (wenn man eines hat) und vor allem hat man keine störenden Nebensitzer*innen (nie gedacht, dass mir das mal irgendwann fehlen würde …).

Das heißt „Dieser Film wurde für das Kino gemacht“ bedeutet für mich im Jahr 2021 etwas anderes: Nämlich, dass der Film sich einen langsamen Start erlaubt und risikiert, dass die Hälfte der Zuseher*innen nach 30 Minuten um- oder abschaltet. Ein Film für einen Streamingdienst oder für den TV muss einfach heutzutage von Anfang an liefern oder er wird nicht zu Ende angesehen (zumindest ist das mein Eindruck, wenn man sich diverse Kritiken und ähnliches auf diversen Internetseiten oder -foren ansieht.

Und „The Girl On The Third Floor“ ist so ein Film, bei dem vermutlich ein großer Teil des Publikums nicht bis zum Ende durchhalten wird, denn die erste Hälfte des Films bietet viel bekannte Kost und die Machart ist absolut auf „Slow burn“ ausgelegt. Dazu kommt, dass die Hauptfigur Don nicht unbedingt ein Sympathieträger ist und nein, er geht auch nicht als Eye-Candy durch. Wenn man es positiv sagen will: Er sieht aus wie Bruce Campbell, nur hässlicher und mit weniger Talent. Es passiert auch relativ wenig, von einem kleinen Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt, abgesehen. Wie halt so viele dieser „Haunted House“-Filme beginnen.

Und das bleibt eine lange Zeit so.

Bis sich dann die Lage drastisch zuspitzt und zu dem Zeitpunkt an dem Liz nachkommt, ist dann alles völlig irre geworden und man fragt sich die ganze restliche Laufzeit, wie Travis Stevens (Drehbuch und Regie) dachte, dass er damit durchkommt. Die seltsamen Vorkommnisse werden immer ekliger und das „Monster“, welches sich offenbart sieht ebenfalls richtig abartig aus. Cooles Design.

Trotzdem will die Sache über einen langen Zeitraum nicht so richtig zünden bzw. wirkt der Film aufgrund seiner Machart immerzu ein wenig distanziert und man fühlt sich (trotz der Dinge die passieren) ein wenig so, als würde man das Fotoalbum eines Bekannten durchblättern und sich die ganze Zeit über sagen: „Ja, eh nett. Mhm. Ach, das passierte dir auch. Aha. Okay.“ Und das ist schade, denn die Effekte überzeugen auf ganzer Linie, die schauspielerischen Leistungen sind (wenn man sich damit abgefunden hat, dass Don nicht sympathisch ist merkt man erst, dass er eigentlich gut spielt) durch die Bank passend, wenn auch klar aufgrund ihrer Rollen Sarah Books und Trieste Kelly Dunn am meisten Eindruck hinterlassen. Dass manche Rollen oder manche Motivationen (Nachbar*innen) ein bisschen „halbherzig“ erklärt wurden sei geschenkt. Das ist nicht wirklich wichtig und fällt auch nicht sehr ins Gewicht.

Gerade im letzten Drittel gibt es doch ein paar ziemlich gut gemachte und heftige Momente, die den Film nochmals gewaltig nach vorne pushen, allerdings werden es wohl nicht alle bis dahin schaffen. Nicht, dass man groß was versäumt hätte, aber zum einmal ansehen ist „The Girl On The Third Floor“ durchaus geeignet und er leistet sich auch nur einen (sehr offensichtlichen) Fehler. Da bin ich weit schlimmeres gewohnt.

SPOILER: Wenn Milo die gute Sarah im Keller trifft und sie ihm von unten durchziehend den Hammer mit voller Wucht von unten aufs Kinn schmettert, dann kippt Milo um und kriecht auf allen vieren von ihr weg. Die Kamera zeigt sein Gesicht und man sieht, dass Sarah ihm mit dem Hammer sozusagen das Auge ausgeschlagen hat. Was aber nur geht, wenn sie ihn von oben direkt ins Gesicht getroffen hätte. So wie man den Schlag im Film (nämlich noch dazu sehr genau!) sieht, kann diese Verletzung gar nicht entstanden sein, bzw. müsste es gänzlich andere Verletzungen (Kinn und so weiter) geben, die jedoch nicht vorhanden sind. Mächtig. Großer. Regiefehler.
SPOILER ENDE

„The Girl On The Third Floor“ bekommt von mir 6,5 von 10, an sich gut gemachten, aber seltsam distanzierten, Punkten.


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