The Girl With All The Gifts (Filmkritik)

Melanie (Sennia Nanua) ist ein besonderes Kind. Sie fühlt. Sie denkt. Sie träumt. Vor allem träumt sie von ihrer Lehrerin Helen Justineau (Gemma Arterton), die sie für einen ganz außergewöhnlichen Menschen hält.

Aber Melanie ist anders, denn wie viele Menschen ist mit einem Pilz infiziert, der eigentlich ihr Gehrin kontrollieren sollte und dennoch scheint sie – die meiste Zeit – sie selbst zu sein. Es sei denn sie riecht Menschen. Dann kommt das „Monster“ in ihr durch.

Deshalb ist sie auch in einem Forschungslabor und wird von Eddie Parks (Paddy Considine) bewacht und von Dr. Gladwell (Glenn Close) betreut. Melanie scheint die Lösung der Infektion zu sein. Doch dann geht alles schief und das Ende der Welt wie wir sie kennen hängt von Melanie ab.

Ich gestehe, wenn ein Film mit den Worten „Die inoffizielle Filmversion von „The Last Of Us“ beworben wird (weiß nicht mehr genau, wo ich das gelesen habe), dann bin ich sofort Feuer und Flamme dafür. Die Grundidee, also der Pilz, dessen Sporen sich im Gehirn festsetzen und dann die Menschen übernehmen, ist nicht so neu, wie man denken sollte und der Film basiert nicht auf dem PS4-Spiel von Naughty Dog, sondern auf einem Buch von Mike Carey, der auch gleich das Drehbuch verfasst hat.

Ich behaupte dennoch, dass der Film und auch das Buch von Hr. Carey von „The Last Of Us“ inspiriert wurden, denn das Buch erschien ein knappes Jahr nachdem das Spiel veröffentlicht wurde (ein Spiel das berechtigt extrem viele Preise eingeheimst hat). Also – in meinen Augen geklaut. Aber gut, ich bin ja nicht so. Der Film kann nichts für den (von mir unterstellten) Klau des Autors.

Außerdem ist das alles völlig egal, wenn zumindest der Film wirklich gut ist. Und die ersten 30 Minunten – die sind wirklich super. Die Einführung der Charaktere und deren Reaktionen sind wirklich gut gelungen. Die Welt wird vorgestellt und als man das erste Mal die Welt außerhalb der Forschungsanlage betritt sitzt man schon mal mit offenem Mund da.

Die Schauspielriege ist erste Klasse. Glenn Close („R.E.D.„) braucht nicht weiter beschrieben werden, Gemma Arterton („Prince Of Persia: The Sands Of Time„) ist wirklich liebenswert und Paddy Considine („Dead Man’s Shoes„) ist … cool wie immer. Der Mann kann gar nicht schlecht sein – glaub ich langsam.

Mein einziger Kritikpunkt ist die Hauptdarstellerin Sennia Nanua, die gerade in späteren Szenen (es gibt einen ganz bestimmten Moment, der nur so vor Klischee trieft und bei dem ich aufgrund der Situation weiß, welche Emotion von mir erwartet wird, aber ich fand das Ganze in Summe einfach lächerlich und auch die wütenden Schreie von Nanua waren einfach nur … peinlich) sehr nachlässt.

Die Story selbst wird gut geschildert und natürlich dreht sich alles um die Frage „Wie wird das für die Menschheit ausgehen?“. Der Schlüssel ist Melanie und alles dreht sich um sie. Oder sollte es. Denn irgendwie passiert da alles, was am Ende so wichtig erscheint, nur so nebenbei. Was dazu führt, dass es mir von ganzem Herzen egal war. Für einen Film, der die Frage nach „Was ist menschlicher?“ stellt wird diese Frage so richtig ignoriert, nur um am Ende dann umso dramatischer (und wieder: Emotion, die ich aus dem Kontext weiß, aber nicht fühle) aufzublühen (Wortspiel! Wer den Film gesehen hat, weiß was ich meine).

Auffällig ist, dass viel aus anderen Filmen (Hallo, „28 Days Later„) geklaut wird. Das meine ich vor allem in visueller Hinsicht. Hier ist auch die wirklich starke Parallele zu „The Last Of Us„. Da gibt es Szenen, die quasi von der Kamera und Optik her 1:1 aus dem Spiel übernommen wurden. Ich sage nur „Einkaufszentrum“ oder „durch Gebäude schleichen mit Infizierten rundherum“. In dieser Menge ist das kein Zufall mehr und hat mich ganz ehrlich beim Ansehen geärgert. Aber auch unabhängig davon, war das Ende einfach zu sehr in die Länge gezogen und überdramatisiert. Schade.

Sicher ist „The Girl With All The Gifts“ kein schlechter Film und gerade die erste Hälfte ist auf vielen Ebenen super gemacht und spannend. Aber später geht die Sache dann (Spannung, Handlung und so weiter) den Bach runter. Schade.

„The Girl With All The Gifts“ bekommt 6,5 von 10 möglichen, leider nach der Hälfte stark nachlassende, Punkte.

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