Guardians of the Night (Filmkritik)

Pasha (Ivan Yankovsky) arbeitet in Moskau als Paketkurier. Sein Leben ist im Prinzip langweilig, doch jeden Tag hat er den selben Traum, der ihn schreiend aus dem Schlaf aufschrecken lässt. Eine Dame mit einer Tätowierung im Nacken braucht seine Hilfe und am Ende stürzt er ein Hochhaus hinab. Als er eines Tages einen Brief in einem Hotel abliefert, fällt ihm eine Frau auf, die ihm aus seinen Träumen vertraut zu sein scheint.

Er folgt ihr und klopft an ihre Türe da er erkannt hat, dass es sich um die bekannte und als vermisst geltende Sängerin Dana (Lyubov Aksyonova) handelt. Gerade als sie ihm nach einigen Zögern doch aufmacht, kommen drei Gestalten aus dem Fahrstuhl, die es auf Dana abgesehen haben. Offensichtlich handelt es sich dabei nicht um Menschen und auch hinter Dana steckt mehr, als Pasha zunächst vermutet hätte.

Der russische Regisseur Emilis Velyvis (Redirected) hat offensichtlich Spass an seiner Arbeit, denn die von ihm erschaffene Welt, strahlt geradezu vor kindlicher Entdeckungslust. Ähnlich wie bei „The Wolf Among Us“ leben hier nichtmenschliche Wesen aller Arten unter uns, ohne dass es die breite Bevölkerung jemals mitbekommen würde. Es herrscht Frieden zwischen ihnen und „uns“ und natürlich gibt es eine spezielle Abteilung der Regierung, die darauf achtet, dass dieser Frieden auch wirklich eingehalten wird.

Besonders gefällt hier auch der Unterton, der zwischen naiv und ironisch irgendwie ständig hin und her wechselt. „Hollywood hat Vampire, wir haben Ghoule!“ So ist es und die Kerle sind auch nicht wirklich Furcht einflössend, sondern eher Schlägertypen mit hässlicher Fratze und spitzen Zähnen. Dennoch geht es natürlich um das Schicksal der gesamten Welt, denn so muss es eben sein. Nicht die Sache jetzt falsch verstehen, es gibt durchaus ein paar dramatische Momente und auch die Action-Sequenzen sind ziemlich cool.

Der Schwerpunkt liegt aber klar im humoristischen Bereich, der all die Lächerlichkeit wieder abfängt. Immerhin verwandelt sich hier ein fetter Typ in ein Wildschwein und liefert sich eine Verfolgungsjagd mit der Spezialeinheit, spätestens da wusste ich, dass die Macher hier einfach konsequent ihr Ding durchgezogen haben und das ist auch gut so. Überhaupt will man von der hier geschaffenen Welt einfach mehr sehen, denn die Anzahl der Wesen die hier vorbeischauen könnten, ist riesig.

Dass die starke Heldin dann doch immer wieder Hilfe suchend nach ihrem überforderten Helden ruft, das ist beinahe schon wieder erfrischend in der heutigen Zeit der toughen Super-Damen, die ich aber grundsätzlich sehr schätze. Nimmt man die Sache also nicht zu ernst und lässt sich einfach ein auf diesen Trip mit ein paar stylishen Fights, überdrehten Dialogen, witzigen Effekten und optisch bestechenden Spielereien, dann wird man hier wirklich gut unterhalten.

Lyubov Aksyonova (Koma) als Dana ist nicht nur schön, wirkt stark und sexy, sondern bringt ihre Emotionen auch richtig gut rüber. Mal wirkt sie wie das lang lebende, abgebrühte Wesen dass sie ist, dann wieder wie ein trotziges Kind, dass nie richtig gelernt hat, echte Gefühle zu zeigen. Ivan Yankovsky (Ikariya) als Pasha ist da um einiges direkter als sie, da erkennt man einfach immer was gerade bei ihm abläuft, was grundsätzlich mit seiner Überforderung zu tun hat.

Insgesamt ein großer Spass, den alle Beteiligten vor der Kamera furchtbar ernst nehmen und gerade deshalb funktioniert er so gut. Neben Attraction – wenn auch aus anderen Gründen – für mich der am besten Unterhaltende Film aus Russland, den ich aktuell gesehen habe. Für Fantasy Fans (Horror eher weniger, der kommt zu wenig vor) und Freunde ironisch erzählter Geschichten kann ich auch diese Guardians empfehlen, denn Hollywood beschützt bereits die Galaxie, Russland begnügt sich mit der Unterwelt von Moskau.

„Guardians of the Night“ bekommt von mir 7,5/10 die Machtverhältnisse neu aufteilende Empfehlungspunkte.

[amazon template=multinational&asin=B06XCQXRGD,B06XCNDPFK]


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.