Attraction (Filmkritik)

Als ein unidentifiziertes Flugobjekt über Russland auftaucht, wird es vom Militär abgeschossen und stürzt danach ab, wobei es zu hunderten Todesopfern kommt. Yulya (Irina Starshenbaum) hat ihre beste Freundin verloren und ihr Vater, der die Verhandlungen führt und weitere Tote verhindern möchte, hat keine Zeit für ihre Gefühle. Daher schnappt sie sich ihren Freund Artyom (Alexander Petrov) und seine drei Kumpel und sie planen eine gefährliche Aktion.

Gemeinsam und mit einer Waffe ausgestattet, dringen sie heimlich ins Sperrgebiet rund um das Raumschiff ein, um Antworten zu finden und den Wesen zu zeigen, wer hier der Boss ist. Als Yulya auf einen Außerirdischen trifft, stürzt sie aus Versehen fast ab, doch das Wesen rettet sie. Sind die Besucher vielleicht doch friedlich und war alles nur ein Missverständnis oder steht ein großer Kampf bevor, der das Schicksal dieses Planeten entscheiden wird?

Ein Blockbuster auf russisch, der finanziell ein Erfolg ist. Was das genau bedeutet? Nun man nehme circa 6 Millionen Dollar, macht einen Film der so aussieht, dass das gleiche Projekt in Amerika produziert mindestens 100 Millionen gekostet hätte und spielt dann das dreifache seiner Kosten alleine in Russland wieder ein. Ähnlich wie bei „Guardians“ zuletzt, die Russen wissen scheinbar, wie man Geld effizient einsetzt und haben eben nicht so überteuerte Stars, deren Gage die Hälfte des Budgets schluckt.

Aber zurück zum Film, der mich auf aktuelle russische Großproduktionen gebracht hat, von denen ich gerade ein paar gesehen habe (und ihr bei uns auch bald darüber lesen könnt). Ist übrigens wirklich erfrischend nach der Fülle an Filmen aus den USA, mal wieder andere Eindrücke zu bekommen. Regisseur Fedor Bondarchuk (Die neunte Kompanie) hat hier ein Sci-Fi Abenteuer geschaffen, mit sowohl sozialkritischen, als auch actionreichen und romantischen Elementen. Sozusagen ein bewusster Mix aus rein unterhaltend und zum Nachdenken anregend und ich muss sagen, für mich hat es funktioniert.

Da kommt sowohl die im Prinzip ziemlich amerikanische „zuerst Schießen und dann Fragen stellen“ Mechanik vor, als auch die Ausländer bzw. Außerirdischen feindliche „das ist unser Planet“ Bewegung bekommt ihre Momente. Die wahre Action findet dann zwar erst im eskalierenden Finale statt, doch ist der Weg dahin alles andere als langweilig und das obwohl man einen sehr bekannten Weg gegangen ist. Man nehme ein großes Ereignis, dass mindestens das gesamte Land betrifft und erzählt die Story dann aus der Sicht eines kleinen, „unbedeutenden“ Menschen.

So ist dies auch die Geschichte von Yulya, die unter dem Tod ihrer Mutter leidet und den strengen Befehlen ihres militärischen Vaters. Ein aufmüpfiger Teenager als Heldin, einige Zeit damit verbringen, das Leben desillusionierter junger Menschen zu zeigen, das hätte auch durchaus schief gehen können, doch in der hier präsentierten Form wird es sehr mitreissend inszeniert. Hinzu kommt dass die Effekte bis auf ein paar wenige und vor allem kurze Momente, wirklich beeindruckend sind für das doch geringe Budget.

Irina Starshenbaum ist in ihrer ersten großen Rolle richtig überzeugend, vor allem weil sie einfach authentisch wirkt. Sprunghaft, emotional, die Umwelt vor den Kopf stoßen und dennoch sympathisch sein und dabei auch noch oftmals nachvollziehbare Aktionen liefern, das muss man schon glaubhaft vermitteln können. Alexander Petrov (Eclipse) als Artyom macht eine ziemliche Wandlung durch, vom missverstandenen Rebellen mit gutem Kern hin zu einem jungen Mann, der…ja was eigentlich. Er meint es nur gut, sowohl privat als auch auf das eigene Land bezogen und dann wird man doppelt enttäuscht.

Was dann passiert, ist durchaus verständlich und macht aus ihm einen der spannendsten und tragischten Figuren im gesamten Film. Als Gegenpol darf Rinal Mukhametov (Koma) als Alien für einige lustige Momente sorgen, da er die Welt mit den Augen eines Kindes erlebt und dementsprechend auffällt und in Fettnäpfchen steigt. Andererseits konfrontiert er vor allem Yulya auch mit Wahrheiten, die sie in dieser Form eher verdrängt hat bzw. nicht wahr haben will. Abgerundet wird der Cast von einigen Altstars, die etwas Ausgleich schaffen zum Wirbel, den die junge Riege aufwirbelt.

Insgesamt daher einer der Filme aus Russland – und ich muss zugeben, ich habe bis jetzt erst circa 10 gesehen – die ich am Besten fand. Einfach die Kombination aus bestechender, zwar gestochen scharfer jedoch dennoch dreckiger Optik, die einnehmende Spielweise der Darsteller und die oftmals intensive Inszenierung an sich, plus die klar überstilisierten Action-Momente, das ist für mich eindeutig ein Gesamtpaket, das funktioniert. Nachdenken und Spass haben, hier kann man einfach durchaus beides.

Attraction“ bekommt von mir 8/10 dem Andersartigen nach einigen Eskalationen, dennoch eine Chance gebende Empfehlungspunkte.

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