Citadel – Staffel 1 (Serienkritik)

Citadel „war“ eine globale Spionageagentur, die außerhalb der Regeln bekannter Organisationen wie etwa der CIA oder NSA agiert. Viele Jahre zogen sie so im Hintergrund die Fäden und haben zahlreiche Katastrophen verhindert. Eines Tages wurden sie jedoch verraten, offensichtlich von einem Unbekannten aus den eigenen Reihen. Die meisten Agenten starben durch die Hand des Verbrecher-Syndikats Manticore.

Den restlichen Agenten wurde von Citadel selbst aus Sicherheitsgründen mittels implantierten Chip, das Gedächtnis gelöscht. Acht Jahre schon lebt Mason Kane (Richard Madden) nun als Kyle mit seiner Frau Abby (Ashleigh Cummings) und der gemeinsamem Tochter zusammen, ohne sich an seine Zeit als Agent zu erinnern. Als eines Tages jedoch der Hacker von Citadel namens Bernard (Stanley Tucci) auf ihn aufmerksam wird, ist es mit dem ruhigen Leben schlagartig vorbei…

Citadel läuft seit April 2023 auf Amazon Prime und da die sechs Folgen der ersten Staffel circa 300 Millionen Dollar gekostet haben, handelt es sich um eine der teuersten Serien aller Zeiten. Die ganze Sache soll zu einem „Spy-Verse“ ausgebaut werden, mit Spin-Off Serien in verschiedenen Sprachen, die in Mexiko, Indien und Spanien spielen soll, wobei es 2024 mit der italienischen Variante namens „Citadel:Diana“ weitergehen soll. Staffel 2 des Originals ist ebenso schon genehmigt, hier wird dann Joe Russo bei allen Folgen Regie führen, nachdem er und sein Bruder Antony bei Staffel 1 nur als Produzenten agiert haben.

Viel Geld in etwas zu investieren, macht noch keine gute Serie aus, das ist keine neue Weisheit. Ich habe hier aber weniger das Problem, dass die Story unter dem Bombast erstickt worden wäre. Viel mehr will die Serie mit ihren zahlreichen Rückblicken und Twists cleverer sein, als sie ist. Noch schlimmer ist die Tatsache, dass die Erzähl-Geschwindigkeit extrem ins Stottern gerät und so die Spannung deutlich leidet.

Das wiederum liegt auch an den Figuren, von denen man (beinahe) keine so richtig mag. Die wahre Hauptfigur ist ja der von Richard Madden (Eternals) gespielte Mason, auch wenn hier die Trailer eine gewisse Zweiteilung des Haupt-Fokus suggerieren. Warum er als Identifikationsfigur fungiert, ist mittels Spoiler schnell erklärt, er leidet nämlich fast die ganze erste Staffel unter Gedächtnisverlust.

Deshalb lernen wir Zuschauer mit bzw. über ihn alle beteiligten Mitspieler/Organisationen auf beiden Seiten kennen. Dass sich da dann ein Twist am Ende wie ein Verrat anfühlt, ist sicherlich bewusst (die Schreiber sind eben „clever“), es führt jedoch dazu, dass dir auch die letzte Figur irgendwie egal wird. Priyanka Chopra Jonas (Quantico) als Nadia ist schon tough und schön anzusehen und Stanley Tucci (Jolt) auf eine verschmitzte Art und Weise arrogant, aber richtig mögen tut man sie nicht.

Einzig Ashleigh Cummings (Hounds of Love) als Abby mochte ich, doch sie hat leider viel zu wenig zu tun und der Rückblick der sie beleuchtet ist auch der einzige, von dem ich gerne mehr gesehen hätte. Nächstes Thema ist die Action. Besonders wenn man gerade Filme wie Extraction 2 gesehen und gefeiert hat so wie ich, dann ist die Action hier einfach beliebig, involviert nicht und lässt kalt. Passt zum Mega-Budget, schaut gut aus, aber nicht mehr.

Was das World-Building anbelangt, weil dies ja ein Franchise werden wird, nun da gibt es auf Grund der Charaktere auch das selbe Problem wie mit den Figuren, warum sollte mich das hier interessieren, wenn ich Niemanden vertrauen kann? Man kann durchaus in Staffel 2 Geheimnis auf Geheimnis stapeln und das dann unheimlich schlau weil undurchschaubar und irreführend finden, aber dann muss es auch einen Grund geben, warum ich meine Emotionen hier hinein lege.

Voriges Jahr ging es mir bei Amazon Prime mit The Terminal List ähnlich, doch bei Citadel fallen alle negativen Punkte noch mehr auf. Die Darsteller sind schon richtig gut, ebenso sind die Locations gut gewählt und abwechslungsreich und die Ausstattung ist großartig, aber all der Wirbel kann eben nicht darüber hinwegtäuschen, dass es hier nichts Greifbares gibt, an das ich meine Gefühle binden könnte, weswegen eben alles eher kalt lässt. Es gibt also wohl neben heißen Spionen auch ziemlich eiskalte…

„Citadel“ bekommt von mir 5,5/10 das Kartenhaus selbst zu Fall bringende Empfehlungspunkte.


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