Jolt (Filmkritik)

Lindy (Kate Beckinsale) hat einen unglaublich hohen Level an Cortisol im Körper, was mit ihrer seltenen Krankheit zusammenhängt. Diese wiederum führt dazu, dass sie bereits bei der kleinsten Ungerechtigkeit ihr oder anderen Menschen gegenüber, einen gewalttätigen Ausbruch hat. Nach Jahren in diversen Therapieeinrichtung, die niemals eine Lösung gebracht haben, arbeitet aktuell Dr. Munchin (Stanley Tucci) an einer Heilung.

Der hat eine spezielle Weste entwickelt mit der sich Lindy selbst rechtzeitig einen Stromschlag geben kann, bevor es wieder zu einem Anfall kommt. Gerade hat Lindy nach langer Zeit einen netten Mann namens Justin (Jai Courtney) kennen gelernt, was zusätzlich ihren Weg zu einem normaleren Leben unterstützt. Doch dann wird Justin kurz vor ihrem dritten Date ermordet…

Jolt von Regisseurin Tanya Wexler (Buffaloed), läuft seit Ende Juli diesen Jahres auf Amazon Prime. Dabei ist weder diese Art von Instant-Erlebnis neu, noch die Tatsache, dass das Drehbuch sicherlich kein dickes war und der Spaß bereits nach weniger als 90 Minuten wieder vorbei ist (was im Vergleich zu den überlangen Produktion der letzten Zeit, ja doch auch eine angenehme Abwechslung bietet).

Warum der Film dennoch gut funktioniert für das was er ist, liegt alleine an Kate Beckinsale, die ich zuletzt vor fünf Jahren in Underworld: Blood Wars gesehen habe und aktuell so gar nicht auf dem Radar hatte. Die Haare blond gefärbt, wirklich gut aussehend (die Dame wird immerhin in zwei Jahren 50 Jahre alt und nein, ihr Gesicht sieht nicht nach Botox aus) und mit einer Kaltschnäuzigkeit, die man erst mal so spielen können muss, ist jede Szene mit ihr, eine Freude.

Meistens ist es einfach ihr Gesichtsausdruck, ein trockener Spruch oder es sind einfach Aktionen, die so wo anders nicht vorgekommen wären. Beispiele? Während sie auf einem Gegner sitzt und auf dessen Gesicht einschlägt meint sie, dass das für sie so funktionieren könnte, wäre sein Kehlkopf nur etwas größer. Babys auf einer Säuglingsstation in die Arme einer Polizistin zu werfen um vor ihr flüchten zu können, das geht genau so. Echte Konsequenzen dafür, die gibt es nicht.

Man könnte nun sagen, dass hier eine Frau Regie geführt hat und darum geht das, aber dennoch, wir befinden uns im überkorrekten Jahr 2021, das ist schon fein dass man so übertreiben kann (ja, Realismus ist für die Filmemacher ein echtes Fremdwort), ob man nun eine Dame ist oder nicht. Wenn wir schon dabei sind, natürlich bekommen fast ausschließlich böse Männer hier ihre Abreibung, doch die haben das allesamt verdient.

Weniger gelungen ist das Ende nach dem (auch nicht gerade umwerfenden) Finale, das wirkt wie aus einem beliebigen Rekrutierungsvideo für Menschen mit speziellen Fähigkeiten. Auch Schade ist, dass einige der tollen Nebendarsteller hier so wenig zu tun haben, dass sie keinen echten Eindruck hinterlassen. Andererseits spricht das ja wieder für Beckinsales einnehmendes Spiel und im Endeffekt geht es ja nur um sie.

Wer also seinem Gehirn wieder einmal einen Stromschlag verpassen möchte, um sich endlich die nötige Ruhe zu gönnen, um Kate Beckinsale so cool, abgebrüht und lässig wie nie beim Kämpfen, schießen und fluchen zu bewundern, der ist hier exakt am Ziel seiner Träume angekommen. Das ist im Prinzip mein einziger, über allen anderen sowohl ebenfalls guten, als auch negativen Argumenten stehender Grund, hiermit Freude zu erleben.

„Jolt“ bekommt von mir 6,5/10 Jason Statham in Crank 2 Konkurrenz machende Empfehlungspunkte.


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