The Rookie – Staffel 2 (Serienkritik)

John Nolan (Nathan Fillion) ist nach wie vor der Rookie bei der Polizei und er bekommt einen neuen Trainings-Offizier zugewiesen. Diese hört auf den Namen Nyla Harper (Mekia Cox), war lange Jahre undercover und hat sich trotz „Golden Ticket“ in den Streifendienst zurückversetzen lassen. Aber sie ist ziemlich unnahbar und Nolan ist der Meinung, dass sie ein Geheimnis verbirgt …

Währenddessen kämpfen seine Rookie Kollegen West (Titus Makin Jr.) und Chen (Melissa O’Neil) nach wie vor mit ihrem Arbeitsalltag und damit, eben noch immer die Rookies zu sein, die gerne schon allein Sachen lösen würden, aber immer wieder bemerken (oder sehr klar gesagt kriegen), dass sie noch Rookies sind …

Ohne Umschweife kann man sagen, dass die zweite Staffel gerade am Anfang damit zu kämpfen hat, dass Bishop (Afton Williamson) nicht mehr dabei ist. Die in der ersten Staffel wunderbar als abgebrühte, aber ehrliche und toughe Trainingsoffizierin für Nolan etablierte Figur kommt bis auf eine kurze Erwähnung in der ersten Folge nicht mehr vor. Es wird auch (wenn ich es nicht überhört habe) nie wieder von ihr gesprochen. Soweit ich mitbekommen haben, wurde sie am Set von der Chefin des Haar-Departments (kein Witz) diskriminierend behandelt und einer der Schauspieler (eine Nebenrolle) hat sie sexuell belästigt. Sie hat sich beschwert, aber ihrer Ansicht nach wurde nichts unternommen. Die Produktionsfirma ABC meint, es würde bereits eine Untersuchung laufen, die aber noch nicht abgeschlossen ist. Wie dem auch sei: Der Umgang mit ihrem doch sehr wichtigen Charakter zeigt allerdings, dass der Abschied offensichtlich kein freundlicher gewesen ist. Was da vorgefallen ist, muss ein Gericht klären und den Ausgang können wir hier ohnehin nicht voraussehen. Ich wollte das einfach anmerken, weil wirklich sofort in der ersten Folge als Zuseher:in die Frage auftaucht, was denn los ist und wo bitteschön ist Bishop? Aber – ein Satz und ein Häkchen drunter.

Deshalb bemüht man sich mit Harper auch gleich eine neue Figur (ebenso eine Woman of Color) einzuführen und die gleich mal mit einer wilden Backstory und einem Geheimnis auszustatten, wohl in der Hoffnung, dass die Fragen, die man zur neuen Figur hat wichtiger wirken als die Frage, was mit der alten Figur passiert ist.

Und das funktioniert nicht so richtig. Denn Harper wirkt in den ersten Folgen großkotzig und arrogant anstatt fähig und geheimnisvoll. Sicher, wenn man dann weiß, warum sie sich zum Streifendienst hat versetzen lassen, dann passt das alles zusammen. Auch die Sache mit ihrer Vorgeschichte als Undercover Agentin und Co ist ja grundsätzlich spannend. Es wird halt ziemlich holprig und aufs Auge gedrückt eingeführt. Auch manche Aussagen von Harper sind, je nachdem wie viel Wokeness und/oder Anbiederung an ein diverses Publikum ihr aushaltet, teilweise grenzwertig. Auch wenn die Inhalte stimmen mögen: Die Kontexte in der diese Inhalte dargeboten werden bzw. die Art wie sie vorgebracht werden wirkt einfach so richtig wie ein gehobener Zeigefinger. Das tut teilweise schon fast weh.

Nichtsdestotrotz kommt die Sache dann auf Schiene und mit zwei kriminellen Nebenfiguren, die immer wieder eingestreut werden, kommt alles wieder halbwegs in Lot. Spannend bleibt es die ganze Zeit und auch unterhaltsam. Sogar die Zeigefinger-Momente werden weniger (zumindest bis Staffel 3 dann kommt). Oscar, gespielt von Matthew Glave ist ein ziemlich kultiger Krimineller, vor allem wie er funktioniert und redet … dem sieht man gerne zu, auch wenn man vermutlich nicht allein mit ihm in einem Zimmer sein möchte. Gleiches gilt für die Serienmörderin Rosalind Dyer, gespielt von Annie Wersching, welche es schafft einem selbst bei einer Plauderei während einem „Spaziergang“ bei Tageslicht die Gänsehaut über den Rücken laufen zu lassen. Aber das die gute Damen Bösewichtinnen kann hat sie ja bereits als Dr. Nieman bei Castle bewiesen.

Dass man Nick Armstrong (Harold Perrineau) gegen Ende der Staffel eine solche Charakterentwicklung verpasst fand ich wild. Ja, beim Ansehen des Endes der Staffel war ich wirklich gefesselt und sogar meine Frau ist bis nach Mitternacht aufgeblieben, um weiterzugucken, aber wenn man darüer nachdenkt, dann merkt man rasch, dass irgendjemand am Ende noch rasch was Schockierendes wollte und einen Cliffhanger. Weil logisch ist es nicht.

Das ändert nichts daran, dass Fillion seinen Charme gekonnt nutzt, um die Zuseher:innen in seinen Bann zu ziehen und was soll ich sagen? Es ist Nathan Fillion. Es funktioniert einfach. Das liegt natürlich auch ganz stark an den Nebenfiguren wie den großartigen Tim Bradford, gespielt von Eric Winter. Das ist einfach ein extrem cooler Charakter. Auch Alyssa Diaz als Officer Lopez funktioniert toll und bekommt sogar einen Love Interest, der vom immer tollen Shawn Ashmore gespielt wird. Und ja, es funktioniert.

Nicht zu vergessen Sergeant Grey (Richard T. Jones), den man immer wieder gerne sieht und dessen Problemlösung alle schon fast zu … lösungsorientiert sind, als dass er glaubwürdig ist. Aber tatsächlich wünsche ich allen Polizist:innen einen Vorgesetzten wie ihn.

Alles in allem klar schwächer als die erste Staffel und mit ein paar seltsamen Wendungen für bestimmte Charaktere, andererseits auch richtig spannend. Wenn man das Hirn ausschaltet – wohlgemerkt. Es gibt zwar ein paar Dialoge oder Wortmeldungen (siehe oben), die seltsam anmuten bzw. bei denen man aus dem Flow gerissen wird, weil sich diese klar als Zeigefinger in Richtung Publikum vorstellen, aber die Kurve kriegt man meistens dann doch ganz gut hin. Werbeserie für die Polizei? Aber sowas von. Das kommt bei der dritten Staffel erst so richtig schlimm rüber. Zumindest wirken hier die Leute noch als ob sie glauben würden, was sie sagen, anstatt so zu wirken als wäre es ihnen peinlich.

„The Rookie – Staffel 2“ bekommt von mir 7 von 10 möglichen, durchaus unterhaltsame und actionreiche, Punkte.


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