Dark Nature (2022 Filmkritik)

Joy (Hannah Emily Anderson) hat sich vor einigen Monaten von ihrem brutalen Freund getrennt und verkriecht sich seitdem so gut es geht vor sozialen Kontakten. Ihr alte Freundin Carmen (Madison Walsh) kann sie aber dennoch dazu überreden, sie auf eine heilsame Wanderung in den Bergen zu begeben mit ihrer Therapeutin.

Kurz darauf sind die insgesamt fünf Damen wörtlich und auch innerlich auf dem Weg, sich den Problemen in ihrem Leben, zu stellen. Nach einiger Zeit beginnt Joy jedoch Dinge zu sehen und zu hören, die scheinbar nur sie wahrnimmt, die sie jedoch dazu veranlassen zu vermuten, dass die Reisegruppe verfolgt wird…

Berkley Brady ist eine kanadische Filmemacherin, die bis jetzt großteils an Kurzfilmen und Serien gearbeitet hat. Mit „Dark Nature“ gibt sie nun ihr Debüt bei einem Spielfilm, hat am Drehbuch mitgeschrieben und auch produziert. Es handelt sich dabei eindeutig um einen kleinen Film, der mit wenig Geld auskommt und vom Trailer her etwas falsch vermarktet wird (ein bekanntes Phänomen, das leider immer wieder mal vorkommt). Um zu erklären was ich meine, folgen ab jetzt Spoiler.

Erstmal zur Ausgangslage bzw. dem Grund, warum die Ladys auf diesem Trip unterwegs sind. Eine toxische Beziehung mit einem Mann, der psychisch so gut wie immer mindestens passiv grausam ist und immer mehr auch physische Ausraster hat und dennoch kommt seine „Herzensdame“ nicht wirklich von ihm los. Dieses Szenario ist bekannt und wie ich oben in gänzlich anderem Zusammenhang bereits erwähnt habe auch ein Phänomen, das sich nicht ausrotten lässt.

Diese Szenen zu Beginn sind unangenehm, gerade weil der Mann zunächst so ruhig bleibt und dennoch so unglaublich kalt wirkt, selbst wenn er nach außen hin leidenschaftlich erscheint. Das Trauma so einer Beziehung zu verarbeiten, was weibliche Freundschaft, darüber reden (Therapie) und das Entfernen aus der bekannten Umgebung aka dem Alltag bewirken kann, ist eine spannende Ausgangslage, über die man auch sicherlich nach dem Film noch diskutieren kann.

In dem Wald und dem Gebirge, spielt dann der Großteil der Handlung und da wird auch langsam klar, was das für eine Art von Film ist. Wie etwa bei „The Monster“ ist das Wesen, dass die Damen hier jagt, variabel. Es ist nämlich jeweils der innere Dämon, dem sich die Frauen stellen müssen. Dabei geht es nicht darum wie das Ding aussieht, sondern was die Damen speziell in ihm sehen bzw. welche Halluzinationen sie durchleben müssen.

Vom Trailer als Creature Feature verkauft, geht dann gegen Ende die Story wirklich in diese Richtung, doch das ist schade auf mehreren Ebenen. Ein Fan des Genres wird damit nicht zufrieden sein, da es kaum etwas zu sehen gibt (wenig Blut, kaum Angriffe). Auf der anderen Seite: wer den Film an sich und auch die Metaebene bis jetzt mochte, für den ist die Auflösung dann irgendwie zu generisch, einfach ohne den Moment der emotionalen Wiedergeburt für die Hauptfigur.

Die wird von Hannah Emily Anderson (Jigsaw) wie ich finde authentisch gespielt, zunächst übervorsichtig und offensichtlich traumatisiert, doch behält sie sich die meiste Zeit über ihr logisches Denken und wird auch im Laufe der Handlung immer kämpferischer. Die restlichen Schauspielerinnen kannte ich bisher nicht, sie sind in Ordnung, doch Anderson ist mit Abstand die spannendste Figur. Die Kulisse ist eine weitere Darstellerin und die endlos erscheinenden Wälder und die unüberschaubaren Gebirge erzeugen gemischte Gefühle zwischen Freiheit und Verlorenheit.

Insgesamt von der Grundidee im Sinne von der Aussage/Ausgangslage dahinter ein sehr wichtiger Film, der auch ziemlich stark beginnt, sich dann aber auf eine zu bekannte Richtung hin bewegt und da hat man Ähnliches schon viel effektiver gesehen. Dennoch ein Thriller, der dich daran erinnern soll, dass Liebe nie grausam ist, wer die Gewalt ausübt sich noch so oft entschuldigen kann, die Person wird es dennoch immer wieder tun und suche dir Menschen, denen du dich mitteilen kannst, denn man kann nicht alles im Leben alleine bewältigen.

„Dark Nature“ bekommt von mir 6/10 sich von den eigenen Dämonen (beinahe) überwältigen lassende Empfehlungspunkte.


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