Spiderman: Into The Spiderverse aka A New Universe (Filmkritik)

Miles Morales ist ein normaler Teenager. Mehr oder weniger. Er lebt in Brooklyn und geht seinem Alltag nach. Das alles ändert sich, als er zu Spiderman wird und noch dazu entdeckt, dass es so etwas wie ein „Spiderverse“ gibt. Also ein Multiversum, in welchem unzählige Variationen unserer Erde und also auch von Spiderman herumlaufen.

Und wie es kommen muss: Eine große Bedrohung und viel Pech führen dazu, dass sich ein paar der „Spider“-Leute (es sind Damen und Herren und … nun, ein Schwein) zusammenraufen müssen, um die Welt(en) zu retten. Und noch dazu ist der erfahrenste Peter Parker ein ziemlich desillusionierter Kerl, der erst noch in Form (vor allem psychisch) gebracht werden muss …

Ich habe mir „Into The Spiderverse“ bereits 2018 angesehen als er im Kino gelaufen ist unter dem völlig unnötigen neuen „deutschen“ Namen: A New Universe (ich werde das nie, nie, niemals verstehen) und war völlig baff. Miles Morales kannte ich bis dahin nur dem Namen nach, war also kein großer Fan. Spiderman-Fan per se bin ich auch nicht, auch wenn ich ein paar der Film mag und die Spiele von Insomniac sind super. Aber Fanboy, wenn man es so nennen mag: Nein, sicher nicht.

Jedenfalls war ich von „Into The Spider-Verse“ völlig überrascht. Einerseits war es die Optik, die mich verzaubert hat. Dieser wilde, bunte und schräge Mix, der per Definition ja eigentlich nicht funktionieren dürfte, aber sowas von hervorragend funktioniert und richtig Spaß macht beim Ansehen – das muss man gesehen und vor allem in Bewegung gesehen haben, um es zu glauben.

Vielleicht fühlt man sich beim Trailer zu sehr geflashed, das mag sein, aber der Film geht es zum einen ruhiger an und zum anderen führt er auch in den Animationsstil und die Mischung(en) besser ein. Zu dem Zeitpunkt, an dem dann die Stile (auch aufgrund der verschiedenen Inkarnationen der Spinne) zusammenprallen passt es perfekt. Der Film hat quasi diesbezüglich eine super Balance.

Womit ich auch nicht gerechnet hatte, ist die Tatsache, dass mich die Story des Films so abholt. Miles ist sympathisch und man sieht ihm gern zu. Und alle anderen Inkarnationen haben tatsächlich ihren eigenen Charakter und bekommen erstens ihren Moment im Sch(w)einwerferlicht und zweites schaffen die Macher es, dass mir als Zuseher niemand egal ist. Wenn es dann emotional für die Figuren hart wird, dann fühlt man wirklich mit. Ich meine … ich hatte Mitleid mit einem verdammten Roboter. Nur um das mal zu erwähnen.

Es sind für die einzelnen Variationen der Spinne übrigens keine Vorkenntnisse nötig. Der Film erklärt alles bis zu dem Punkt, dass man es versteht und zwar kurz und bündig bzw. unterhaltsam und quasi nebenbei. Das funktioniert einwandfrei. Ich kannte die ganzen Figuren nicht, hatte zwar schon gehört, dass Variationen gibt, aber von einem Spider-Verse hatte ich keine Ahnung und Spider-Ham … der war mir absolut neu. Aber, wie gesagt: Entwarnung. Keine Vorkenntnisse nötig. Es kann natürlich sein, dass mir deshalb dutzende EasterEggs entgangen sind, aber das hat offensichtlich meinen Filmgenuß nicht getrübt (wer alle Stan Lees im Film findet hat zu viel Zeit im Leben).

Die Story ist wie bei Spiderman üblich halt eine, die darauf hinausläuft, dass Miles eine harte persönliche Entscheidung treffen muss (aber nicht nur er), denn wie könnte es anders sein ist der Fiesling (bzw. einer davon) ein Person, die ihm sehr nahe steht. Wer die Comics kennt ist vielleicht im Vorteil. Ich kenne sie eben nicht, also war ich … naja, nicht überrascht, aber berührt.

Die Synchronsprecher machen ihre Sache alle außerordentlich großartig (perfektes Casting: Nicolas Cage als Spider Noir) und die Musik passt auch quasi perfekt zum Rest. Alles in Butter, sozusagen.

Ich habe 2018 ja an allen Ecken und Enden gelesen, dass dieser Film hier so toll sein soll, aber wirklich gerechnet hatte ich damit nicht. Und dann war ich fast wie weggeblasen.

Warum dann erst jetzt eine Kritik folgt? Nun, zum einen ist es so, dass mit „Across The Spider-Verse“ ein Nachfolger gemacht wurde, der scheinbar genauso großartig ist, aber nur der erste Teil der Story. Der zweite sollte auf den Namen „Across The Spider-Verse Part II“ hören (wie kreativ), wurde aber jetzt aus diversen Gründen auf unbestimmte Zeit verschoben. Leider.

Und der wirklich Grund lautet: Mein Blog-Kollege heißt „Spideragent“. Der Name kommt ja nicht von irgendwo. Ich bin ihm lange in den Ohren gelegen, dass er sich bitte diesen Film hier ansehen soll, aber was soll ich sagen? „Der einzige für mich relevante Spiderman ist Peter Parker“. Naja, dann halt nicht. Ich denke nach knapp fünf Jahren darf man irgendwann aufgeben.

Jedenfalls haben die Regisseure Bob Persichetti („Der gestiefelte Kater„), Peter Ramsey („Monsters vs Aliens“) und Rodney Rothman („Popstar: Never Stop Never Stopping„), der erste und der letztgenannte haben hier zum ersten Mal die Regie übernommen, ganze Arbeit geleistet. Und das Drehbuch von Phil Lord („The Lego Movie„) und Rodney Rothman überzeugt ebenfalls auf ganzer Linie.

Alles in allem: Wow. Ein neuer Kick für Animationsfilme. Man darf und soll sich offensichtlich trauen, Neues zu probieren. Wenn sowas wie das hier rauskommt, dann war es das allemal wert.

„Into The Spiderverse“ bekommt von mir 9,5 von 10 möglichen, das Spiderverse einführende, bevor das Multiversum Allgemeingut geworden ist, Punkte.


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