Masters Of The Universe: Revelation (Serienkritik)

Es ist wieder soweit: Skeletor (Mark Hamill) greift Castle Grayskull an und will es erobern. Zumindest wirkt es auf den ersten Blick so. Tatsächlich ist er nicht hinter der Burg her, sondern hinter dem, was sich darin verbirgt. Die Quelle der Macht über das Universum. Und die Eroberung von Grayskull ist tatsächlich nicht notwendig.

Zum Glück kommt He-Man (Chris Wood) gerade noch rechtzeitig, um das zu verhindern. Oder zumindest könnte man das meinen. Denn obwohl er eigentlich gerade als sein Alter Ego bzw. sein wahres Ich Adam (Chris Wood) bei der Feierlichkeit seiner besten Freundin Teela (Sarah Michelle Gellar) zugegen ist, werden er und die königliche Garde in die Schlacht gerufen.

Und dann passiert das Unfassbare: He-Man und Skeletor töten sich gegenseitig in einer magischen Explosion, die auch als Konsequenz hat, dass Teela entdeckt, wer hinter He-Man steckt und alle Magie langsam aus Eternia versickert.

Und das hat weitreichende Konsequenzen …

Es tut mir wirklich leid, ein Review zu einer Serie, die ich in den 80iger geliebt habe, mit Worten über „Woke“ und „Backlash“ zu beginnen, aber die „Fans“ und das liebe „Internet“ zwingen mich quasi dazu.

Ein bisschen Vorinfo ist dennoch angebracht: „Revelation“ ist kein Reboot der alten Serie, sondern eine Fortführung. Die Geschichte geht quasi weiter von früher (so diese jemals wirklich geendet hat) und alle Charaktere sind nach wie vor die Charaktere, die sie damals waren. Das ist mal das eine. Die andere Sache ist, dass der Drehbuchschreiber niemand anders ist als Kevin Smith. Viele von euch kennen ihn vermutlich als „Silent Bob“ und als Regisseur und Drehbuchautor von „Clerks“ und anderen Filmen, ja, aber was Kevin Smith in erster Linie ist: Ein Fan. Ein Fan von ganz vielen (Comic-)Dingen und das merkt man in vielen Interviews mit dem guten Mann auch ganz klar.

Jetzt zu dem Backlash: Nachdem ich die Serie gesehen habe, kann ich ein paar Kritikpunkte der Fans durchaus nachvollziehen, denn was Kevin Smith hier macht – aus Drehbuch-Sicht – ist mutig. Aus anderer Perspektive vielleicht auch dumm, aber auf jeden Fall mutig. Und wären wir nicht im Jahr 2023, dann würde es auch viel weniger Wind um die Sache geben, denn was „Revelation“ in erster Linie macht, ist Innovation. Und zwar in dem Sinne, dass es eine Geschichte erzählt, die in diesem Universum nicht schon tausend Mal erzählt wurde, zumindest könnte ich mich nicht daran erinnern.

So ist es in meinen Augen zB ziemlich mutig die Handlung in den Folgen 2 bis 4 fast ausschließlich auf Teela zu verlegen (von ein paar minimalen Rückblenden abgesehen). Dass es da einen „kleinen“ S***storm gab, war zu erwarten. „Woke“ wurde gerufen. „Franchise-Killer“. Und was weiß ich noch alles. Und ja, ich gestehe, dass man das so sehen kann. Ja, die Show ist, wenn man die „Kriterien für Wokeness“ heranzieht, sicher „woke-light“, zumal man klar eine Frau in den Vordergrund stellt und ihr neuer Sidekick schwarz ist.

Da kann man also, wenn man es darauf anlegt, gut und gerne gleich losschimpfen. Dazu kommt, dass die Beziehung zwischen Skeletor und Evil-Lyn auch eine ist, in welcher der männliche Part (ist Skeletor ein Mann?) klar missbräuchlich ist und ein klarer und wichtiger Handlungsstrang von der zweiten Hälfte (Folgen 5 bis 10) ist (mehr oder weniger) Evil-Lyns Emanzipation aus dieser missbräuchlichen Beziehung.

Ich kann also absolut nachvollziehen, warum alte Fans hier einfach das Gefühl haben, es würde eine „modernisierte“ Version von „He-Man“ sehen. „Modernisiert“ heißt ja mittlerweile nichts anderes als „alle Nationalitäten, Geschlechtsidentifkationsmöglichkeiten und sexuelle Präferenzen“ sind inkludiert und repräsentiert. Was anderes heißt es ja nicht. Und offen gesprochen stört mich das nicht wirklich – wenn es sich um neues(!) Material handelt. Um Figuren, die ich nicht kenne. Wenn Figuren, die ich seit Jahren liebe, plötzlich verändert werden – dann stört mich das. Das hat für mich aber nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern schlichtweg damit, dass etwas, was ich in einer bestimmten Form kennen und lieben gelernt und mir so „zu eigen“ gemacht habe, mir entrissen und verfremdet wird. Und sowas k***t mich an. Stellt auch vor bei Al Bundy wäre Kelly plötzlich schwarz, dick und ein Genie. Das wäre nicht mehr Kelly Bundy. DAs wäre jemand anders. Also macht gefälligst eine andere Figur daraus, verdammt noch mal. Es würde mich auch nerven, wenn eine Figur die früher queer und schwarz war, auf einmal weiß und hetereosexuell wäre. Macht einfach eine neue Figur und lasst mir „meine“ alten Figuren.

So – das nur mal am Rande und wenn es nach mir geht, dann brauche ich nie wieder zu erklären, wie ich das sehe, denn das Thema nervt mich selbst schön langsam. Warum ich das gerade bei dieser Serie hier erkläre? Weil das hier NICHT der Fall ist. Die Figuren sind immer noch genau die Figuren, die sie waren. Orko ist immer noch Orko. Men-At-Arms ist immer noch Men-At-Arms. Und so weiter. Der einzige Unterschied hier, ist dass der Fokus nicht auf Adam/He-Man liegt. Und das sehe ich weder als „woke“ noch als Problem.

Tatsächlich fand ich die ersten fünf Folgen richtig gut und spannend und den Cliffhanger bzw. den Twist in Folge 5 fand ich echt überraschend und ich saß mit offenem Mund da. Hut ab, Kevin Smith, Hut ab.

Was in der zweiten Hälfte passiert ist … etwas anderes. Die Beziehung von Skeletor und Evil-Lyn ist anders und vielleicht fiel es mir früher nie auf, aber die beiden wirken wie der Joker und Harley Quinn. Fand ich schräg, aber okay.

Das Positive: Die Show sieht fantastisch aus. Die Animationen, die Hintergründe – alles sieht richtig, richtig gut aus. Und die Synchronsprecher sind ein Hammer. Allen voran natürlich Mark Hamill als Skeletor (deshalb ist mir auch vielleicht so extrem aufgefallen, wie sehr die Beziehung an Harley und Mr. J erinnert), der ist einfach grandios. Auch die anderen machen einen sehr guten Job, aber Hamill … wow. Einfach wow. Auch sind viele Dialoge wirklich gut geworden und die Beziehungen zwischen den Charakteren funktionieren super. Dazu kommt, dass viel Hintergrundgeschichte drin ist, die ich entweder als Kind nie wusste oder seitdem wieder vergessen hatte. Erstaunlich viel Story also. Dass die Themen und die Messages („Familie, Freunde, Geheimnisse“ und so vieles mehr) durch die Geschichte vermittelt wird, ohne, dass sie jeder zweite Charakter mir ins Gesicht sagt.

Das Negative: Viel Exposition. Viel Gespräche. Ein paar kleinere Längen sind schon drin. Viele Figuren. Und vor allem: Die Story und die Dialoge sind in meinen Augen nicht für Kinder geeignet. Die Alters-Einstufung würde ich in diesem Fall sehr ernst nehmen. Nicht wegen der Gewalt, sondern wegen der Themen, die vorkommen, die dürften viele Kids überfordern. Und – mein größter Kritikpunkt ist eine, EINE Szene. Nämlich jene, in welcher Evil-Lyn dazu bringt, seine Macht aufzugeben, indem sie ihm Sex in Aussicht stellt. Das war einfach … schlecht gemacht und billig und hat aufgrund der plumpen Ausführung einfach peinlich gewirkt. Fand ich schade.

ABER alles in allem hat mir die Serie wirklich gut gefallen und da ich krank darniederlag hab ich sie gleich mal in einem Zug durchgeguckt.

„Masters Of The Universe: Revelation“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, cool und mutig fortgeführte, Punkte.


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