Spiderman: No Way Home (Filmkritik)

Es ist der Anfang vom Ende: Mysterio (Jake Gyllenhaal) hat ein Video seines Todeszeitpunktes gestreamt und darin verraten, dass Peter Parker Spider-Man ist. Gleichzeitig wirkt es in diesem Video so, als ob Peter Mysterio ermordet hätte.

Es dauert allerdings nicht lange und alle Anklagepunkte werden fallen gelassen. Peter könnte ein normales Leben leben. Wäre da nicht die Sache mit dem College. Er, seine Freundin MJ (Zendaya) und sein bester Freund Ned (Jacob Batalon), werden von allen Colleges abgewiesen – weil diese eben zu viel Gefahrenpotential mit Peter und seinen engsten Freunden verbinden.

Also begibt sich Peter zu Dr. Strange (Benedict Cumberbatch), um ihn zu bitten, die Zeit zurückzudrehen. Aber das geht nicht. Was allerdings geht: Er könnte einen Zauber wirken, der alle vergessen lässt, dass Spider-Man Peter ist. Was sie auch tun. Aber während Strange seinen Zauber wirken will, fällt Peter ein, dass es da doch ein paar Leute gibt, die nach wie vor wissen sollen, wer er eben ist.

Also geht der Zauberspruch schief und Strange muss ihn eindämmen und einfangen. Aber da ist es bereits zu spät. Der Zauber zieht alle, die wissen, welches Doppelleben Peter führt in diese Dimension …

Der Hype war ja fast nicht zu überbieten: „No Way Home“ hat in seiner Werbung alles richtig gemacht. Die Bösewichter von den Teilen mit Tobey Maguire und Andrew Garfield einfach nur andeuten und natürlich gehen dann die Spekulationen los: Sind Garfield und Maguire auch dabei? Die beiden dementieren, also weiß man mit Sicherheit: Ja, sie sind dabei. Erinnert ihr euch an Infinity War? Da wurde ja auch der Hulk reinretuschiert, wo er nicht hingehört. So gibt es auch hier eine Szene im Trailer, in welcher eigentlich im Film drei Spider-Man vorkommen und nicht nur einer.

Aber – und das ist die Frage – ist es deshalb auch ein guter Film? Nur, weil die anderen Spideys dabei sind? Nun, das ist sicherlich Geschmackssache, aber es ist auf jeden Fall der Teil von den „Holland-Spider-Man“-Filmen bei dem ich mich am wenigsten geärgert und am besten unterhalten gefühlt habe. Nur zur Info: Diese Latte ist ziemlich niedrig. „Homecoming“ fand ich eher zäh und das beste daran war Michael Keaton (kann der Mann schlecht sein in einem Film?). Und „Far From Home“ fand ich eine Frechheit. Der war einfach schlecht. In Summe. Und „No Way Home“, nun, wie gesagt: Das hängt von der Erwartungshaltung ab.

Erwartet ihr einen Film, der alle Bösewichter und Film-Spideys zusammenbringt? Dann seht euch „Into The Spider-Verse“ an, denn DAS ist ein richtig guter Spider-Man-Film. Richtig, richtig gut. Und ich stelle gerade fest, wir haben keine Kritik hier am Blog. Muss ich glatt nachholen. Aber zurück zu „No Way Home“: Ja, auf dieser ebene liefert der Film, wobei keine der Figuren tatsächlich richtig glänzen kann. Allein der Auftritt von Dr. Ock ist ein Hammer und wirklich gut gemacht. Der Rest ist … naja, Malen nach Zahlen. Nicht schlecht, aber ich war jetzt auch nicht überwältigt.

Was passiert also? Nun, Peter bemerkt, dass alle in seine Dimension gezogen wurden, kurz bevor sie in ihrer Dimension gestorben wären. Also beschließt Peter (nach einer unglaubwürdigen Moralpredigt von Tante May, die in den beiden Vor-Teilen meiner Ansicht nacht keine moralische Instanz war), die Bösewichte vom „böse sein“ zu heilen. Allen voran Dr. Ock (Alfred Molina) und den Green Goblin (Willem DaFoe).

Natürlich geht es schief. Natürlich stirbt jemand. Natürlich ist Peter schuld. Und natürlich bekommt er gesagt, dass „große Macht große Verantwortung birgt“. Was auch sonst. Ich sage ja: Malen nach Zahlen. Und es macht Spaß. Ja, es macht Spaß dabei zuzusehen. Es ist unterhaltsam, es sieht gut aus und es werden alle Boxen, die möglich sind, getickt: Spider-Man als Iron-Spider: Check. Spider-Man im Spider-Man Noir-Outfit: Check. Und so weiter und so fort … Alles cool anzusehen und alles als Fan-Service super.

Aber man hat auch mehrmals richtig Mist gebaut. Die Todesszene war einfach unnötig (in ihrer Existenz als auch in der Umsetzung). Die Bösewichte haben alle keine Zeit sich zu entfalten, von Alfred Molina und Willem Dafoe abgesehen (beide super, wenn auch merkbar digital verjüngt). Aber selbst diese beiden haben relativ wenig und kurze Screentime.

Gleiches gilt für die beiden „alten“ Spideys. Maguire wirkt krank und Garfield ist … super. Der hat wirklich Spaß. Nur schade, dass die Dialoge zwischen den den dreien so dumm sind und gerade beim „amazing Spider-Man“ Andrew Garfield gibt es einen Szene, die an „Amazing Spider-Man 2“ anschließt und die richtig emotional und gut werden hätte können, aber …nein. Sie ist da. Sie ist vorbei. Punktum. Schade. Potential verschenkt. Macht euch keine Illusion: Das ist kein Team-Film. Das ist ein Tom Holland-Film. Nur als Vor-Info.

Man weiß grundsätzlich die meiste Zeit über, was passieren wird, dafür sieht das dann zumindest super aus. Ein paar der Witze zünden auch und es ist immer wieder nett, wenn sich jemand die Mühe macht, lose Storyfäden aufzugreifen. Warum Dr. Ock zB im zweiten Spider-Man auf einmal nett wird vor seinem Tod, nun, dafür wird hier eine tolle Erklärung angeboten.

Aber das Ende … das fand ich zum K****n. Ich verrate euch, was mich daran ärgert: (klarerweise: fetter Spoiler) Der Zauberspruch der schief ging, war jener, welcher alle vergessen lassen sollte, wer Spider-Man ist. Stattdessen hat er quasi ein Leuchtfeuer durch das Universum geschossen mit dem Inhalt, dass in dieser Dimension dieser Peter Parker der Spider-Man ist. Woraufhin alle, die das Geheimnis kennen, in diese Dimension gezogen werden. Ist das schon mal dämlich, dann Vorhand auf für: Die Lösung. Diese ist es dann, dass Strange (Benedict Cumberbatch) einen weiteren Zauber ausspricht, der alle vergessen lässt, dass sie Peter Parker kennen. Also niemand kennt mehr Peter Parker. Niemand. Deshalb kann keiner mehr in unsere Dimension wollen (weil wenn keiner ihn kennt, dann weiß auch keiner, dass er Spider-Man ist. So die Logik).

Ich meine, was soll man noch sagen, wenn ein Film seine eigene Storyline nicht ernst nimmt: Warum müssen alle vergessen, dass sie Peter Parker kennen? Reicht es nicht immer noch, dass sie vergessen, wie Spider-Man im echten Leben heißt? Fand ich schräg. Und dumm. Weil es einfach nur ein Drehbuchtrick war, um Peter ein großes Opfer abzuverlangen (MJ! Ned!), damit alles dramatischer und heldenhafter wirkt.

Ich könnte jetzt noch weiter alles aufzählen, was ich schwach fand an diesem Film, aber ich lasse es, weil das sonst zu viel wäre und zu lange dauern würde. Stattdessen: Schaltet euer Logikhirn ab, genießt die Auftritte der alten Garde und habt Spaß. Punktum. Um mehr geht es eh nicht.

Allerdings möchte ich noch anmerken, was mich nämlich wirklich ärgert ist, …

„Spider-Man: No Way Home“ bekommt von mir 7 von 10 möglichen, viele Figuren aus Nostalgieg-Gründen nutzende Punkte.


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