Hellraiser (2022 Filmkritik)

Riley (Odessa A’zion) kämpft seit sie denken kann mit sich selbst, besonders damit ein geordnetes Leben zu führen. Drogenkonsum, Trinkerei, Arbeitslosigkeit und ständige Streitereien mit ihrem Bruder, bei dem sie Unterschlupf gefunden hat aka gerade wohnt. Ihr aktueller Freund Trevor (Drew Starkey) macht ihr den Vorschlag, in ein verlassenes Lagerhaus einzubrechen, für das schnelle Geld. In einem Tresor finden sie jedoch nur eine seltsame Puzzle-Box.

Am selben Abend kommt es zu einem Streit und Riley wird aus der Wohnung geschmissen. Sie greift wieder zurück auf ihren gewohnten Coping-Mechanismus (Tabletten) und beginnt an dem Rätsel der Box zu arbeiten, die sie zuvor mit Trevor mitgehen hat lassen. Sie scheint der Lösung näher zu kommen, als eine kleine Klinge aus der Box springt und sie beinahe schneidet. Plötzlich beginnen scheinbar die Drogen zu wirken, doch stärker als jemals zuvor und Riley erscheinen grausam entstellte Wesen…

Im Jahr 1986 hat Clive Barker seinen Roman „The Hellbound Heart“ geschrieben, aus dem das heute bekannte Hellraiser-Franchise entsprungen ist. 1987 kam der erste Film und im Laufe der Jahre folgten ganze neun Fortsetzungen, mit schwankender Qualität. Ähnlich wie zuletzt bei der Predator-Reihe mit Prey ist es wieder einmal der amerikanische Streaming-Dienst Hulu (in Europa meist Disney+), der mit diesem elften Film aka Reboot einem in die Jahre gekommenen Franchise, neues Leben einhaucht.

Im Prinzip bin ich kein Fan dieser Filme, ich habe auch nur die ersten paar gesehen und kann mich nur mehr vage daran erinnern. Dennoch musste ich diesem Film nach dem Trailer eine Chance geben und ich muss sagen, ich bin zwar noch immer kein Freund des Franchise, aber das ist schon richtig ungemütlich gemacht. Zuerst mal muss ich anerkennen, wie 100 prozentig ernst die Inszenierung gestaltet ist und man eigentlich nie in Versuchung kommt, irgendwelche Szenen unfreiwillig komisch zu finden.

Eher hat man als Neuling in der Hellraiser-Welt wohl mehrmals ein „was ist das nur für ein Film?“ auf den Lippen. Auch wenn diese Szenen nicht in die Länge gezogen werden, doch wenn die von der Box gerufenen Cenobiten ihre Opfer holen, dann ist das purer Body-Horror und meistens muss die Haut ziemlich leiden oder wird gleich gänzlich abgezogen. Gleichwertig unheimlich wenn nicht noch schlimmer ist die scheinbare unaufhaltsame Gewissheit, dass diese Wesen dich holen, wenn du dich an der Box geschnitten hast.

Ein Trance ähnlicher Zustand befällt dich, der Boden bricht auf, Wände verschieben sich. Egal ob Jemand gerade bei dir ist, sie werden dich holen. Das ist völlig unmissverständlich klar. Die Cenbiten tragen dabei ihre eigene Haut als „Leder-Kleidung“ und sehen vom Design her teilweise wie overstylte Mitglieder der Sadomaso-Szene aus, haben aber auch dämonische und außerirdische Ansätze. Am meisten fasziniert dabei klar Jamie Clayton (Sense8) als neuer Pinhead aka The Priest.

Ihre Stimme ist verführerisch und abschreckend zugleich und ihre Versprechen sind süß, doch mit schrecklichen Kosten verbunden. Das Highlight ist für mich dann klar Odessa A’zion (The Inhabitant) als Hauptcharakter Riley, die mit ihren aktuellen Gegenspielern sozusagen gegen eine materialisierte Form ihrer inneren Dämonen kämpft, die sie in die Drogensucht getrieben haben. Das ist roh und pur gespielt und beinhart von der Performance her, ohne irgendetwas schön zu reden.

Eine gewisse Faszination geht auch eindeutig vom Design der Umgebungen aus, vor allem die „Gefängnis-Villa“, in dem ein Großteil der Handlung spielt, ist imposant und löst ambivalente Gefühle aus (man will irgendwie hinein gehen, aber man hat Angst davor). Auch mindestens eine Botschaft kann man sich hier mitnehmen, die offensichtlichste ist wohl, das es im Leben keine Abkürzungen gibt und sich wie jeder Mensch seinen Problemen zu stellen, der einzige richtige Weg ist.

Insgesamt ein blutiger, kalter, hypnotischer Trip, mit guten handgemachten Kostümen und Effekten, einem effektiven Design und einnehmenden Performances vor allem der Leading Ladys. Gesehen habe ich ihn sehr gerne, umgehauen hat er mich nicht, aber das habe ich so auch nicht erwartet. Unter der Regie von David Bruckner (The Ritual) und Produzent Clive Barker ist diese Reihe auf jeden Fall wieder auf spannend/unheimlichen und vor allem Ernst zu nehmenden Weg unterwegs.

„Hellraiser“ bekommt von mir 7/10 sich seine Wünsche lieber noch mal durch den Kopf gehen lassende Empfehlungspunkte.


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