No Exit (2022 Filmkritik)

Darby (Havana Rose Liu) hat in ihrem Leben schon einige falsche Entscheidungen getroffen, weshalb sie sich auch aktuell wieder mal in einer Entzugsklinik befindet. Als sie erfährt, dass sich ihre Mutter im Krankenhaus befindet und vielleicht sterben könnte, schleicht sie sich aus dem Gebäude, stiehlt ein Auto und macht sich auf den Weg zum Spital. Ein Schneesturm zwingt sie jedoch schon bald dazu, die Nacht in einer Autobahnraststätte zu verbringen.

Dort befinden sich bereits vier Personen, die ihr Schicksal teilen. Kriegsveteran Ed (Dennis Haysbert) und seine Frau Sandi (Dale Dickey), ein freundlicher Typ namens Ash (Danny Ramirez) und ein seltsamer Kerl namens Lars (David Rysdahl). Als Darby kurz darauf ins Freie geht um zu schauen, ob ihr Handy hier irgendwo ein Netz bekommt, hört sie Geräusche aus einem Van. Darin befindet sich ein gefesseltes Mädchen. Darby will ihr helfen, doch wer der vier anderen Personen ist für die Tat verantwortlich und wem kann sie vertrauen?

Nach Killing Ground aus dem Jahr 2016, ist dies erst der zweite Film von Damien Power als Regisseur. Ursprünglich sollte er im Kino laufen, doch nun startet er Mitte März auf Disney+ und ich muss sagen, dass diese Art von kleiner, gemeiner Thriller, auf dem kleinen Bildschirm vielleicht sogar noch besser funktioniert. Dies ist ebenfalls ein Film, bei dem ich klar hervorheben kann, was besser funktioniert und was weniger gut.

Im Mittelpunkt steht die Figur der Darby und somit ist alles anhängig von der Performance von Havana Rose Liu (Über mir der Himmel). Sie ist relativ neu in ihrem Metier und hat keine professionelle Schauspielausbildung bekommen. Um so erstaunlicher ist es, wie direkt und intensiv sie Darby spielt. Laut Interview hat sie selbst Bilder und sogar einen Tanz entwickelt und nebenbei Interviews mit zahlreichen Süchtigen geführt, um in die Rolle der Darby eintauchen zu können.

Menschlichkeit hat sie dabei als zentrales Thema angegeben, was das Handeln ihrer Figur betrifft. Passend dazu – sozusagen sich auf der anderen Seite der Medaille befindend – ist der Film dann am stärksten, wenn er die menschlichen Abgründe zeigt, eben wozu Menschen in Extremsituationen fähig sind. Die restlichen Darsteller machen ihre Sache auch gut, doch sind ihre Figuren einfach so geschrieben, dass sie streckenweise wenig hergeben und wirklich nicht genug zu tun haben.

Da es hier ja nicht darum geht bis am Schluss mitzuraten, wer die Guten und wer die Bösen sind, weil dies (zumindest teilweise) relativ bald aufgelöst wird, ist es das teils psychologische doch im weiteren Verlauf ziemlich physische Katz und Maus Spiel, dass für Spannung sorgen soll und das tut es dann auch. Besonders das Finale ist von den Emotionen und der Brutalität her explosiv und man ist völlig drinnen im Geschehen.

Darby ist dabei eine Figur, die ihren Schmerz tief in ihrem Inneren mit sich herum schleppt. Es kommt gegen Ende dann durch die Umstände dazu, dass dieser Schmerz nach außen wandern kann, was sehr schön die Transformation ihrer Person zeigt. Was von Kritikern angegriffen wurde – und nun folgt ein Spoiler – ist dass sie als Drogensüchtige in einer Szene Drogen nimmt, um die nötige Kraft zu haben, sich zu befreien. Wer den Film gesehen hat kann das meiner Meinung nach nicht falsch verstehen nach dem Motto „Nimm Drogen, dann schaffst du Dinge, die du sonst nicht bewältigt hättest“.

Ich finde dass die Szene im Kontext ein klares Ende ihrer Sucht bedeutet, denn bis jetzt hat sie Drogen genommen, um vor etwas zu flüchten, doch nun stellt sie sich ein für allemal den Monstern der Außenwelt, aber auch dem Monster, zu dem sie wird, wenn sie Drogen nimmt. Das ist meine Sicht zu dieser kontroversen Szene, man kann hier alles jedoch auch rein als einen Popcorn-Thriller erleben und was diese Bereiche betrifft, gar nicht zum Nachdenken kommen.

Insgesamt also auf der Plusseite atmosphärische Dichte, gut choreographierte Action, ein spannendes Hin und Her und eine überragende „All In“ Darbietung der Hauptdarstellerin. Im Vergleich dazu, verblassen die anderen Figuren bzw. hätten mehr Background nötig. In Summe erlebt man hier einen Wechsel von Nihilismus und Intensität und je nachdem was gerade das vorherrschende Prinzip ist, ist man mehr oder weniger involviert.

„No Exit“ bekommt von mir 6,5/10 am Ende auf mehr als eine Art einen Ausweg findende Empfehlungspunkte.


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