The Ritual (Filmkritik)

Nach einem gemeinsamen Treffen, um den nächsten Urlaub zu planen, will Luke (Rafe Spall) noch rasch etwas zu trinken kaufen. Der Zeitpunkt ist aber alles andere als gut gewählt, denn Junkies überfallen den Laden. Luke kann sich zwar verstecken, aber einer seiner Freunde wird brutal erschlagen.

Ein Jahr später: Da ihre letzte gemeinsame Entscheidung eine Wanderung in Skandenavien war, machen das die drei restlichen Freunde auch als Andenken und um Abschied zu nehmen. Bei Nachhauseweg verstaucht sich einer der Männer den Knöchel, also wird eine Abkürzung gewählt und in einer alten, unheimlichen Hütte übernachtet.

Und damit beginnt der Horror. Alle haben Albträume. Luke wacht mit Wunden am Körper auf und Phil (Arsher Ali) findet sich vor einem horrorhaften Götzenbild betend wider. Noch dazu kommen innerhalb der Gruppe weitere Spannungen auf, denn nicht jeder findet, dass Luke sich damals richtig verhalten hat – denn er hätte die Chance gehabt, seinen Freund zu retten.

Horrorfilme sind ja am besten, wenn sie als Metapher funktionieren. Ob es nun um das Atomzeitalter („The Hills Have Eyes“) geht oder um Alkoholsucht („The Monster“). Die Metaebene spielt immer mit und die Zeit in der es in Filmen strahlende Helden gab, die keinen Makel und keine Schuld auf sich geladen hatten, sind ja jetzt wirklich schon lange vorbei. Es ist die Zeit der Antihelden und da reiht sich „The Ritual“ perfekt ein. Luke ist die Definition eines Antihelden – er ist sich seiner Schuld (die aufgrund der Inszenierung nicht in Frage gestellt werden kann) wohl bewusst und reagiert auch dementsprechend sensibel, wenn er darauf angesprochen wird. Was eh lange niemand macht. Aber wenn, dann kracht es.

Allerdings teilt sich der Film in zwei Teile: Die erste Hälfte ist großartig, stimmig und überzeugt nicht nur durch wirklich fantastische Bilder und Kameraarbeit, sondern auch durch ein unglaublich sich echt anfühlendes Drehbuch. Die Gespräche und Hänseleien zwischen den Freunden, ihre Reaktionen, die Dialoge – das fühlt sich alles richtig gut und echt an. Und man mag auch alle Personen sofort. Da gibt es keinen Ausfall. Selbst Luke mag man.

Dann nimmt der Horroteil einen immer größeren Raum ein und solange diese Horrormomente als Symbol für Lukes Schuld interpretiert werden können, ist der Film immer noch intensiv und spannend. Auch die Inszenierung (die Regale des Lokals stehen plötzlich von Neonröhren beleuchtet im Wald zwischen den Bäumen – das sieht ziemlich bedrückend aus) ist wirklich gut gelungen.

Und dann kommt es, wie es kommen muss: Der Film biegt ab und nimmt ein unrühmliches Ende. Okay, ich gebe zu: Das Design des Monsters ist absolut genial. Abartig. Fremd. Dann doch vertraut und vor allem sieht es keinem mir bis dato bekannten Monster wirklich ähnlich (naja, vielleicht hat es ein bisschen was von einer Lesche). Dann lernt man jedoch, was es mit dem Ritual auf sich hat (gemeint ist nämlich nicht das Ritual der Freunde um Abschied zu nehmen) und dann geht es stark in Richtung „Kill List“ (und wie mir das gefallen hat, ist ja bekannt).

Zum Glück ist es hier nicht ganz so schlimm – man weiß zumindest die ganze Zeit über was warum passiert und auch wenn es schade ist, dass man wieder auf diese Schiene fällt, so ist es zumindest spannend anzusehen und es gibt nichts, was unerklärt bleibt.

Mir ist bekannt, dass dieser Film auf einem Buch beruht, aber das ändert nichts daran, dass mir der Film besser gefallen hätte, wenn man bei der Metapher geblieben wäre. Dieser Storystrang wird nämlich nicht so richtig aufgelöst und sowas wie „Erlösung“ findet Luke (kleiner Spoiler) auch nicht wirklich.

„The Ritual“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, gegen Ende leider Stimmung und Story ändernde, Punkte.

Der Film ist auf Netflix zu finden und wurde auch von Netflix produziert.


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