Aquaman (Filmkritik)

Arthur (Jason Momoa) ist das Ergebnis einer verbotenen Liebe. Sein Vater (Temuera Morrison) ist ein Mensch und arbeitet in einem Leuchtturm, seine Mutter Atlanna (Nicole Kidman) stammt aus der versunkenen Stadt Atlantis. Sie ist Königin und bereits einem anderen versprochen. Als sie aufgespürt wird, verlässt sie ihre Familie zur Sicherheit ihres Kindes und Arthur muss ohne Mutter aufwachsen.

Jahre später – Arthur ist mittlerweile erwachsen und setzt seine atlantischen Kräfte für das Gute ein – wird er von Prinzessin Mera (Amber Heard) aufgesucht. Sie bittet ihn, seinen rechtmäßigen Platz als König von Atlantis einzunehmen, denn sonst werde sein Halbbruder Orm (Patrick Wilson) einen Krieg gegen all die Menschen der Erde beginnen, die sein Königreich verschmutzen und mit ihren kriegerischen Handlungen gefährden…

Denkt man an den originalen Arthur Curry aus den Comics – ein blonder, langweiliger weißer Schönling – der mit zu den Helden gehört, die am meisten parodiert wurden, kann man sich kaum vorstellen, wie es zu dieser Filmversion gekommen ist. Nie hätte ich als junger Comicfan daran gedacht, mir ein Aquaman Heft zu kaufen. Dank Zack Snyders Vision, der uns erstmals in Batman V Superman einen Blick auf Jason Momoas Version des Halb-Atlantiers gegeben hat und der bereits für die amüsantesten Momente in Justice League gesorgt hat, ist Arthur nun plötzlich ein cooler Charakter.

Und das kommt auch an und funktioniert ebenso finanziell, denn Aquaman ist bereits der erfolgreichste Film des oft mit Problemen konfrontierten DCEU. Dabei ist dieses Abenteuer ein klares Trip-Erlebnis, auf das man sich entweder einlässt, oder hier die geballte Ladung an Farben und Fantasie, einfach nur furchtbar lächerlich findet. Für mich hat dies hier großartig funktioniert. Wie ich bereits bei Suicide Squad erwähnt habe, macht DC für mich keine Comicverfilmungen, sondern Comicfilme.

Es gibt hier dann auch gleich dutzende Momente, in denen ich mich wie ein Kind gefühlt habe und förmlich sehen konnte, wie die Bilder direkt aus dem Comic hüpfen (wie etwa die Schlacht am Ende). Dann wiederum gibt es Actionszenen, die rein aus filmischer Sicht atemberaubend sind. Ich denke da konkret an die Verfolgungsjagd über die Dächer (ich glaube das war in Italien). Und dann werden auch Comic- und Filmaction kombiniert. Vielleicht sieht da nicht jeder einen Unterschied, er muss auch nicht zwingend da sein nur weil ich ihn erkenne, doch ich sehe ihn und finde diesen Mix extrem gelungen.

Die Action ist somit optisch beeindruckend und unterhaltsam. Der Humor geht großteils von Arthur selbst aus und der ist einfach ein großes Kind, der es gewohnt ist, zuerst zu zu schlagen. Danach werden manchmal nicht mal Fragen gestellt. Einfach zu hauen und ein Bier trinken gehen. Hat doch bis jetzt gut funktioniert, wieso sollte man da was ändern? Er kommentiert das Geschehen mit seinen teils infantilen Sprüchen und so hat man ihn auch ohne ihn aus seinen vorherigen Auftritten zu kennen, sofort ins Herz geschlossen.

Die Welt von Atlantis und all ihre Kostüme und Kreaturen, das hat etwas frisches, unverbrauchtes an sich. Ja, im Vergleich zu Fox und ihren schwarz gekleideten X-Men (ohne Original-Kostüme), wirkt dies wie ein Faschingsball, irgendwo zwischen Barbarella und Star Wars angesiedelt. Doch stört das? Immerhin ist dies doch das totale Gegenkonzept zur Düster-Welt eines Batman. Man taucht hier wörtlich in eine andere Welt ein, die eigene Physik bei den Bewegungen und der Klang der Stimmen unter Wasser erzeugen ein ganz neues Gefühl für „sich im Element Wasser befindend“, das ich so noch nie gesehen habe.

Schauspielerisch lebt der Film klar von Jason Momoa (Braven) und das klappt hervorragend. Die Grenzen zwischen Jason und Arthur verschwimmen (sorry, letzter Wasser-Metapher für heute), für mich ist er einfach Aquaman, ohne es spielen zu müssen. Amber Heard sehe ich eigentlich nicht so gerne doch erstmals seit Drive Angry, finde ich sie hier wieder richtig gut. Nein, das reduziere ich nicht auf die Optik, am Besten an ihr hat mir die Mimik gefallen und die Beziehung zu Arthur, die sich lange (trotz offensichtlicher Love-Story) wie eine Bro-Mance zwischen zwei Kumpeln anfühlt.

Regisseur James Wan (Fast and Furious 7) weiß klar was Patrick Wilson kann, weshalb er nach Insidious und den Conjuring Teilen, nun wieder auf ihn setzt, nun jedoch in einer negativen Rolle und zwar als der machtgeile Halbbruder von Arthur. Das macht er eiskalt, mit diesem verbissenen Gesichtsausdruck und einer gefährlichen Ideologie der überlegenen Rasse ausgestattet. In Nebenrollen überzeugen Willem Dafoe (What Happened to Monday?) als weiser Berater, Nicole Kidman (Big Little Lies) als liebende Herrscherin und Dolph Lundgren (War Pigs) als kämpferischer König.

Innerhalb des ganzen Abenteuers, dass man zum bestmöglichen Genuss sicherlich nicht ernst nehmen sollte, sind dann sogar doch auch noch ernste Botschaften „versteckt“. Einerseits wird nebenbei die Umweltverschmutzung angesprochen, ganz ohne Zeigefinger, indirekt und sogar so, dass ich dabei grinsen musste. Andererseits ist das Thema Rassismus ein Großes. Andere in Gruppen je nach Rasse einteilen und sich ihnen überlegen fühlen und einen „Mischling“ als schwach/unrein statt als Möglichkeit zur Stärke und Option für Neues anzusehen, das tun wir Menschen sowieso viel zu oft.

Insgesamt daher ein Film, bei dem ich bestens unterhalten wurde und zwei Stunden die Welt da draußen völlig vergessen habe. Darum gehe ich persönlich ins Kino. Schön, dass das DCEU nun endlich auf festeren Beinen steht und vielleicht trauen sich die Macher nun endlich wieder mehr und versuchen nicht krampfhaft, entweder als Gegenpol zum MCU extrem düster zu sein, oder den Humor einfach zu kopieren. Neben Venom ( bei Deadpool 2 wusste ich, dass er mir gefallen würde) für mich einer der erfreulichsten Überraschungen der Comic-Verfilmungen des Jahres 2018.

„Aquaman“ bekommt von mir 8,5/10 die Gefahr abzusaufen ständig gekonnt vermeidende Empfehlungspunkte.

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