Braven (Filmkritik)

Joe Braven (Jason Momoa) ist Besitzer einer Holzfäller-Firma, hat mit Stephanie (Jill Wagner) eine liebevolle Ehefrau und sie haben eine wundervolle kleine Tochter. Eigentlich läuft alles perfekt, wäre da nicht sein Vater Linden (Stephen Lang), der bei ihnen wohnt, unter Demenz leidet und dessen Zustand sich zunehmend verschlechtert. Deshalb fährt er gemeinsam mit ihm auf seine Waldhütte, um ein längst überfälliges Gespräch zu führen.

Kurze Zeit zuvor wurde ein Teil der Hütte – aus der Not heraus – jedoch als Versteck für Drogen ausgesucht. Kassen (Garret Dillahunt) und seine Leute sind gerade am Weg sich ihre Ware wieder zu holen, da bemerken sie, dass die Hütte nicht mehr leer steht. Blöd für die Braven´s, denn selbst wenn Kassen seine Drogen schnell wieder bekommt, Zeugen kann er nun wirklich nicht brauchen…

In seinem ersten Film widmet sich Stuntprofi (Spiderman Homecoming) und Serienregisseur (The Blacklist) Lin Oeding (Office Uprising), einer sehr persönlichen Geschichte. Es handelt sich zwar dennoch um ein Action-Abenteuer, jedoch stehen vor allem in der ersten Hälfte des Filmes, die Menschen und ihre Alltagsprobleme im Mittelpunkt. Als atemlos eiskalte Kulisse bei dieser kanadischen Produktion, fungierte dabei Neufundland.

Ich weiß schon warum der Film ganz einfach wie der Nachname des Protagonisten lautet, der Kerl ist ganz klar im englischen Sinne „brave“ (aber gut, es handelt sich auch um Jason Momoa). Zunächst hat er es jedoch mit einem nicht leicht zu lösenden Problem zu tun, das viele sicherlich leicht auf ihr eigenes Leben anwenden können: was tun, wenn der Vater dement wird? Das eigene Leben so weit einschränken, dass ein Leben zu Hause möglich ist? Ihn ins Heim geben?

Ist das nur meine Entscheidung oder hat da meine Familie auch ein Wörtchen mit zu reden? Und was ist mit dem Betroffenen selbst? Man kommt da schon ins Grübeln, doch Lösungen werden freilich nicht präsentiert. Diese tragische Ebene plus der spielerische Umgang von Joe mit seiner Frau und seinem Kind werden klar dazu benutzt, um die Braven´s als echte Menschen mit ganz normalen Bewältigungs-Problemen des Alltags darzustellen. Und es gelingt auch, sie sind nämlich grundsympathisch.

Wenn dann plötzlich in Form von gewaltbereiten Drogenhändlern die Gefahr hereinbricht, wächst Joe zum Schutz seiner Familie über sich hinaus. Genau so etwas sieht man gerne und man redet sich ein, man selbst wäre auch so souverän in einer Notsituation. Falsche Fährten, Pfeil und Bogen, Äxte, ein Schneemobil, eine Bärenfalle, da kommen dann einige Sachen zum Einsatz und es ist auch spannend, denn Joe plus Familie mag man einfach, während die Bösen herrlich hassenswert sind.

Jason Momoa (Once Upon a Time in Venice) ist ja bald als Aquaman zu sehen und empfiehlt sich hier eindeutig als fähiger Leading Man. Er kommt einfach echt rüber, physisch bei der Action sowieso aber auch bei den leisen Momenten. Im eher schwachen „Conan, der Barbar“ waren sie ja noch Feinde, doch hier haben er und sein von Stephen Lang (Don´t Breathe) gespielter Vater Linden, eine gute Chemie zusammen. Linden verneint dabei seine Krankheit und will seinen Zustand nicht wahr haben.

Jill Wagner (Splinter) als Momoa´s Frau steht ihm in Sachen Kampfgeist in nichts nach und man erkennt sofort, warum die beiden zusammen passen. Garret Dillahunt (Come and Find Me) spielt wieder mal sehr überzeugend den Bösewicht, einfach ein eiskalter Bastard, dem es nur ums Geld geht und Menschenleben (auch Kinder) nichts wert sind. Brendan Fletcher (Rampage-Trilogie) ist in einer Nebenrolle als kleiner Gangster mit dabei, dem die ganze Sache schnell zu viel wird.

Insgesamt daher ein kleiner, fast intimer Thriller, der durch den hohen Sympathiewert der beteiligten Familie besticht und mit einem unbändigen Kampfgeist, was das Wohl der eigenen Familie betrifft. Das ganze wird zügig und frei von Kitsch inszeniert, auch Zynismus wird kein Raum geboten und wäre auch (trotz der bekannten Grundstory) ziemlich unpassend gewesen. Kurz gesagt: ein netter Film für einen Sonntag Nachmittag für die ganze (erwachsene) Familie.

„Braven“ bekommt von mir 6,5/10 sich mit den falschen „Hinterwäldlern“ anlegende Empfehlungspunkte.

[amazon template=multinational&asin=B07H5VTT4N,B07H5VV3SH]


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.