Come and Find Me (Filmkritik)

David (Aaron Paul) ist glücklich mit seiner Freundin Claire (Annabelle Wallis) liiert und lebt mit ihr zusammen im gemeinsamen Haus. Als er eines Tages im gemeinsamen Bett munter wird, ist sie verschwunden. Zunächst denkt er, er hätte nur einen Termin von ihr vergessen, doch sie taucht nicht mehr auf und ist auch am Handy nicht erreichbar. Ihre Freunde haben ebenso keine Ahnung, wo sie stecken könnte.

David´s Leben ist daraufhin nicht mehr das selbe und auch ein Jahr später hat er die Suche nach Claire noch nicht aufgegeben. Auf Grund von Fotos seiner Freundin, reist er nach Vancouver. Dort wird er schon bald eher unsanft vom Regierungsbeamten John (Garret Dillahunt) und seinen Männern eingesammelt und mit Informationen versorgt, die er nicht hören wollte. Wem kann David noch trauen und was steckt nun wirklich hinter Claire´s Verschwinden?

Ein Drehbuch, dass auf der Blacklist der beliebtesten, noch nicht verfilmten Storys gelandet ist, macht nicht automatisch einen großartigen Film (aktuelle Beweise sind z.b. Passengers und Die wahren Memoiren eines internationalen Killers). In diesem Fall stammt das Drehbuch von Zack Whedon – dem Bruder von Joss Whedon (Serenity, Avengers) – der hier gleichzeitig sein Regiedebüt feiert. Ich hatte zwar keine bestimmte Erwartungshaltung, mein Interesse wurde auf Grund dieser Tatsache aber eindeutig geweckt.

Wenn sich eine Geschichte nicht klar einem Genre zuordnen lässt, kann das durchaus eine spannende Sache sein. Dann müssen aber auch die einzelnen Parts gut miteinander harmonieren. Der Film selbst arbeitet viel mit Rückblicken, die vor allem die Beziehung der beiden Hauptfiguren zeigen. Das ist liebevoll, spielerisch und kommt gänzlich ohne klischeehaften Kitsch aus. Auch dank der Chemie der beiden Darsteller, ist es ein schönes Gefühl, beide zu beobachten.

Das ist für mich dann auch die große Stärke des Filmes, nämlich wie die Liebe der beiden natürlich und glaubhaft vermittelt wird. Was hinter ihrem Verschwinden steckt und wie David´s Reaktion ausfällt, das wird dann auf Grund der Situation in diesem Moment, eher schnell und billig gelöst, aber man muss ja in der Liebe nicht immer alles breit treten, ein „es tut mir leid“ kann auch genug sein (mehr dazu schreib ich jetzt nicht mehr, wegen Spoiler und so).

Die Suche nach der vermissten Dame, beginnt ziemlich am Anfang des Filmes und zieht sich auch etwas dahin. Ein paar kurze Action-Momente zwischen all den Gesprächen, die David mit diversen Menschen führt, lockern etwas das Geschehen auf, doch stellt sich beim Betrachten eine gewisse lähmende Wirkung ein. Das passt zwar zu David´s Gemütszustand, doch statt die Sache spannend zu finden wünscht man sich eigentlich nur, dass er seine Freundin endlich wieder findet oder zumindest endlich die Wahrheit erfährt.

Aaron Paul (Need for Speed) spielt David sehr sympathisch, als normalen Typen, für den seine Freundin das Wichtigste auf der Welt ist. Wie er dann trotz seiner Überforderung auf seiner Suche nach ihr immer weiter macht, das hat einfach was, zumal es so wirkt, als wäre er ab einem gewissen Zeitpunkt ständig in Gefahr. Garret Dillahunt (The Scribbler) als der ihn beobachtende Agent, hat zwar wenig zu tun, man spürt jedoch klar die Bedrohung, die er unter seiner ruhigen Fassade ausstrahlt.

Die Engländerin Annabelle Wallis (Lost Future) hat dieses Jahr noch großes vor, immerhin darf sie bald für Regisseur Guy Ritchie König Arthur becircen und an der Seite von Tom Cruise, die Mumie jagen. Als Claire ist sie locker und teilweise unbeholfen und stolpert privat eher in Dinge und auch Menschen hinein, was sie einfach liebenswert macht. Dass sie beruflich auch anders kann und dabei eine gute Figur macht, das kauft man ihr dennoch ohne Zweifel ab.

Insgesamt daher ein Film, der für mich vor allem dank der beiden Hauptfiguren, sowohl wie sie geschrieben als auch gespielt wurden, gut funktioniert. Die Suche selbst hätte dynamischer gestaltet werden können, die Rückblicke sind zwar sehr nett, bremsen den Erzählfluss aber permanent und die Beweggründe für das Schweigen rund um das Verschwinden der Dame, finde ich auch nicht ganz stimmig. Das offene Ende, dass man zumindest auf zwei Arten sehen kann, passt jedoch zum Rest und ist sehr gelungen.

„Come and Find Me“ bekommt von mir 6/10 dank der Liebe zahlreiche Hindernisse überwindende Empfehlungspunkte.

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2 thoughts on “Come and Find Me (Filmkritik)

  1. Ich schliesse mich „spideragent“ als bisher (leider) einziger Kommentator in meiner Auffassung des Films überwiegend an:
    Auch wenn der Film mit vielen Rückblenden arbeitet (was in einigen Kommentarverläufen sich ebenso mit Film-Bewertungen/Kritiken befassenden Blogs/Seiten als bedauerlicherweise oft mehr/weniger direkt als unerwünscht empfunden herauslesbar ist), erhöht es – nach meinem persönlichen Empfinden – die Tragweite seiner Handlung: Eben das angesprochene Bedrückende.
    Der Film verdeutlicht die unendliche Liebe der beiden Hauptdarsteller zum einen mit dieser, anders als so plötzlich und abrupt erfolgenden Situationswechseln kaum umsetzbaren Darstellung, und schafft gleichzeitig auch eine zunächst zur Besessenheit werdende Ungewissheit: Ab dem rätselhaften Verschwinden von Claire sind zwei grundsätzliche Gedankenwege möglich geworden von denen einer durchs Davids beginnende Recherchen als zunächst der Plausiblere erscheinen will: „Sie spielt ihm etwas vor“… Doch mäßig wechselt dieser Eindruck zu einem anderen… GANZ anderen…
    Man beginnt sich selbst als Zuschauer auf die Suche, jedes Unerklärliche genauestens zu analysieren und zu hinterfragen, in wie weit es auf das bisherige passt und im Hinblick auf Davids Erkenntnisse und Wahrscheinlichkeit des Weiterverlaufs der Geschichte ebenso. Erst nach dem zweiten und dritten Mal Anschauen des Films, der Empfängliche Menschen wirklich aufwühlt, fügen sich nochmals Eindrücke hinzu, die man beim ersten Mal noch nicht fassen konnte. Denn Claire hat ihrem liebevollen Freund (und genau dies begrüsse ich in diesem Film so: Aaron Paul als David spielt den nicht überheblichen, eben NICHT den in beinahe jedem 2ten Film vorkommenden „ausgebufften Retter der Frau“ der just zum Erscheinen kommt, sobald seine Freundin verschwindet, sondern sind seine Reaktionen aber auch Aktionen für seine Rolle nachvollziehbar) ein paar Hinweise hinterlassen… Sogar bei der Einrichtung ihrer Wohnung… (!!)
    Sie sah sich keinen Ausweg, als zu gehen. Denn sie glaubte, dass sie niemand verstehen würde, wollte, und könnte. Was wiederum eine Anspielung darauf ist, dass sich all dies auch tatsächlich zugetragen haben könnte…
    Sie spielten aus Liebe ein paar Variationen ihres Kennenlernens nach… Doch sie mussten sich tatsächlich nocheinmal kennenlernen – um sich darüber noch mehr zu verlieben…
    Dafür ist „eine 6 von 10“ als Bewertung bei weitem nicht ausreichend!! Mindestens 8 von 10 🙂

    Aufgrund der Komplexität jedoch, in die der Film steuert, ist der Teil aber zum Schluss viel zu kurz gefasst. Ein offenes Ende hätte man auch vorsehen können, wenn mehr über die Hintergründe Claires noch klargestellt worden wären. Der Verbleib ihres Umfeldes…
    Einen Dialog, wo sie ihm nocheinmal und dann ausführlicher von sich erzählt…

    Am Ende erhält man das Gefühl als ob aus dem Film bekannte „Rückblenden“, die sich mit der „Gegenwart“ abwechseln die Rollen tauschen… Was eine Philosophie des Ausgangs begründete… Es fällt sehr schwer bis unmöglich, sich für die beiden, die man sich im richtigen Leben gerne als die besten Freunde wünschen würde, kein gutes Ende auch nur ansatzweise vorzustellen…

    Wie gesagt: Der Film kann aufwühlen…

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