Passengers (Filmkritik)

Inzwischen gibt es einen zweiten bewohnbaren Planeten namens Homestead 2. Der Haken? Dort hinzureisen dauert 120 Jahre, die man allerdings im Tiefschlaf verbringt. Bei genau einer solchen Reise wachen Jim (Chris Pratt) und Aurora (Jennifer Lawrence) 90 Jahre zu bald auf, ohne Möglichkeit wieder einzuschlafen. Zeitgleich häufen sich diverse Fehlfunktionen an Bord der Avalon…

Jennifer Lawrence und Chris Pratt in einem Film? Klingt nach einer absoluten Traum-Kombo! Dann noch ein faszinierend aussehender Trailer und Voilà – ein Garant fürs große Geld. Doch leider ist „Passengers“ ein Beweis, dass große Namen und eine schöne Optik einfach nicht mehr genug sind um in der heutigen Zeit einen Hit zu garantieren.

Besonders, da sich viele Kinogeher auf Online-Reviews verlassen und bei schlechten Bewertungen einen Bogen um solche Filme machen – eine Kategorie zu der ich ab und zu auch gehöre. Außerdem werden Kino-Karten immer teurer, wodurch sich viele Kinogeher zwei Mal überlegen, ob sie Geld in einen mittelmäßigen, oder gar schlechten Film investieren wollen, oder lieber warten, bis er im Fernsehen läuft.

Leider fällt „Passengers“ eindeutig in die Kategorie mittelmäßig, obwohl ein faszinierender Trailer anderes erhoffen lies. Auch die Vorzeichen für den Film waren gut, war doch das Drehbuch 2007 sogar auf der sogenannten Blacklist, auf der die beliebtesten, noch nicht produzierten Drehbücher Hollywoods zu finden sind.

Der wahre Star des Films ist eindeutig das Set. Innovativ, auf Hochglanz poliert und modern wirkt das Raumschiff Avalon und dank der gelungenen Regie von Morten Tyldum (The Imitation Game) extrem real. Jedes Detail wirkt durchdacht, nicht nur funktional, sondern auch optisch ansprechend. Obwohl Platz in einem Raumschiff normalerweise Mangelware ist, wirkt es nie beengt, sondern luxuriös und geräumig.

An Bord der Avalon gibt es verschiedene Klassen, wie zum Beispiel auf der Titanic. Diese haben verschieden große Kabinen, bekommen verschiedenes Essen. Als lustige Parallele zu dem Film „Titanic“ ist Jim der arme Mechaniker der Holzklasse fliegen muss, während Aurora Gold-Klasse reisen darf. Außerdem erinnerte mich die Aussage, die Hybernation-Pods könnten keine Fehlfunktion haben daran, dass die Titanic ja auch als unsinkbar vermarktet wurde.

Den Plot hätte man mit ein oder zwei Änderungen um einiges homogener machen können. Nicht sofort die Ereignisse rund um das Aufwachen von Aurora zu zeigen, wäre meiner Meinung nach von Vorteil gewesen, da eine solche Enthüllung zu einem späteren Zeitpunkt Spannung in den Film gebracht hätte. Nichts desto trotz ist das Ende reich an guter gemachter Action. Wenngleich ich auch nicht verstehen kann, warum ein so weit entwickeltes Schiff es nicht schafft, festzustellen was der Auslöser der fatalen Kettenreaktion ist. Außerdem ist es nicht logisch, dass Null Bordpersonal munter ist, sondern das Schiff nur auf Autopilot fliegt. Zumindest sollte das Schiff Personal aufwecken können, wenn Not am Mann ist.

Chris Pratt spielt Jim Parson (The Magnificent Seven), einen Maschinenbauer (diesen Teil seiner Rolle kaufe ich ihm nicht wirklich ab), der bei einem 120 Jahre dauernden Flug, anfangs als einziger von 5000 Passagieren 90 Jahre zu früh aufwacht. Seine Transformation nach dem Aufwachen ging mir ans Herz. Von der Erkenntnis, dass er nicht wieder Einschlafen kann, zu seinem beinahe Suizid, das alles lässt ihn sympathisch erscheinen und ich will mir gar nicht vorstellen, wie es mir in einer solchen Situation gehen würde. Doch das Skript schafft es ihn mit einer einzigen Entscheidung komplett unsympathisch werden zu lassen. Ich kann hier nicht zu sehr ins Detail gehen, ohne zu spoilern.

Aurora, gespielt von Jennifer Lawrence (X-Men: Apocalypse), wacht circa ein Jahr nach Jim auf und obwohl die zwei auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben, werden sie ein Paar. Wenngleich ich den beiden eher eine Freundschaft, als eine Partnerschaft abkaufe. Auch sie schafft es die Entwicklung von Aurora gekonnt und routiniert darzustellen, aber ich denke, dass diese Rolle keine allzu große Herausforderung für sie war und sie sich ihre 20 Millionen Dollar relativ einfach verdient hat.

Auf jeden Fall sieht sie immer perfekt gestylt aus und ihre Kostüme sind der absolute Wahnsinn. Ihren Beweggrund für ihre Reise finde ich allerdings nicht nachvollziehbar. Sie verlässt die Erde nicht, weil sie dort keine Freunde oder Familie hat, sondern weil sie als Erste über die Reise schreiben will. Sie will hinfliegen, ein Jahr dort leben und wieder zurück fliegen. Dafür sein Leben wegzuwerfen finde ich dämlich, denn was will man schon über 240 Jahre im Tiefschlaf interessantes schreiben? Und wozu will sie überhaupt zurück? Es wartet auf der Erde ja eh keiner mehr auf sie.

Absolut perfekt in seiner Rolle ist Michael Sheen (Masters of Sex) als Android-Barkeeper, der die einzige Gesellschaft von Aurora und Jim ist. Er spult eine Floskel nach der anderen ab, die vielleicht für Betrunkene reichen, aber für Nüchterne frustrierend und in diesem Fall äußerst amüsant sind.

Fazit: Hier hätte man mehr daraus machen können. Optik ist wieder einmal nicht alles und selbst wenn sie hier ein Highlight ist, kann sie nicht über ein mittelmäßiges Skript hinwegtäuschen.

Dieser Film bekommt von mir 6/10 Holzklasse reisende Empfehlungspunkte.


2 thoughts on “Passengers (Filmkritik)

  1. Ich dachte – aka lese in einigen Reviews – Michael Sheen ist das darstellerische, „komödiantische Sidekick“ Highlight des Filmes, hast du das nicht so gesehen?

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