Die glorreichen Sieben – The Magnificent Seven (Filmkritik)

Im Jahr 1879 fällt der korrupte Industrielle Bartholomew Bogue (Peter Sarsgaard) mit seinen Männern über die kleine Bergarbeitersiedlung Rose Creek her und tötet dabei einige Bewohner, die sich wehren wollten. Emma Cullen (Haley Bennett), die bei der Schießerei ihren Mann verloren hat, reitet daraufhin in die benachbarte Stadt, um Männer für den Kampf gegen ihren Peiniger anzuheuern. Schon bald ist ihre Suche erfolgreich denn als sie den Namen Bogue erwähnt, ist der Kopfgeldjäger Chisolm (Denzel Washington) sehr interessiert an dieser Aufgabe.

Auf ihrem Weg zurück nach Rose Creek, rekrutiert Chisolm den Spieler Josh Faraday (Chris Pratt) und seinen alten Freund, den Scharfschützen Goodnight (Ethan Hawke) und dessen Kumpel, den Assassinen Billy Rocks (Byung-hun Lee). Die Gruppe vollständig machen schließlich der Fährtenleser Jack Horne (Vincent D’Onofrio), der mexikanische Outlaw Vasquez (Manuel Garcia-Rulfo) und der Indianer Red Harvest (Martin Sensmeier). Diese sieben Männer gegen eine kleine Armee, möge der glorreiche Kampf beginnen!

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Ein Remake des gleichnamigen Klassikers aus dem Jahr 1960, der wiederum die Neuauflage des japanischen Filmes „Seven Samurai“ aus dem Jahr 1954 war, kann das denn überhaupt gut sein oder fällt das Ergebnis ähnlich vernichtend aus, wie vor kurzer Zeit die Kritiken zu dem neuen Ben Hur Film? Da ich kein Verfechter aus dem „nur Original ist genial“ Lager bin und sehr gut unterhalten wurde, kann ich nur klar „ja, das kann gut sein“ auf diese Frage antworten. Regisseur Antoine Fuqua, ein Profi was das Inszenieren von actionreichen Stoffen betrifft – siehe The Equalizer, Southpaw oder Shooter – hat hier eindeutig keine einfach heruntergekurbelte Auftragsarbeit abgeliefert.

Der Anfang des Filmes ist atmosphärisch bereits extrem stark, was das Involvieren des Zuschauers in die Handlung betrifft. Die Hoffnungslosigkeit der gewöhnlichen Leute, die Übermacht von Bogue und dessen Männern und der bedrohliche Wahn, der von seiner Person ausgeht gipfelt dann in einer Schießerei, nach der das Böse scheinbar gewonnen hat. Zentrale Figur und Grund warum all die folgenden Dinge passieren, ist Emma Cullen. Leicht hätte sie die obligatorisch starke Dame sein können, die eben im Drehbuch steht, weil der Zeitgeist nach ihr verlangt. Ihre Stärke wirkt jedoch so unerzwungen und erfrischend, dass man sie einfach gerne haben muss.

Auch die Tatsache, dass der Quoten-Schwarze (ich glaube wirklich es war sonst kein einziger Kerl mit dunkler Hautfarbe dabei) die Hauptrolle spielt und zusätzlich noch einen Mexikaner und einen Indianer im Team hat, ist eine feine Sache. Nach dem bedrückenden Start ist es dann genau der Rekrutierungsprozess der restlichen sechs Männer, der für einiges Schmunzeln sorgt und die anfängliche Stimmung gekonnt auflockert. Dank der guten Chemie zwischen den Darstellern und deren spielfreudigen Performances, bekommt man ein gutes Gefühl für diese Charaktere, ohne sie wirklich zu kennen.

Einige lockere und die Motivationen der Figuren klärende Gespräche später und nachdem man die schönen Landschaftsaufnahmen und den angenehm klassischen Score von James Horner (der ja leider bei einem Unfall verstorben ist und dessen Freund Simon Franglen seine Arbeit vollendet hat) geniessen konnte, kommt es dann zum finalen Showdown. Der fällt dann ziemlich lange aus, ist zwar nie langweilig, hat für mich in seiner Gesamtheit jedoch eine gewisse lähmende Wirkung gehabt. Wobei ich sowieso dieses Gefühl hatte, dass es hier darum ging ein Ende mit Schrecken zu erzeugen, bevor der Schrecken durch Bogue nie ein Ende nehmen würde. Ein bittersüsser Sieg, der nicht ohne Verluste möglich war.

Denzel Washington (Flight) als Chisolm kann man auf seine Coolness bezogen gar nicht mehr überbieten, nebenbei ist er auch noch ein Ruhepol für seine Partner und das Bindeglied, dass alle zusammen hält. Als ebenbürtiger Sidekick kann Chris Pratt (Guardians of the Galaxy) als Faraday wieder das machen, was er am Besten kann: lockere Sprüche klopfen und seine Gegner dazu bringen, dass sie ihn unterschätzen. Ethan Hawke (Predestination) als Goodnight ist insgesamt der offensichtlich gebrochenste Charakter, unter dessen kühlen Fassade, es ständig brodelt.

Bei Vincent D’Onofrio (Daredevil) als Jack Horne war ich vor allem von seiner optischen Wandlung fasziniert (im Vergleich zu sonstigen Rollen) und was er mit seiner Stimme macht – was es ist kann ich nicht sagen, aber es ist sehr eigen. Auch die übrigen der Glorreichen machen ihre Sache großartig, Haley Bennett (Kristy) möchte ich aber noch hervorheben. Ihre Ausstrahlung ist faszinierend und anders und auch wenn man beinahe ständig Trauer und Angst auf ihrem Gesicht sehen kann, habe ich schon lange keine derart natürlich starke Dame auf der Leinwand gesehen.

Insgesamt daher ein Western, der auf der einen Seite klassisch mit schöner Musik, der Landschaft und der daraus entstehenden Stimmung und den tollen Darstellern punkten kann, auf der anderen Seite auch zeigt, wie man gute Frauenfiguren und Menschen mit nicht Hollywood-typischer (sorry, aber der Seitenhieb musste sein) Hautfarbe, in Szene setzt, ohne dass es wie eine gutmenschliche Anordnung der hohen Studiobosse wirkt. Kein Wohlfühl-Film, jedoch einer der diese Elemente enthält und dennoch genau weiß, dass man seine Komfort-Zone verlassen muss, um über sich hinaus zu wachsen, Opfer bringen zu können und am Ende das „Richtige“ zu tun, was immer das dann auch sein mag.

„Die glorreichen Sieben“ bekommt von mir 8/10 die sieben um eine starke Dame erweiternde Empfehlungspunkte.

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