The Darkness (Filmkritik)

Michael (David Mazouz) ist anders als seine Alterskollegen. Er hat autistische Züge und auch sonst ein paar andere interessante Verhaltensweisen, wie zum Beispiel imaginäre Freunde. Bei einem Trip in die Wüste bricht er durch den Boden, landet in einer Höhle und dort liegen fünf Steine auf etwas Altar-ähnlichem. Natürlich nimmt er sie mit, was dann dazu führt, dass im Haus der Familie Taylor ein paar merkwürdige Dinge passieren.

Vater Peter (Kevin Bacon) glaubt es nicht, Mama Taylor (Radha Mitchell) ist überfordert und Schwester Stephanie (Lucy Fry) findet ihren Bruder ohnehin ein wenig irre. Noch dazu erschwert Michaels Verhalten natürlich die Beziehung von Mama und Papa Taylor, was dazu führt, dass Papa Taylor irgendwie auf den Gedanken kommt sich eine Affäre zu suchen und mitunter vielleicht sogar all seine Familienprobleme hinter sich zu lassen …

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Überfordert. Dieses Wort trifft wohl ziemlich gut auf den Regisseur oder Drehbuchautor von „The Darkness“ zu. Shayne Armstrong und Shane Krause haben schon miteinander gearbeitet und soweit ich recherchieren konnte eigentlich alle Projekte ob jetzt als Drehbuchautoren oder Schauspieler oder Regisseure zu zweit erledigt. Bei „The Darkness“ kam dann noch Greg McLean dazu, der als Mastermind hinter den beiden „Wolf Creek“-Teilen in der Szene doch halbwegs einen Namen hat.

Das erklärt mir zumindest warum Leute wie Kevin Bacon („X-Men: First Class„), der sicher schon bessere Jahre gesehen hat, das gebe ich zu, sich darauf einlassen bei so einem Film mitzuspielen (andererseits sind ja auch Morgan Freeman und Tommy Lee Jones mittlerweile bei jedem Mist dabei), denn „The Darkness“ ist vor allem eines: Verschenkt. Aber so richtig.

Die Geschichte ist platt wie es nur sein kann (es werden sogar indianische GeisterjägerInnen geholt) und geklaut wo es nur geht. Wie so oft hat sich jemand daran versucht einem bekannten Muster neue Facetten abzugewinnen und ist dabei kläglich gescheitert. Woran das liegt kann ich nicht genau sagen, vielleicht wollte das Studio mehr Action oder was weiß ich, aber die Sache geht definitiv sehr rasch den Bach runter. Und wer meint, das Ende des Poltergeist-Remakes sei antiklimatisch oder das Nightmare-Remake bringe keine neue Ideen ein, der oder die soll sich mal „The Darkness“ ansehen.

Hier wird an allen Ecken und Ende geklaut. Nichts, aber auch gar nichts in diesem Film ist neu – bis auf eine Sache. Eine einzige Sache und genau diese wurde absolut in den Sand gesetzt (auch wenn die Idee irgendwie von „The Babadook“ geklaut ist): Papa Taylor. Denn um genau diesen sollte es in „The Darkness“ gehen weil seine Geschichte eine der wenigen ist, die noch nie erzählt wurde. Papa Taylor hat nämlich ein Problem: Er kann seinen Sohn nicht leiden. Nicht wirklich. Er ist nervig, anstrengend und unberechenbar.

Seine Frau hilft immer zu ihrem Sohn und seine Tochter, naja, die ist ja schon alt genug und würde sicher verstehen, wenn er die Familie verlässt, weil – sind wir ehrlich: Ehe ist das keine mehr. Die Frau nur noch Mutter, nicht mehr Ehefrau und wann immer ein wenig Zärtlichkeit zwischen Erwachsenen auftaucht, dann wird diese durch die Kinder – oder vor allem Michael – rasch erstickt. Denn Michael ist „anders“ und hat in Mamas Augen immer Vorrag. Als er dann eine neue, hübsche Kollegin zugeteilt bekommt, die ihn – was auch sonst – vielleicht auch ein wenig anhimmelt, nun, da beginnen die Räder zu laufen.

Am Ende natürlich – Vorsicht: Spoiler! – würde sich Papa Tayler für seinen Sohnemann opfern und die Dunkelheit würde ihn mitnehmen. Michael bliebe verschont. Da erwacht der „behinderte“ Michael aus seiner Behinderung und rettet den Papa indem er die Steine an ihren angestammten Platz zurücklegt. Woran ihn die Monster übrigens nicht hindern, ich meine: Warum auch?

Ja, die Metapher ist perfekt. Liebe, selbst aufopfernde Liebe ist der Schlüssel. Da wird sogar ein Kind, dass Verhaltensprobleme hat plötzlich normal. Und am Ende sitzen alle gemeinsam lachend im Park und Papa spielt mit dem jungen Mann so richtig liebevoll Fußball und der kleine Michael ist geheilt (David Mazouz spielt übrigens echt nicht schlecht, auch wenn ich ihn als Bruce Wayne in Gotham persönlich lieber mag).

Da wird mir schlecht. Nicht ob der Message, die ist kitschig und plakativ und in meinen Augen auch falsch (aber das müssten wir bei ein paar Bier diskutieren), aber grundsätzlich ja lobenswert, sondern ob der Umsetzung, denn diese Sachen bleiben emotional im Grunde außen vor und man beschränkt sich darauf, das Übliche zu zeigen: Ein Kind, das mit nicht anwesenden Personen spricht. Seltsame Flecken im Haus und übernatürliche Vorkommnisse. Sogar ein paar Exorzisten sind mit dabei – wie neu und überraschend. Auch werden diese Szenen in keiner Weise irgendwie neu interpretiert sondern schlicht 1:1 aus anderen Filmen übernommen.

Wirklich schade, denn in „The Darkness“ versteckt sich von der Grundidee her ein neuer(!) Film, mehr Drama mit Horrorfilm-Anleihen, aber irgendjemand war dann doch zu feige um die gute Idee durchzuziehen … schade, echt schade. So bleibt der Film weit hinter seinen Möglichkeiten zurück und versinkt in der Belanglosigkeit.

Ganz witzig finde ich den Trailer mit den Worten „God Can’t Help You“ am Ende, weil ich die um „But A Few Stones Can Save You“ ergänzen möchte. Das wäre doch mal ein ehrlicher Trailer, nicht wahr?

„The Darkness“ bekommt 5 von 10 möglichen, weil er technisch gut gemacht und gut gespielt wurde, Punkten.

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