Hellboy – Call Of Darkness (Filmkritik)

Als Dämon von den Nazis heraufbeschworen, hat Hellboy (David Harbour) natürlich ein kleines Problem: Er sieht aus wie ein Monster und wurde von Monstern in die Welt gebracht. Sein Ziehvater Bloom (Ian McShane) hat ihm auch nicht gerade viel Zärtlickeit und Liebe geschenkt, also ist er klarerweise ein wenig verbittert. Als Nimue (Milla Jovovich), die Blutkönigin, wieder zum Leben erweckt werden soll, damit sie ihr Reich an Monstern auf die Welt loslässt, ist Hellboy gefragt, um genau das zu verhindern.

Was aber, wenn genau diese Nimue alles bieten kann, was sich Hellboy wünscht? Akzeptiert sein. Sich wohlfühlen unter seinesgleichen. Was, wenn die, die er beschützt, ihn für ein Monster und den Bringer der Apokalypse halten (womit sie ja eigentlich richtig liegen)?

Wird Hellboy der Versuchung standhalten? Oder wird er mit Nimue gemeinsam die Welt regieren?

Ein Reboot, das von vornherein unter keinem guten Stern stand. Das trifft auf „Hellboy – Call Of Darkness“ wohl perfekt zu. Wobei die Sterne in diesem Fall eher die Fans von den Del Toro-Filmen waren, denn die waren erbost, dass es keinen dritten Teil geben würde. Ich muss gestehen: Auch ich würde einen dritten Del-Toro-Perlman-Hellboy gut finden, weil im zweiten Teil einfach soviel Foreshadowing betrieben wurde, dass ich mich schon richtig gefreut hatte. Trotzdem hat das nichts mit dieser neuen Version zu tun. Diese steht für sich selbst und sollte auch nicht gescholten oder gebasht werden, weil er etwas nicht ist. Wenn man ihn schon kritisieren muss, dann für die Dinge, die er ist. Und da – scheint es – tut sich das Internet wieder einmal sehr leicht damit.

Die Witze, so liest man überall, zünden nicht. Er ist zu brutal umd der Brutalität willen. Die Emotionen passen nicht zusammen. Es werden viele Themen angeschnitten, aber keines davon irgendwie vertieft behandelt. Die Story ist zu vorhersehbar. Sie ist zu zersplittert. Und überhaupt: Es kommt kein Ron Perlman und kein Del Toro in den Credits vor. Nämlich. Buhu.

Jetzt packt eure Windeln wieder ein und betrachtet die Sache mal nüchtern: Ja, der neue Hellboy ist extrem(!) brutal. Ja, manches davon ist reiner Selbstzweck (wie in jedem brutalen Film). Ja, ein paar der Witze gehen unter (wie in jedem anderen Film). Ja, der neue Hellboy sieht anders aus. Ja, der neue Ziehvater von Hellboy ist ein Rüpel und kein liebender Mentor (wie im 2004er Hellboy).

Na und?

Ich habe die Comics gelesen und muss gestehen: Dieser Film hier ist verdammt nahe dran. An der Figur als auch an den Geschichten und dem Anteil an Blut, den man zu sehen bekommt. Harbour haucht diesem Hellboy Leben ein und ich finde ihn nicht weniger sympathisch als seinen Vorgänger. Der große Unterschied ist: Hier wird viel mehr Story hineingepackt und – das ist der einzige Fehler, dem ich dem Film wirklich vorwerfen könnte – es wird extrem viel Hintergrundwissen bereits vorausgesetzt. Der Film ist durchdrungen von vielen Kurzgeschichten aus den Comics, die für sich allein stehen können, aber in einem größeren Kontext der Welt einfach besser funktionieren würden.

Das heißt: Weiß ich, wie die Welt von Hellboy funktioniert, dann sind diese Geschichten logisch und toll und super passend. Werden die Geschichten jedoch benutzt, um zu erklären, wie die Welt funktioniert (wie hier im Film), dann kann das natürlich eher verwirrend wirken.

Was ich jedoch sagen kann: Ich hatte die ganze Spieldauer lang meinen Spaß. Ich musste mehrmals lauthals lachen (auch wenn zwei der Witze so richtig in die Hose gingen und völlig unnötig waren), ich saß mehrmals wirklich gespannt im Sessel und ich dachte mir mehrmals: Wow, das Design ist ein Wahnsinn! Es gab keine gröberen Logiklöcher (nicht mehr als in allen anderen Filmen) und die Figuren sind (oder werden) bis zum Ende hin alle sympathisch. Sogar Broom bekommt meiner Ansicht nach mehr Tiefe als ich erwartet hatte („I was a trained killer. I showed you love the best way I could.“)

Sicher, das CGI ist nicht jedermanns Sache und hat an manchen Stellen auch wirklich ein bisschen billig ausgesehen, aber ehrlich: Wer das CGI von BFG (ja, der von Spielberg) nicht kritisiert, der/die darf und kann auch hier nicht kritisieren. Zumal ich fand, dass die Computereffekte in diesem Fall sogar zur Stimmung beitrugen, weil alles den surrealen Touch verstärkte.

Man kann schimpfen was man will, man kann über Geschmack ja nicht streiten. Für meinen Teil kann ich nur sagen: Ich hatte meinen Spaß, fand den Film wirklich gelungen und wer der Handlung nicht folgen konnte: Sorry, Leute, aber geht zurück zu euren Rosamunde Pilcher-Filmen, wenn euch das hier zu kompliziert (ja, manche behaupten das …) ist. Es mag euch erstaunen, aber man darf diesen Film hier mögen und sich trotzdem einen „Hellboy III“ von Del Toro wünschen. Das ist kein Widerspruch.

Ich muss vielleicht noch anmerken, dass ich ohnehin noch nie einen schlechten Film von Neil Marshall gesehen habe (und ja, „Doomsday“ fand ich großartig!).

„Hellboy – Call Of Darkness“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, alle Vergleiche außer die mit dem Ursprungsmaterial beiseite lassend, Punkte.


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