Poltergeist (2015 Filmkritik)

Familie Bowen, bestehend aus dem Vater Eric (Sam Rockwell), Mutter Amy (Rosemarie DeWitt) und die Kinder Kendra (Saxon Sharbino), Griffin (Kyle Catlett) und Madison (Kennedi Clements), ziehen in ihre neues, relativ günstiges Haus.

Aber es beginnen sich die seltsamen Vorkommnisse zu häufen: Die jüngste Tochter Madison spricht mit imaginären Freunden, welche sie „die verlorenen Leute“ nennt. Ein Kasten in ihrem Zimmer scheint verzogen zu sein und geht nicht. Immer wieder hört sie auch seltsame Sachen, die dort passieren. Irgendwann kommt ans Tageslicht, dass diese Vorkommnisse damit zu tun haben könnten, dass das Haus unter anderem deshalb so billig war, weil es auf einem alten Friedhof gebaut wurde.

Also holt sich die Familie Hilfe von der „paranormalen Studien“-Zweig der Uni, namentlich Dr. Brooke Powell (Jane Adams), welche widerum auf die Unterstützung vom Fernseh-Exorzisten Carrigan Burke (Jared Harris) zurückgreifen muss …

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Remakes sind ja immer so eine Sache. Ob sie nun in der Form von Reboots („The Amazing Spiderman„) oder 1:1 Remakes („Psycho“) oder Modernisierungen („A Nightmare On Elm Street„) der jeweiligen Stoffe handelt ist dabei völlig nebensächlich. Viele davon sind einfach belangelose Wiederholungn von bereits abgehandelten Stoffen, welche dem Original in keiner Weise auch nur das Wasser reichen können („Psycho“), andere versuchen einen neuen Zugang zum Thema zu finden („Carrie“ 2013) und wieder andere haben halt den gleichen Namen und die gleichen Figuren und machen damit was sie wollen („Freitag der 13“).

Das kann gutgehen – siehe „The Last House On The Left“ – oder auch völlig daneben gehen – siehe das Remake von „Carrie“ 2013. Dazwischen gibt es eine ganze Bandbreite von möglichen Ergebnissen und tatsächlich sind ein großer Teil der Remakes ja im Grunde genommen für sich selbst ganz gute Filme („Robocop„, „A Nightmare On Elm Street„, „Fright Night„), die halt einfach dem Hype oder der Glorifizierung der Originale nicht gerecht werden können.

Dann gibt es wieder Filme bei denen man von Anfang an bereits klar sagen kann, dass der Film, der am Ende des Reboot-Drehs rauskommt einfach keine Chance hat. Das genau ist mit „Poltergeist“ passiert. Sehen wir uns die Sache mal an: Das Original aus 1982 ist ein Kultfilm. Zu seiner Zeit war der Film in seiner Machart und seiner Aussagen ein Unikat. Ein Poltergeist, der ein junges Mädchen durch einen Fernseher in seine Welt zieht und von der Familie gerettet werden muss, welche sich dazu die Hilfe eines Mediums organisieren muss.

Das Fernsehen war damals neu und unheimlich – das perfekte Medium, um sich einen Tunnel in eine andere, fremde Welt vorzustellen.

Diese Zeit ist lange vorbei. Heutzutage sind wir alle umgeben von Bildschirmen und Fernsehern und Heim-Kino-Analgen, welche uns täglich und alle Zeit begleiten. Mini-Bildschirme im Handyformat. Nichts davon ist mehr unheimlich.

Vielleicht ist gerade das allerdings die Möglichkeit, ein völlig alltägliches Medium unheimlich und gruselig zu machen. Vielleicht ist es die Chance, das völlig alltägliche, banale wieder mystisch zu machen. Vielleicht schafft der Drehbuchautor David Lindsay-Abaire es ja, dem ganzen neues Leben einzuhauchen.

Kurze Version: Nein. Schafft er nicht. Das Drehbuch bemüht alle Klischees und versucht dabei unerwartet zu sein. Dabei tickt es alle Boxen ab, die man als Zuseher erwartet und bleibt dabei immerzu schön jugendfrei. Es gab ein einzige Szene im ganzen Film, die tatsächlich spannend war (Stichwort: Bohrer!) und alle anderen waren leidlich nett. Puppen, die sich bewegen. Ein Baum, der – klar ersichtlich CGI – nach dem Jungen schnappt. Türen, die sich von selbst schließen. Alles Dinge, die man schon mehrmals und auch besser woanders gesehen hat. Einzig neue Sache dabei ist der Blick in die „andere Welt“, welche zu 100% aus „verdammten Menschen“ besteht und wirklich, wirklich super aussieht. Alles andere … naja.

Die Schauspielerriege ist grob okay, wenn auch halbwegs lustlos. Vor allem Sam Rockwell („Iron Man 2“, „Moon“) ist absolut deplaziert. Während im Original zum Beispiel die Alkoholsucht des Vaters (ich glaube das war im zweiten Teil) großes Thema ist, so kommt sie hier auch vor. Allerdings nur halbherzig (die Ermahnung „Tut mir das nicht an, ich brauche dich jetzt“ reicht völlig, damit er zu trinken aufhört) und wenig emotional.

Jared Harris („Sherlock Holmes: A Game Of Shadows“, „The Ward“, „Resident Evil: Apocalypse“) macht als Carrigan Burke eine gute Figur und hat sichtlich Spaß den coolen Exorzisten zu spielen und das wahre Highlight für mich war Jane Adams P(„Wonder Boys“ – genialer Film!, „Eternal Sunshine Of The Spotless Mind“), welche Dr. Powell wirklich sehr warmherzig und euphorisch spielt. Der Frau glaubt man einfach, dass sie Spaß an ihrem Job hat und sich für die Sache tatsächlich interessiert.

Alles in allem erschafft Regisseur Gil Kennan ein sehr halbherziges Remake mit fahler Story, berechenbaren Wendungen, routinierter Regie (mit ein paar sehr starken Bildern, zB das Titelbild mit den Händen im Fernseher) und Effekten, die teilweise großartig und teilweise peinlich CGI-offensichtlich sind.

War vermutlich zu erwarten, was allerdings positiv betrachtet bedeutet, dass die Erwartungshaltung eh schon weit unten war. Ich wurde nicht positiv überrascht, aber auch nicht großartig enttäuscht. Zwei, drei Witze, die ganz gut gelungen sind – das war es aber auch bereits.

„Poltergeist (2015)“ bekommt von mir 5 von 10 möglichen, ein zu bemühtes/braves Remake eines ehemals wirklich furchteinflößenden Filmes seiende, Punkte.

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