The Boy (2015 Filmkritik)

Der neunjährige Ted (Jared Breeze) und sein Vater John (David Morse) führen ein Motel irgendwo in der Einöde von Amerika. Das Geschäft geht schlecht, wenig Besucher. Ted ist gelangweilt und sammelt regelmäßig tote/überfahrene Tiere vom Highway auf, da sein Vater ihn für jedes eingesammelte Tier bezahlt.

Durch verschiedene Umstände kommt es soweit, dass Ted aber wütend das Haus verlässt, auf dem Highway eine Falle baut und dadurch einen Autounfall verursacht. Er kommt aber damit durch, niemand zieht ihn zur Rechenschaft oder kommt auf die Idee, es wäre seine Schuld gewesen. Damit beginnt Teds langsamer Abstieg in sehr dunkle Gefilde …

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Wie ihr in der Zusammenfassung oben schon lesen könnt handelt es sich hierbei NICHT um den Horrorfilm „The Boy“, der 2016 rauskam und der eine „Puppe“ und eine „Babysitterin“ als Hauptthema hat, sondern um einen kleineren bzw. unbekannteren Film, der in der Menge der Veröffentlichungen wohl ein wenig unterging. Ich bin nur darauf gestoßen, weil ich – ehrlich gesagt – gedacht habe, es handle sich um diesen anderen Film (man sollte sich die Inhaltsangaben durchlesen und nicht nur nach dem Titel gehen – ein Anfängerfehler, ich weiß). Nach zehn Minunten in denen der kleine Ted gezeigt wurde – ich dachte, vielleicht ist es die Vorgeschichte der Puppe und jede Sekunde stirbt der Kleine und dann geht es ab zur „Hauptstory“ – kam mir langsam mal der Gedanke, es könnte ja vielleicht doch ein anderer Film sein.

Nach einem kurzen Blick auf die IMDB war mir klar, was Sache ist (ja, auch die Inhaltsangabe hab ich dann gelesen und siehe da, alles war klar). Die Verwechslung war aber nicht weiter tragisch (ich habe den anderen „The Boy“ immer noch nicht gesehen), denn auch dieser hier hat durchaus seine Vorzüge und geht den Weg von Ted konsequent mit.

Die Verachtung für seinen Vater, die immer weiter wächst (der Vater lässt sich auch mal beschimpfen oder bedrohen, wenn das bedeutet, er macht ein Geschäft – was ein Erwachsener versteht, denn hier geht es ums Überleben und die finanzielle Existenz, da das Motel immer am Rande des Ruins steht, aber Ted findet das verachtenswert), seine Faszination für den Tod, die immer sonderbarere Blüten treibt und das völlige Fehlen von Sozialkontakten bzw die Einsamkeit machen Tad langsam aber sicher zu einer kalten, berechnenden Mordmaschine, die so gut wie kein Gewissen hat.

Kameratechnisch und atmosphärisch fängt der Film das Gefühl der Verlorenheit und Einsamkeit von Ted wunderbar ein, der von Jared Breeze („Cooties„) überzeugend dargestellt wird. Gerade gegen Ende als er sich eine Tracht Prügel eingefangen hat und auf allen vieren mühevoll zurück ins Motel kriecht dachte ich für einen Moment, die haben dem Jungen unabsichtlich tatsächlich was gebrochen.

Willkommen war mir der Anblick von David Morse („The Rock“, „Disturbia„), der noch in keinem Film – den ich mit ihm gesehen habe – schlecht war und den ich hier mal in eine Rolle gesehen habe, die ich so nicht von ihm kenne.

Regie hat Craig William Macneill geführt, der bereits mehrfach mit dem Drehbuchautor und Schriftsteller Clay McLeod Chapman zusammengearbeitet hat, der auch die Buchvorlage für „The Boy“ verfasst hat. Der Roman, der als Vorlage diente, heißt „Miss Corpus“ und die Kurzgeschichte trägt den Titel „The Henley Road Motel“. Chapman hat auch bereits für Comicbücher geschrieben, unter anderem die „Self Storage“-Reihe und ein paar Spiderman-Comics.

Alles in allem bietet der Film keine großen Überraschungen, ist aber gut gespielt und die Kamera wird sehr schön genutzt um die Einsamkeit des Jungen einzufangen. Im Grunde genommen ist es ein sich langsam aufbauendes und auf ein schreckliches Ende zusteuerndes Drama. Das Finale wirkt, als hätte man beabsichtigt die Zuseher in die Bredouille bringen zu wollen: Ist Ted jetzt der Bösewicht? Oder haben seine „Widersacher“ seine Reaktion verdient? Diese Frage stellt sich mir nicht wirklich, denn auch wenn dem jungen Mann viel Schlimmes widerfährt – er ist und bleibt (in meinen Augen) ein todessüchtiges, kleines Monster. Keine Chance im Leben? Vermutlich nicht. Trotzdem.

„The Boy“ bekommt 6,5 von 10 möglichen, von der Sonne und den Menschen in den Hass getriebene, Punkte.

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