Kristy – Lauf um dein Leben (Filmkritik)

Wegen Geldmangel und ein paar unerwarteten Ereignissen, verbringt Justine (Haley Bennett) ihre freien Thanksgiving Feiertage, alleine auf dem Universitätsgelände, da alle anderen Studenten zu ihren Familien oder Freunden weggefahren sind. Damit ihr die Decke nicht auf den Kopf fällt, verlässt sie in der Nacht kurz das Gebäude, um noch schnell etwas Einzukaufen. Hier trifft sie auf die aggressive Violet (Ashley Greene), die ihr nach einer kurzen Konfrontation den Namen Kristy gibt.

Zurück auf dem Campus glaubt Justine wieder in Sicherheit zu sein und sie will das seltsame Treffen so schnell wie möglich wieder vergessen. Plötzlich taucht jedoch Violet auf dem Gelände auf und sie hat drei Freunde mit Waffen mitgebracht. Gemeinsam wollen diese nun ihr neuestes Opfer jagen, danach töten, dann das ganze blutige Treiben filmen und ins Internet stellen. Für Justine bleibt keine Zeit zum Nachdenken mehr, denn die Jagd auf sie hat bereits begonnen.

Kristy

Eine einsame Dame auf einem riesigen Gelände, auf dem sich fast keine Menschen befinden. Eine Gruppe von Killern bzw. Kult-Anhängern, die ihre Opfer Kristy nennen und dann ihre Unschuld/das Gute für das sie stehen töten und diese Morde filmen und weltweit im Netz mit ihren anderen Mitgliedern teilen. Regisseur Oliver Blackburn (Donkey Punch) hat sich hier klassische Horror-Elemente genommen und eine Background-Story drüber gestülpt, die den modernen Wahn aufgreift, dass man seinen Selbstwert über ins Internet gestellte Fotos erwirbt. Natürlich haben die Killer hier ihre eigenen Gründe, aber deren persönliche Motive, sind im Film überhaupt kein Thema.

Was wichtiger ist und hier so gut wie schon lange nicht funktioniert, ist es die Hauptfigur menschlich, sympathisch und interessant erscheinen zu lassen. Zu einem großen Teil ist dies – neben dem Drehbuch versteht sich – Haley Bennett (The Equalizer) zu verdanken, die verspielt, herzlich und auch clever wirkt. Zu Beginn nimmt sich der Film Zeit sie im Umgang mit ihren Freunden zu zeigen und es gelingt so gekonnt, sie weg vom Prototypen bzw. der austauschbaren leeren Hülle des Genre typischen „Final-Girls“, hin zu einem echten Menschen zu inszenieren.

Geschickt wenn auch nicht gerade subtil sind die Kameraeinstellungen und die Schnitte gewählt, die zum Beispiel einer eigentlich harmlosen Autofahrt und einem Spaziergang durch einen langen Gang etwas Bedrohliches verleihen genau wie die Musik, die teilweise plakativ und nervenzerrend laut wird, dann wieder völlig verschwindet und die dann plötzlich vorherrschende Stille atmosphärisch, durch Kratzgeräusche von Messern und verspielt-bedrohlichem Pfeifen, noch ungemütlicher erscheinen lässt als zuvor.

Einen großen Teil des Filmes ist unsere Heldin ja rennend und schleichend auf der Flucht. Da die Geschichte in der Nacht spielt, sind die Bilder hier ziemlich düster gehalten und oft ergeht es dem Zuschauer hier wie Justine selbst, man kann die Bösewichte einfach nicht mehr sehen. Ist sicher ein absichtliches Stilmittel genau wie die Tatsache, dass bei einer schnellen Sprint plus zügigen Kamerabewegungen, die Übersicht verloren geht. Soll wohl das Chaos der Hauptfigur übertragen auf den Betrachter, klappt auch teilweise, ich hätte aber doch lieber gerne etwas mehr gesehen.

Um die Darstellung von Gewalt ist es den Machern hier sicherlich nicht gegangen, klar erkennbar auch am doch geringen Bodycount und dem FSK 16 Rating, eher um die Entwicklung der Heldin und die ist überzeugend gelungen. Es gibt da eine ganz bestimmte Szene im Film, wo Justine vom Opfer zum Kämpfer wird und ihre Angst durch ihre Wut noch übertroffen wird. Dann schlägt sie endlich zurück und das ist auch gut so. Ashley Greene (Apparition) mit Düsterblick, mehreren Gesichts-Piercings und einer ausgeprägten psychotischen Ader spielt gekonnt gegen ihr „Twilight“ Image an und Lucas Till (Havok aus „X-Men: Erste Entscheidung) ist als liebenswerter Freund von Justine mit dabei.

Insgesamt für mich ein interessantes Erlebnis, weil es hier Slasher untypisch nicht um die Morde und das Dezimieren nach dem „10 Kleine Negerlein“-System geht, sondern darum, mit einer echt wirkenden Hauptfigur mitzufiebern und ihr ein Ende zu wünschen, dass sie lebendig und als Siegerin über ihre Jäger präsentiert. Ein paar für meinen Geschmack zu dunkel geratene Szenen und die teilweise vorhersehbaren Sequenzen verzeihe ich dem Film somit sehr gerne, da Haley Bennett als menschliches „Final Girl“ eine echte Wucht ist.

„Kristy“ bekommt von mir 7,5/10 den mörderischen Schulalltag in den Ferien zelebrierende Empfehlungspunkte.

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