Conan the Barbarian (Filmkritik)

Das erste, was der noch ungeborene Conan in seinem Leben zu „sehen“ bekam, war das Schwert eines Feindes, dass in den Bauch seiner Mutter gestochen wurde. Sein Vater Corin (Ron Perlman) arbeitet die kommenden Jahre täglich mit seinem Sohn, um sein Potential voll auszunutzen und aus ihm einen mächtigen Krieger zu machen. Als das Dorf jedoch von dem grausamen Khalar Zym (Stephen Lang) überfallen wird, muss Conan mit ansehen, wie sein Vater vor seinen Augen stirbt und er schwört daraufhin blutige Rache.

Jahre später ist der nunmehr erwachsene Conan (Jason Momoa) noch immer auf der Suche nach den Tätern. Als er einer Spur folgt, trifft er auf die Klosterbewohnerin Tamara (Rachel Nichols), die anscheinend einen großen Wert für den nun mächtigen Kriegsfürsten Khalar Zym hat. Anfangs nur widerwillig, arbeiten der Barbar und die Klosterdame zusammen um zu Überleben und um Zym zu stoppen, der mittels mächtiger Magie der uneingeschränkte Herrscher über das ganze Land werden will.

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2011, das Jahr der Remakes, Prequels und Sequels. Nun hat es auch Conan erwischt, wobei es sich hier laut den Machern um eine Neuinterpretation des von Robert E. Howard (Solomon Kane) erfundenen Charakters und der dahintersteckenden Mythologie handelt. Dieser Film will nichts zu tun haben mit den beiden 1982 und 1984 entstandenen Filmen mit Arnold Schwarzenegger in der Titelrolle und das ist auch gut so. Da kann man nämlich nur verlieren, denn die alten Filme sind unabhängig davon ob man sie nun schlecht oder gut finden mag, längst Kult und werden daher von Fans mit dem Barbarenschwert bis zum Tode verteidigt.

Regie bei dieser Neuversion führte der Deutsche Marcus Nispel, der nicht unbedingt zu meinen Lieblingsregisseuren gehört. Während ich sein „Texas Chainsaw Massacre“ Remake mit Jessica Biel noch spannend, krank und konsequent fand, war sein Wikingerfilm „Pathfinder“ mit Karl Urban verschenkt, sein „Frankenstein“ Fernsehfilm belanglos und sein „Friday the 13th“ Remake einfach nur langweilig weil ohne jegliche neue Idee. Bei seinem neuesten Werk geht es unterhaltungsmäßig zwar wieder in die richtige Richtung, doch muss man auch hier über zahlreiche Fehler hinwegsehen, um richtig Spaß haben zu können.

Für mich ist Nispels Problem vor allem das, dass er seine Schauspieler nicht gut führen kann. Ist einer richtig gut, dann sieht man das zwar auch, doch hier wirkt es irgendwie so, als würde jeder für sich und nicht zusammen spielen. Handwerklich ist die Regie dafür top, was aber insgesamt einen Film ergibt, der zerstückelt wirkt und nicht wie ein großes Ganzes, das zusammen gehört. Conan 2011 nun lebt vor allem von drei Dingen: den beeindruckenden Kulissen, den wuchtigen Actionsequenzen und den starken Bösewichten.

Der noch junge Conan zerlegt tierisch wilde, indianderähnliche Gegner im Wald. Brutal, mitreißend, ins Geschehen hineinsaugend, genau wie es eben sein soll. Kämpfe gegen verzauberte Krieger aus Sand, Flucht vor den Tentakeln einer Krake oder einfach nur der normale Schwertkampf gegen die bedrohlich aussehenden Feinde, alles gut gemacht ohne irgendwelche Fehler. Besonders der Showdown, wo auf einem abstürzenden Gerüst gekämpft wird und in der Mitte auch noch die Dame in Not gefesselt ist, ist toll choreografiert, dynamisch inszeniert und sieht einfach klasse aus.

Stephen Lang (Avatar) und Rose McGowan (Planet Terror) sind als unheimliches Vater-Tochter Gespann abstossend und bedrohlich und hätten wohl insgesamt einen besseren Film verdient. Jason Momoa hingegen, kann überhaupt keine eigenen Akzente setzen. Dies liegt aber wohl vor allem am Drehbuch. Conan ist eine blutrünstige Bestie, die ständig den Kampf sucht und nach dem Abschlachten der Feinde immer ein zufriedenes Grinsen an den Tag legt. Überhaupt wird er von der Kamera und von seinen Blicken her so gefilmt, als wäre er mehr als ein bißchen irre. Wahrscheinlich muss man aber noch schlimmer sein als seine Feinde, damit man hier gewinnen kann, man braucht ja als Zuseher nicht immer eine Identifikationsfigur.

Überhaupt ist dies wieder mal so ein Film, bei dem mir so gut wie alle Figuren egal waren. Conan stirbt ja klarerweise sowieso nicht und sonst gibt es da nur mehr Rachel Nichols als Liebesmöglichkeit für den Helden, aber um sie hat man auch nicht wirklich Angst. Überhaupt glaubt man Conan auch zu keiner Sekunde die Liebe zu ihr, da ist nur Begehren und das endet dann eben in einer kurzen, mit einer furchtbar glorifizierenden Musik unterlegten Liebesszene (oh was für ein magischer Moment, wo der Kosmos zwei für einander geschaffene Liebende zusammen geführt hat). Tyler Bates viel zu klischeehafter, plakativ drauflos hämmernder Score, ging mir auch schon den Rest des Filmes gehörig auf die Nerven.

Geistreiche Dialoge, eine echte Story und eine Weiterentwicklung der Figuren hab ich sowieso nicht erwartet, doch das beinahe gänzliche Fehlen von Humor – egal ob von der freiwilligen oder unfreiwilligen Art -das tat dann schon etwas weh. Conan kennt keine Ironie, schon klar, doch da hätte man sicher was machen können, wenn man wollen hätte. Dafür kommt diese Schlachtplatte als Ganzes noch brutaler daher, da nichts geliefert wird, was das Erlebnis abfedert oder in eine andere Richtung bringen könnte.

Nur die Actionszenen rausnehmen und dann als überlanges Musikvideo anschauen, das wäre ein echter Spaß. Was so aber am Ende bleibt ist ein gut gemachter schlechter Film, mit starken Bösewichten und tollen Bildern, aber ohne Humor, ohne sympathische Charaktere und ohne Hirn (außer dem, das durch die Gegend spritzt natürlich).

Conan the Barbarian bekommt von mir 6/10 so gut wie alles niedermachende Empfehlungspunkte.


One thought on “Conan the Barbarian (Filmkritik)

  1. Hui, das war ja wohl ein Reinfall. Wirklich nicht gut geworden der Film. Allen voran die Abänderung von Conans Charakter und ihn als doch mehr als nur ein Haufen Muskeln hinzustellen war keine so gute Idee. Da will man ihn als coolen Recken einführen (á la Nathan Drake oder Indiana Jones) und rennt konkret dran vorbei, dass der Typ ein BARBAR ist. Ich mochte Schwarzeneggers Version genau deshalb, weil Conan dort eben im Grunde strunzdumm ist und nur eines kennt: Töten. Außerdem war er alles andere als ein „fescher Kerl“. Super war das.

    Dieser Conan hier ist ein Schönling, der so tun soll, als ob er böse und kriegsgeil ist, wirkt aber leider die ganze Zeit über genauso: Als würde er sich doof stellen. Dann gibt es noch ein paar äußerst peinliche Momente im Drehbuch (warum bringt man eine Frau, die man am Ende der Welt gefangen hat bis zur Basis nach Hause, wenn genau die Frau, die sie gefangen genommen hat, eifnach gleich vor Ort hätte feststellen können, ob es die Person ist, die gesucht wird? Warum kann man Wesen, die aus Sand bestehen durch einen Schwerthieb töten? etc).

    Von den Pseudofreunden von Conan – die dem Charakter Tiefe geben sollen, aber völlig belanglos sind und für die es keinen Grund zur Freunschaft gibt – bis hin zu den Anleihen bei dem (um vieles besseren) „Prince of Persia: The Sands Of Time“ – bezogen auf das Techtel-Mechtel der beiden Hauptakteure. Das hat hier für mich überhaupt nicht funktioniert.

    Kurzum: Peinlicher Film, der viel Potential gehabt hätte und leider völlig daneben ging (von diversen Actionsequenzen, die echt gut gemacht waren, abgesehen).

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