The Crucifixion (Filmkritik)

Nachdem ein Mädchen bei einem Exorzismus in einer kleinen rumänischen Stadt ums Leben gekommen ist, macht sich die junge Reporterin Nicole (Sophie Cookson) auf, um über diese Geschichte zu berichten. Sie glaubt die Kirche will etwas vertuschen und außerdem hat sie durch ein persönliches Drama in ihrer Vergangenheit, schlechte Erfahrungen mit gläubigen Menschen gemacht.

Zunächst stösst sie auf Ablehnung und Schweigen, doch in Pater Anton (Corneliu Ulici) und der Nonne Vaduva (Brittany Ashworth), die mit dem Opfer befreundet war, findet sie schließlich doch zwei willige Gesprächspartner. Was sie mit deren Hilfe herausfindet, ist jedoch bald schon nicht mehr logisch zu erklären und Nicole beginnt daran zu zweifeln, ob die Schuldigen bei diesem Mord wirklich so eindeutig zu nennen sind, wie sie zunächst angenommen hat.

Ich mag Xavier Gens. Der Franzose hat einfach die Fähigkeit, atmosphärisch spannende Bilder zu schaffen. Egal ob es nun der ziemlich brutale Frontier(s) ist, sein Versuch Hitman in Filmform zu Erfolg zu verhelfen oder sein Beitrag zu den ABC´s of Death (The Divide muss ich nun auch endlich mal nachholen). Das ist auch wichtig, denn die Drehbücher schreibenden Brüder Chad und Carey Hayes (House of Wax, The Conjuring 1 und 2) liefern für mich nie besonders innovative Storys, da muss schon ein guter Regisseur schauen was er daraus zaubern kann.

Dazu muss man auch noch sagen, dass ich kein Fan von Exorzismus-Filmen bin. Aber ich muss auch zugeben, nicht alle sind so ernüchternd wie „Devil Inside„, immerhin hat ExitUs zuletzt Spass gemacht und Grace war durchaus eine willkommene Abwechslung, da die Geschichte aus der Sicht des Dämons erzählt wurde. Was Gens hier nun aber aus einem Ausgangsmaterial gemacht hat, das für mich ohne Überraschungen auskommt, ist doch eine eigene Leistung, sicherlich auch dank der fesselnden Performance von Sophie Cookson.

Gleich von Beginn an, wenn die die Kamera über die beeindruckende Landschaft fliegt – Rumänien erweist sich hier als sehr dankbare Location – mitten ins Gebäude hinein und hin zum gerade praktizierten Exorzismus, da ist man mitten im Geschehen. Etwas Bedrohliches ist spürbar in der Luft und all die Skepsis der Hauptfigur führt beim Zusehen zum Kopfschütteln und man denkt sich: „Pass lieber auf, denn du wirst schon noch sehen was da los ist“! Bis es soweit ist, zeigt Gens mit ein paar eindrucksvollen, unheimlichen Bildern – creepy ist da die beste Beschreibung dafür – warum er für das Horror-Genre so geeignet ist.

Krabbelnde Insekten, verdrehte schwarze Augen, kehlige Geräusche der Besessenen. Jump Scares die man erwartet und dennoch funktionieren bzw. im schlechtesten Fall zumindest nicht störend wirken. Hinzu kommen die Settings und was dann doch wieder neu ist: die Fähigkeit des Dämon, es innerhalb eines Gebäudes regnen zu lassen. Und ich meine nicht nieseln, es schüttet. Das Finale ist dann auch extrem fesselnd, wird nicht unnötig in die Länge gezogen und neben viel Wasser kommen optische Spielereien wie rückwärts laufenden Tropfen und Zeitlupe ebenso zum Einsatz.

Sophie Cookson habe ich kennengelernt/ist mir zum ersten Mal positiv aufgefallen als Roxy in den Kingsman Filmen. Als Nicole schafft sie es, extrem authentisch zu wirken und all die Emotionen, die – nein das ist kein Spoiler, da es ganz logisch ist – von der Skeptikerin zur „die Gefahr erkennenden, Wissenden“ führen, glaubhaft zu vermitteln. Auch Gens hat offensichtlich ihre Stärke erkannt, denn abgesehen von den Rückblicken klebt die Kamera förmlich an ihr und zeigt auch öfters in Close Ups, die Auswirkungen der Gefühle in ihrem Gesicht. In Zukunft bitte mehr von ihr!

Corneliu Ulici (Lang Lebe Charly Countryman) als Pater Anton ist der junge, aber dennoch erfahrene Pastor, der sie auf ihrem Weg begleitet. Ihm gelingt es vor allem ehrlich zu wirken, ihm vertraut man einfach und auch darauf, dass er daran glaubt was er tut. Brittany Ashworth (Hostile) als Vaduva ist dann genau die ängstliche, aber dennoch liebenswerte und hilfsbereite Dame, die einige Informationen liefert, dabei sympathisch wirkt und man hofft, dass ihr nichts passiert.

Wenn es darum ging, dass Xavier Gens einen Exorzismus-Film zu seiner Filmographie hinzufügen wollte, der das Rad zwar nicht neu erfindet aber grundsolide ist und einige Stärken aufzuweisen hat, oder man einfach testen wollte, ob Sophie Cookson das Zeug zur Leading Lady hat, in beiden Fällen ist das Experiment eindeutig gelungen. Tolle Bilder, super Schauspieler, dichte Atmosphäre, auch wenn der Film scheinbar nicht gut angekommen ist, ich bin nun wieder versöhnt mit einem Horror-Subgenre, mit dem ich eigentlich weniger anfangen kann.

„The Crucifixion“ bekommt von mir 7/10 Bekanntes gekonnt überspielende und gleichzeitig das Böse austreibende Empfehlungspunkte.


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