Emoji: Der Film – The Emoji Movie (Filmkritik)

Die Emojis leben in unseren Handys, genauergesagt in Textopolis. Dort warten sie darauf, dass der Telefonbenutzer sie verwendet. Doch Gene (T.J. Miller) ist anders als die anderen, denn er hat mehr als einen Gesichtsausdruck. Doch dadurch bringt er das Telefon beinahe zum abstürzen. Nun will er mit Hilfe von Hi-5 (James Corden) und Jailbreak (Anna Farris) versuchen wie alle anderen zu sein und so durchforsten sie das Handy auf der Suche nach dem Code, der Gene reparieren kann…

Hm. Welcher Emoji verkörpert meine Meinung zu diesem Film wohl am besten? Lachender Emoji? Hell no! Verliebter Emoji? Schon gar nicht! Weinender Emoji? Wir kommen der Sache schon näher. Wütender Emoji? BINGO!!!

Seit „The LEGO Movie“ weiß man, dass man manchen Filmen mit wilden Konzepten einen Vertrauensvorschuss gönnen sollte, denn zumindest „The LEGO Movie“ war ein intelligenter, kreativer Film, der unaufdringlich (!) nebenbei Werbung für die titelgebenden Bauklötze machte. Damit hatte nun wirklich niemand gerechnet.

In „The Emoji Movie“ braucht man sein Vertrauen allerdings nicht investieren, denn was hier über den Bildschirm flimmert ist zu einem großen Teil Werbung, die sich als Kinderfilm tarnt und nicht mal ansatzweise den Anstand hat, eine sinnergebende Handlung zu haben.

Nebenbei wurde bei so vielen anderen Filmen geklaut, noch dazu so offensichtlich, dass es schon beinahe schmerzt. Vor allem Parallelen zu Disneys genialen „Inside Out“ sind nicht von der Hand zu weisen. Zwei Charaktere sehen auch so verblüffend ähnlich aus, dass ich nicht verstehe, dass darauf im Vorhinein niemand hingewiesen hat. Kleine Männchen, die Emotionen versinnbildlichen, eine Reise durch verschiedene Stationen des Lebens einer Person, Bedrohung durch Verschwinden/gelöscht werden – das alles klingt doch irgendwie vertraut. Zufällig ist die Hackerin Jailbreak noch eine Prinzessin, was ein wenig zu sehr an „Wreck-It Ralph“ erinnert.

Das beste am Film sind meiner Meinung nach die Synchronsprecher, die den Film davor retten der Super-GAU zu sein, der er eigentlich ist. T.J. Miller spielt Gene, ein Meh-Emoji, das allerdings viel mehr Bandbreite hat, als das eine Gefühl. Seit Miller bei „Deadpool“ eine der coolsten Figuren war, mag ich den Schauspieler und verfolge ein wenig, was er so treibt. Er hat eindeutig Besseres verdient.

James Corden (Trolls) spricht HI-5, das Hand Emoji. Corden ist ein fantastischer Comedian und es tut mir Leid für ihn, dass er sich einen Job in diesem Film ausgesucht hat. Wenigstens war es leicht verdientes Geld. Corden gibt sichtlich sein bestes und schafft es aus dem Ursprungsmaterial so viel heraus zu holen wie möglich, aber wenn das Basismaterial schlecht ist, kann man mit Voice-Over die Karre auch nicht mehr aus dem Dreck ziehen.

Anna Faris (Observe and Report) als Jailbreak hat einen schweren Job. Sie spuckt eine Plattitüde in Puncto Frauenpower nach der anderen, am Ende muss sie sich dann aber doch auf den männlichen Hauptcharakter verlassen, weil starke Frauen auch in Animationsfilmen nicht existieren. Wann schafft es Hollywood, gute, starke Frauenrollen zu schreiben, die nicht auf Männer zur Rettung in der Not angewiesen sind?

An allen Ecken und Enden fehlt es an Fantasie. Schon der einfallslose Name „Textopolis“ für die Stadt der Emojis lässt innerlich kurz stöhnen. Zählen Emojis als Text? Die Figuren wirken teilweise lieblos animiert und lassen die Detailverliebtheit der Konkurrenz vermissen.

Und in welchem Leben sind Emojis wichtiger geworden als die gesprochene/geschriebene Sprache? Seit wann kann man ohne Emojis nicht mehr seine Gefühle mitteilen? Seit wann braucht man einen Emoji um miteinander zu sprechen? Und welcher normaler Teenie geht in ein Handy-Geschäft um sein Handy auf Werkseinstellung zurücksetzen zu lassen? Habe ich hier eine grundlegende Entwicklung verpasst? Bin ich nicht mehr up to date? Brauche ich etwa ein System-Update um wieder auf dem neuesten Stand zu sein? Und warum musste eine Tanz- und Gesangseinlage in den Film? WHYYYY??? Und warum gibt es einen „World Emoji Day“?

Fazit: Spart euch den Ärger.

Dieser Film bekommt von mir 2,5/10 Poop-Emoji Punkte.


3 thoughts on “Emoji: Der Film – The Emoji Movie (Filmkritik)

  1. Warum die Emojis in TEXTopolis leben?

    Einfach: Sie haben die Stadt erobert. Besetzt und niedergebrannt. Dann haben sie alle Buchstaben ermordet oder versklavt, haben Satzzeichen entführt und Grammatik abgeschafft. Und jetzt sitzen sie da, gucken lieb und grinsen (oder je nachdem was sie halt so machen) und warten nur darauf, dass man ihnen den Rücken zudreht.

    Das hier ist eine Orwell-Fantasie: Alle überwacht, alle nur die Emotion, die sie aufs Gesicht gedrückt bekommen und wer da nicht reinpasst muss sich genetisch operieren lassen? Da kommt ja quasi noch eine Schaufel Huxley drauf. Hölle – und das soll eine Prämisse für Kinder sein?

    Seid wie alle? Passt euch an? Ihr seid als Person egal, nur in eurer Funktion wichtig?

    Keine Ahnung jetzt, wie der Film wirklich ist, aber allein, was ich bis dato über die Inhalte gelesen habe (kann man eine Inhaltsangabe ohne Text verfassen?) stimmt mich nachdenklich über den Zustand der Welt, denn der Film hat scheinbar ein wahnsinnig hohes Einspielergebnis.

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