Poker Night (Filmkritik)

Seit Polizist Stan Jeter (Beau Mirchoff) im Alleingang einen Serienkiller zur Strecke gebracht hat, wird er als Held gefeiert. Darum darf er auch bei einem ganz speziellen Pokerspiel teilnehmen, dass sein Boss Calabrese (Ron Perlman) regelmäßig gemeinsam mit vier weiteren Polizei-Veteranen, für auserwählte Neulinge veranstaltet. Nach dem Spiel reagiert er auf einen Funkspruch und fährt zu einer abgelegenen Gegend.

Plötzlich läuft Amy (Halston Sage), mit der er eine verbotene Affäre hatte, verzweifelt an seinem Auto vorbei. Als er ihr nachläuft, wird er betäubt und wacht gefesselt an einen Stuhl wieder auf. Sein Peiniger (Michael Eklund) trägt eine schwarze Maske und zeigt ihm einen Fernsehbericht, der zeigt dass Stan bereits zwei Wochen vermisst wird. Im Nebenraum ist Amy angekettet und der maskierte Typ, scheint seine Absichten zunächst nicht preisgeben zu wollen. Was genau wird hier für ein Spiel gesielt?

Poker Night

Der amerikanische Regisseur und Drehbuchautor Greg Francis ist in seiner Heimat vor allem bekannt für seine Arbeit an Serien und Dokumentationen, die als Thema echte Verbrechen und deren Aufklärung bzw. die Gründe hinter den Taten haben. In „Wives with Knives“ zum Beispiel, interviewt ein Verhaltens-Psychologe Damen, die ihre Männer oder Freunde erstochen haben. Das Wissen über die nötige analytische Polizeiarbeit genau wie der etwas schräge Humor, den man wohl braucht um Abstand zu den Taten diverser Verbrecher zu bekommen, dafür hat Francis klar ein Gespür entwickelt und diese Tatsche ist eindeutig bei diesem Film spürbar.

Der Bösewicht selbst ist dabei offensichtlich bewusst überzeichnet, was ihm aber auch dank der Performance von Michael Eklund, nichts an Bedrohlichkeit nimmt. Ein ganz normaler Typ, der jeden Tag brav seinen Job macht und abends zu seiner Frau nach Hause kommt. Bis ihm plötzlich all das zuviel wird. Er zertrümmert seinen Arbeitsplatz und entwickelt einen Plan, der zwei Ziele beinhaltet: Erstens Sex mit kleinen Mädchen haben und zweitens alle umbringen, die diesem Plan im Wege stehen. Die Ehefrau? Die kann man bei so etwas sicher nicht brauchen, schon ist der erste Mord geschehen.

Dass er dabei Inspiration, einen Mentor und zahlreiche andere Killer im Internet findet – darunter ein Killer-Clown und ein Typ im Hasenkostüm, die ihm zur Aufheiterung helfen wollen, Mädels kennen zu lernen (ja, Kinder sind gemeint) – und selbst im Alltag scheinbar großteils mit seiner Maske herumläuft, ist irgendwie ironisch, überspitzt und abartig zugleich. Entwarnung kann ich hier jedoch gleich geben, es wird nicht gezeigt was er mit diesen Mädchen treibt, denn dann wäre das ein Film geworden, den so sicherlich niemand sehen möchte.

Dann ist da die Poker-Spiel Ebene. Die Veteranen erzählen Stan Geschichten, die man auch optisch als Rückblenden präsentiert bekommt. Sowohl der jeweilige Polizist als auch Stan spielen da mit, da er in ihren Schuhen gehen soll, um aus deren Erfahrungen zu lernen. Was er dabei gelernt hat, nun das versucht er dann bei den Szenen die seinen aktuellen Zustand in Gefangenschaft zeigen, umzusetzen. Nachdenken, planen, den richtigen Zeitpunkt abwarten, niemals aufgeben. Doch der Killer scheint überlegen zu sein, selbst Fluchtversuche sind von ihm inszeniert, wie kann man so einen Typen nur aufhalten?

Der Wechsel zwischen verschiedenen Ebenen funktioniert dabei sehr gut, zumal die Ereignisse klar miteinander verknüpft sind und am Ende ein homogenes Gesamtbild ergeben. Dass die Hauptfigur selbst noch die uninteressanteste Figur ist, liegt nicht unbedingt am Schauspieler sondern vielmehr daran, dass die Altstars einfach Charisma haben, der Killer schön amoralisch irre ist und die Dame auf ihre Loilita-Art verführerisch wirkt und ihrem Frau in Not Charakter, in ein paar Momenten eine gewisse „steckt da noch mehr dahinter“ Aura verpasst.

Michael Eklund ist ja sowieso am Besten, wenn er böse sein darf (siehe The Day oder The Call). Die Überheblichkeit wie er mit seinen Gegnern umgeht und die Selbstverständlichkeit mit der er seinem blutigen Treiben nachgeht, genau das macht ihn spannend und zu einem unberechenbaren Gegner. Ron Perlman (Alien: Resurrection) ist der weise Brummbär, mit den lakonischen Sprüchen und dem großen Herzen, eine Rolle die ihm sehr entgegen kommt. Genau wie die anderen Pokerspieler strahlt er Erfahrung, Wissen und Selbstreflexion aus, was die Jungs einfach sympathisch macht.

Halston Sage (Gänsehaut) als Amy verliert als Geisel schnell ihre verspielte Art, doch nicht ihren Kampfgeist. Sie ist zwar im Prinzip nur da um Stan zu motivieren, doch auch ich als Zuschauer wollte einfach nicht, dass ihr etwas zustösst, dafür hat sie ihre Angst einfach zu real rüber gebracht. Beau Mirchoff (Ich bin Nummer Vier) schließlich ist der Sunnyboy der Glück hatte und nun der Star-Cop ist. Der sich von der nur beinahe volljährigen Dame verführen lässt. Ist er der Held? Das Opfer oder auch ein Täter? Vor allem bei seiner letzten Szene musste ich grinsen und ja, auf eine bösartige Art und Weise.

Insgesamt daher ein Cop-Killer-Thriller mit gut aufgelegten Darstellern, der bekannte Bestandteile nimmt und diese so zusammen mixt, dass ich durchaus das Gefühl hatte, hier vielleicht nicht ein völlig neues, aber doch frisches Abenteuer präsentiert bekommen zu haben. Die Mischung dabei ist schräg und sicherlich nicht jedermanns Sache, mir hat dabei besonders gefallen wie die Sachen nüchtern präsentiert wurden (wohl wegen der Doku-Erfahrung des Regisseurs) und alles andere als voyeuristisch wirkten (trotz der stilistisch überzeichneten Momente).

„Poker Night“ bekommt von mir 7/10 ein Leben rettendes Poker Spiel absolvierende Empfehlungspunkte.

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