Piranha 3DD (Filmkritik)

Nach den blutigen Ereignissen in Lake Victoria, ist es ruhig geworden um die wiedererweckten prähistorischen Killer. Gut dass rechtzeitig zur Eröffnung eines neuen Wassererlebnisbades, neue Piranhas aus ihren Eiern schlüpfen, um wieder Jagd auf paarungswillige Großstadteinwohner zu machen. Kann die Meeresbiologiestudentin Maddy (Danielle Panabaker) mit ihrem Insiderwissen rechtzeitig einen Weg finden, wie man die kleinen Biester vernichten kann, bevor es zu einem weiteren Massaker kommt? Und was ist eigentlich mit David Hasselhoff? Der müsste doch eindeutig mit jedem Problem fertigwerden, oder?

Piranha-3DD

Im Jahre 1978 erschuf Joe Dante („The Howling“, „Gremlins“) den ersten „Piranha“ Film. 1982 folgte der zweite Teil, mit dem der heutige Starregisseur der beiden erfolgreichsten Filme aller Zeiten – James Cameron – sein Debut ablieferte. Nach einem eher unbeachteten Remakeversuch im Jahre 1985 aus der Roger Corman Schmiede holte der französische Horrorprofi Alexandre Aja („Haute Tension“, „The Hills have Eyes“) 2010 mit seinem „Piranha 3D“ Remake, die kleinen Killermaschinen wieder auf die große Leinwand und ins Gedächtnis der Genrefans zurück.

2012 nun folgt die Fortsetzung von Ajas Horrorhit, unter der Regie von John Gulager. Seinen Film „Feast“ finde ich noch immer ziemlich unterhaltsam und schräg, was ich von den beiden Fortsetzungen „Sloppy Seconds“ und „The Happy Finish“ aber nicht behaupten kann. Leider bleibt Gulager auch bei „Piranha 3DD“ seiner Liebe zu diversen Körperflüssigkeiten und der Darstellung von unappetitlichen Szenen treu, was seinen neuesten Film zu einem durchgehend unsympathischen, unlustigen Erlebnis macht.

Die Formel eines Piranha-Filmes dürfte ja allen klar sein: viel nackte Haut und noch mehr zerfressenes (menschliches) Fleisch. Wirklich inflationär springen hier einige Silikonmonsterdinger dem Zuschauer in 3D entgegen, natürlich in der plakativsten Form, die man sich nur vorstellen kann. Die Nacktheit kommt aber klarerweise nur von namen- und hirnlosen mehr oder weniger „Schönheiten“, die Hauptdarstellerinnen waren sich dafür wohl zu schade (was doch auch für sie spricht). Im Gewaltbereich kann man ja Ajas Film nur schlecht toppen und so macht Gulager das, was er am Besten kann: ohne Rücksicht auf Verluste peinlich sein.

Shelby: „Come inside me. I will do whatever you say after that!“ Die darauffolgende Sexszene endet mit folgenden Worten: „Josh cut off his penis because something came out of my vagina“! Böser Piranha, ist doch der freche Kerl einfach beim Nacktbaden in die hübsche Dame hinein geschwommen, nur um beim anschliessenden Sex einem ahnungslosen Kerl sein bestes Stück anzuknabbern, dass dieser dann in einer verzweifelten Aktion schnell abschneidet. Auf so sadistische Taktiken greifen eben wirklich nur prähistorische Piranhas zurück.

Neben einer riesigen Anzahl an unsympathischen bzw. uninteressanten Charakteren – zum Beispiel der Dicke, der seinen Penis immer in das Wasserrohr steckt, weil die Strömung so geil ist, der schleimige Exfreund der Heldin, der auch noch ein korrupter Bulle ist, der doofe Stiefvater, dem es nur ums Geld geht – geben die genreerfahrenen Damen Danielle Panabaker (The Crazies) und Katrina Bowden (Tucker and Dale vs Evil) ihr Bestes, doch auch sie können angesichts des allgegenwärtigen Chaos nicht mehr viel retten.

Der einzige, der hier für echte Lacher sorgt, wurde vor wenigen Tagen 60 Jahre alt. Richtig, ich spreche vom Hoff persönlich! David Hasselhoff (Hop) spielt sich selbst und das ist nun etwas, dass er vor Selbstironie triefend wirklich perfekt beherrscht. Die von Gulager geschriebenen und vom Hoff gesungenen Songs „Love Hunter“ und „Fish Hunter“ passen perfekt zum Image unseres Knight Rider Helden, da dürfen mehrere Anspielungen auf Baywatch natürlich auch nicht fehlen. Ob man jedoch einen Film sehen will, bei dem alle (und ich meine wirklich alle) Szenen mit Hasselhoff besser sind als der gesamte Rest des Erlebnisses, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.

Dies ist ein völlig langweiliger Film, mit ziemlich kindischem Einsatz von 3D, mit blutigen Einlagen die nur wenig bis gar nichts Neues bieten, mit saudummen Dialogen (Shelby: „I love the water.“ Antwort von Josh: „It´s really wet.“), ekligen Typen (der Dicke hüpft gerne in Erbrochenes und rennt mit nacktem Hintern herum, in den ein Piranha gebissen hat), zwei netten und für dieses Film zu talentierten Hauptdarstellerinnen und einem David Hasselhoff, der die Show an sich reißt, obwohl er erst zur Hälfte des Filmes auftaucht und eigentlich nichts zu tun bekommt. Ja, genau so ein Film ist das. Achja, nett geraten sind dann doch auch die Cameoauftritte von den Helden aus dem letzten Teil, Ving Rhames und Christopher Loyd.

„Piranha 3DD“ bekommt von mir 4/10 hasselhoffsche besser als der Rest der Welt Empfehlungspunkte. I´m a Fishhunter, and you are my prey!


3 thoughts on “Piranha 3DD (Filmkritik)

  1. Es tut mir jetzt leid, das schreiben zu müssen, aber ich fand den zweiten Teil BESSER als den ersten. Warum? Weil von Anfang an (Gary Busey!!) klar ist, dass er sich NULL ernst nimmt. Die „abartigen“ Szenen sind peinlich und die Dialoge oftmals wirklich dramatisch schlimm, aber immerhin ist der Film weit weniger brutal als vielmehr lustig. Die nackte Haut wird weit weniger plakativ aufs Auge der Zuseher gedrückt als im ersten Teil (man glaubt es kaum) und so blöd manche Charaktere sein mögen (der dicke mit dem Wasserstrahlloch), so kurz und harmlos sind sie auch. Da war Teil 1 bei manchen Dingen weit schlimmer.

    Und – yes – The Hoff hat ja wohl absolut geniale Momente! Die wären auch in jedem anderen Film das Highlight gewesen („They only need to get out of the water – I don’t think the fish will follow them home …“).

    Vielleicht habe ich ja jetzt tatsächlich zu viele Trashfilme gesehen und leide an Geschmacksverwirrung, aber ich fand diesen hier absolult witzig und (ich kann es gar nicht oft genug sagen: Weit weniger schlimm/brutal/peinlich/arg) als den ersten Teil. Zumal auch das „Piranhas im Schwimmbecken“ nicht mal so extrem ausgereizt wurde, wie ich gerechnet hatte.

    Abartiger Film? Definitiv. Witzig? Ja, wenn auch knapp an der Grenze.

    • Teil 1 hab ich ja nicht gesehen, mit Teil 2 hab ich aber als Trashfilm das Poblem, das du bei Machete hattest. Außerdem kenn ich ja Feast 2 und 3 vom gleichen Regissuer, die waren auch an der Grenze und nicht so mein Fall, Feast 1 bleibt für mich sein mit Abstand bester Film. P.S.: The Hoff ist der einzig echte wahre Trashfaktor für mich und kein, du hast wohl nicht zu viele Trashfilme gesehen, aber vielleicht die Lust an guten Filmen etwas verloren oder einfach zu wenig Abwechslung…keine Ahnung, wird schon wieder werden 😉

      • Ich sollte vielleicht anmerken, dass Teil 1 von mir rund 5,5 Punkte bekommen hätte. Und dieser hier vielleicht 6. Oder auch 5,5. In keinem Fall ist er kindischer oder dümmer als der erste – wobei der erste teilweise wirklich EXTREM brutal ist. Da ist der hier mit Selbstironie durchsiebt. Zum Glück.

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