Cleanskin (Filmkritik)

Der britische Secret Service Agent Ewan (Sean Bean) wird von seiner Chefin Charlotte McQueen (Charlotte Rampling) damit beauftragt, einen einheimischen Selbstmordattentäter mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln auszuforschen und ihn und seine Terrorzelle zu eliminieren, bevor wieder einmal unschuldige Menschen zu Schaden kommen. Der zunächst mit einem klaren Ziel versehene Auftrag entpuppt sich jedoch schnell als um einiges komplizierter als gedacht, da Ewan viel zu spät merkt, dass er nur eine Marionette in dem politisch perfiden Spiel seiner Vorgesetzten ist, die eiskalt ihre eigenen Ziele verfolgen.

Cleanskin

Dies ist der dritte Film von Regisseur Hadi Hajaig, der als Allrounder wieder mal zusätzlich zur Regie auch als Cutter, Drehbuchautor und Produzent fungierte und man kann somit „Cleanskin“ durchaus als sein Herzensprojekt bezeichnen. Wer passt nun besser in die Rolle eines Antihelden in einem englischen Film als einer der bekanntesten englischen Schauspieler überhaupt? Ja ich spreche von Sean Bean (Black Death), der mit seiner Anwesenheit schon so manchen Film aufgewertet hat, was er hier glücklicherweise nicht tun muss, er muss sich hier nur nahtlos in die qualitativ hochwertige Produktion einfügen.

„Cleanskin“ ist übrigens ein in England verbreiteter Ausdruck für einen nicht vorbestraften Extremisten, der somit dem Secret Service noch nicht bekannt ist. Der Film besticht vor allem durch seine kompromisslose Art und die objektive Sichtweise. Hier gibt es keine Helden nur Männer, die sich einer Sache verschrieben haben bzw. mit eiskalter Konsequenz für ihre Ideale eintreten. Dabei bleiben die vom Zuschauer verteilten Sympathiepunkte immer ambivalent, teilweise kann man die Beweggründe beider Hauptfiguren verstehen, doch es kommt bei beiden der Punkt, wo man als „normaler“ Mensch aussteigen wird/sollte.

Auf der einen Seite ist da der von Abhin Galeya gespielte Mann namens Ash, dessen Unzufriedenheit von einem religiösen Fanatiker erkannt wird, der fortan permanent an seiner Rekrutierung und der damit verbundenen, völligen Ergebenheit arbeitet. Ash wird dabei vor allem durch die zahlreichen Rückblicke, in denen er langsam zu seinen extremen Überzeugungen hingeleitet wurde und seiner damaligen Liebe zu Kate – wirklich liebenswert, ehrlich und verletzlich gespielt von der aus „Tormented“ bekannten Tuppence Middleton – als ganz normaler Mensch porträtiert, der nie seinen Platz im Leben gefunden hat und sich schließlich für den radikalen Standpunkt entscheidet.

Auf der anderen Seite ist da Sean Bean, der als Ewan mehr als einmal seinem Land gedient hat, für das er auch jederzeit sterben würde. Er hat seine Frau bei einem Bombenanschlag verloren und wird nie aufhören, bis alle Fanatiker in England eliminiert worden sind. Er schlägt um seine Ziele zu erreichen mit aller Härte auch bei Frauen zu, immerhin rettet er mit seinen Aktionen zahlreiche Leben und außerdem ist er ja dazu da, das Richtige zu tun. Auf seiner Reise wirkt vor allem seine brutale Herangehensweise oft abstossend und auch er selbst wird manchmal von Zweifeln geplagt, die er jedoch angesichts seiner verfahrenen Situation, immer wieder zu bekämpfen weiß.

Sowohl Abhin Galeya als auch Sean Bean zeigen dabei gekonnt ihre Vielseitigkeit, da verbissene Entschlossenheit und nachdenkliches Zögern sich bei beiden Männern mehrere Male bis hin zum Showdown hin abwechseln. Am Ende kann es dann fast keinen klaren Gewinner geben, dafür sind die Grenzen zwischen gut und böse viel zu undeutlich oder gar nicht vorhanden und die Drahtzieher hinter den beiden Antagonisten, haben sowieso nur ihren eigenen Vorteil vor Augen und sind somit wohl die wahren Übeltäter hier.

Ohne große Effekte oder ein riesiges Budget ist dies also ein ziemlich spannender Thriller geworden, professionell gemacht, intensiv gespielt, mit Gewalt die abschrecken soll, egal von welcher Seite sie ausgeht. Lösungen bekommt man natürlich keine präsentiert, wäre wohl auch ein ziemlich präpotenter Ansatz, dies bei dieser Story zu versuchen. ACHTUNG SPOILER: Für alle Sean Bean Freunde hier die Entwarnung, er darf hier ausnahmsweise mal überleben! SPOILER ENDE

„Cleanskin“ bekommt von mir 8/10 zum Überdenken der eigenen Ansichten anregende Empfehlungspunkte.


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