Kopfgeld – Ransom (Filmkritik)

Multi-Millionär Tom Mullen (Mel Gibson) führt gemeinsam mit seiner Frau Kate (Rene Russo) und dem gemeinsamen Sohn Sean ein Leben im Luxus und im ständigen Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Die heile Welt bricht jedoch plötzlich zusammen, als Kidnapper Sean entführen und als Lösegeld zwei Millionen Dollar verlangen. Das Ehepaar Mullen schaltet daraufhin das FBI unter der Führung von Agent Hawkins (Delroy Lindo) ein, doch bei der Geldübergabe geht etwas schief und einer der Täter wird erschossen.

Das Leben des Jungen scheint immer mehr gefährdet und darum entschließt sich Tom kurz darauf, zu einer kühnen Aktion. Er tritt live im Fernsehen auf und bietet die zwei Millionen als Kopfgeld an für den Menschen, der den/die Entführer ausliefert. Der Drahtzieher hinter der Aktion, der skrupellose Polizist Jimmy Shaker (Gary Sinise), hat jedoch noch einige Tricks auf Lager. Das Pokern um das Leben des Jungen geht also weiter und der Einsatz war noch nie höher.

Ransom - Kopfgeld

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Im Jahre 1996 schuf Regisseur Ron Howard (Rush) mit „Kopfgeld“ einen sehr gelungenen Blockbuster-Thriller, der nicht nur finanziell zu den erfolgreichsten Filmen des Jahres in Amerika avancierte, sondern auch Hauptdarsteller Mel Gibson eine Golden Globe Nominierung einbrachte. Achtzehn Jahre später erscheint das auch in Nebenrollen mit zahlreichen (damals noch weniger) bekannten Gesichtern besetzte Abenteuer, nun endlich auch im deutschsprachigen Raum auf Blu-Ray und abgesehen von der logischerweise heute längst überholten Technik (wie z.b. die guten alten VHS-Kassetten und die klobigen Telefone), hat der Film nichts an Spannung eingebüßt und wirkt auf keinen Fall angestaubt.

Dies liegt vor allem an dem cleveren Katz und Maus Spiel der beiden Männer Tom und Jimmy, die beide ein gefährliches Schachspiel um ein Menschenleben austragen, wobei alle zwei mit mehr oder weniger fähigen Mitspielern auf ihren jeweiligen Seiten ausgestattet sind. Die wichtigsten Entscheidungen treffen sie dann aber selbst, was ihnen nicht nur die Hauptverantwortung für ihre Taten überträgt, sondern auch dazu führt, dass sie bei der ständigen Eskalation der sowieso schon hitzigen Situation, immer nach neuen Lösungsmöglichkeiten suchen.

Interessant sind dabei auch die Nebenfiguren, über die man in ein paar wenigen Momenten genau soviel erfährt, dass sie nicht zu austauschbaren Gesichtern mutieren. Sowohl die Interaktion zwischen dem betroffenen Eheleuten untereinander und dem FBI, als auch das ständige Machtspiel zwischen den emotional eher unterschiedlich mit ihrer Tat umgehenden Tätern (teilnahmslos, vom schlechten Gewissen geplagt, verwirrt oder kaltblütig), hat dabei seinen eigenen Reiz und lässt nie das Gefühl von unnötigen Füllszenen aufkommen.

Optisch wird die Jagd mit einer ziemlich dynamisch wirkenden Kamera eingefangen, die nie den Überblick über die Dinge verliert und durch einige Einstellungen gekonnt das Gefühl von „großem Kino“ vermittelt, natürlich klar im Stil der 90er gehalten, aber doch eindeutig erkennbar. Immer wieder schön zu sehen, dass damals die heutzutage inflationär eingesetzte Wackelkamera, überhaupt kein Thema war. Die Filmmusik stammt von James Horner (The Rocketeer), der ziemlich genau weiß, wie man das Adrenalin der Zuschauer in den Schlüsselmomenten zur permanent brenzlichen Atmosphäre, noch zusätzlich zum Steigen bringt.

Schauspielerisch sind dabei alle gut drauf, doch es handelt sich hier eindeutig um eine Mel Gibson (Get the Gringo) Show, der in letzter Zeit auch gerne mal den Bösewicht spielt (etwa in „Machete Kills“ und „The Expendables 3„), früher aber noch (auch privat) klar auf heldenhafte Rollen abonniert war. Er pendelt hier völlig überzeugend zwischen verzweifelter Ohnmacht und wütender Entschlossenheit hin und her und wirkt dabei nie wie ein überlegener Held, sondern wie ein echter Mensch der einfach alles versucht, um das Leben seines Sohnes zu retten.

Ihm zur Seite steht eine ebenso starke Rene Russo (Thor), die mit ihrem Gefühlschaos zu kämpfen hat und trotz verständlichen Ausbrüchen, immer zu ihrem Mann steht. Gary Sinise (Impostor) glänzt als zynisch bösartiger Anführer der Bösen, der zunächst eiskalt seinen Plan verfolgt, doch durch die sich häufenden Zwischenfälle, zunehmend die Kontrolle über seine Leute verliert. Lili Taylor (Almost Human) ist seine überforderte Freundin und Liev Schreiber (Salt) und Donnie Wahlberg (Blue Bloods) spielen ein mit ihnen verbündetes Brüderpaar. Delroy Lindo (The Core) schließlich mimt einen FBI Agenten mit viel Empathie für die Eltern, liefert aber auch Aktionen, die nicht sympathisch sind und macht auch gerade deshalb so seine Figur interessanter.

Insgesamt ist „Kopfgeld“ ein souverän inszenierter und toll gespielter Thriller, der sich zwar auf den gewohnten Bahnen eines Filmes mit Handlungsschwerpunkt Entführung bewegt, diese aber auch besonders in der zweiten Filmhälfte verlässt. Wer nach zwei Stunden spannender Krimi-Unterhaltung sucht, die ohne billige schwarz-weiß Malerei auskommt, der ist hier genau richtig. Und echte Mel Gibson Fans können sich diese wohl zur besten Zeit seiner Karriere entstandene Performance, sowieso nicht entgehen lassen.

Der Film „Kopfgeld“ bekommt 8/10 mit Geld dann doch nicht alle Dinge lösende Empfehlungspunkte und ist ab dem 16. Oktober nun auch auf der Blu-Ray von Touchstone Home Entertainment erhältlich.

(Szenenbild: © Touchstone Home Entertainment)

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Auf der Blu-Ray, die mit einem feinen Ton ausgestattet ist und optisch zwar nicht perfekt ist, doch ein klares Upgrade zur DVD-Version darstellt, finden sich einige interessante Extras. Der Audiokommentar von Regisseur Ron Howard liefert Einsichten darüber, wie er zu dem Projekt gekommen ist, wie die Arbeit an gewissen Einstellungen und in bestimmten Locations war und was bei der Zusammenarbeit mit den Stars so passiert ist.

Im Making Of: „Was würden sie tun“ geben Cast und Crew kurze aber prägnante Interviews über die Arbeit am Film. Der Kinotrailer, vier zusätzliche Szenen und ein kurzes Feature über die Schauspieler während den Drehpausen, runden das stimmige Paket ab.

Ransom - Kopfgeld Cover

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