How I spent my Summer Vacation – Get the Gringo (Filmkritik)

Nach einem wagemütigen Überfall schafft es ein gewitzter Berufsganove (Mel Gibson) mit seinem erschossenen Partner und 2 Millionen Dollar auf der Rückbank, gerade noch über die mexikanische Grenze. Dort wird ihm von korrupten Cops sein Geld abgenommen und er selbst wird in ein ganz spezielles Gefängnis gesteckt. Hier beherrscht der Gangsterboss Javi das Geschehen und wer in seinem kleinen umzäunten Reich nicht nach seinen Regeln spielt, der findet sich schnell in einem anonymen Grab wieder. Der amerikanische Gringo muss sich schnell etwas einfallen lassen, doch zu seinem Glück kann er mit seiner jahrelangen Erfahrung als Gangster auch hier schnell erste Erfolge erzielen.

Get-the-Gringo

Mel Gibson ist zurück. Genau wie bei Tom Cruise (wenn auch auf andere Art) lag in den letzten Jahren sein Hauptaugenmerk ja darauf, mit privaten Negativschlagzeilen aufzufallen. Nun macht er aber mit „Get the Gringo“ endlich wieder das, was er am Besten kann, nämlich das ausgekochte Schlitzohr spielen, dass er schon in meinem Lieblings-Mel-Film „Payback“ so großartig zum Besten gegeben hat.

Sein Regiedebut liefert hiermit Adrian Grunberg ab, der Mel Gibson bereits von seinen Projekten „Apocalypto“ und „Auftrag Rache“ kennt, wo er als First Assistent Director mit dabei war. Zusammen mit Produzent Gibson hat er auch das Drehbuch zu „Get the Gringo“ verfasst. Dies wirkt sich ausschließlich positiv auf diese Produktion aus, denn auch wenn hier nichts Neues geboten wird, fühlt man sich als Zuschauer sofort abgeholt und an einen angenehm bekannten Ort verfrachtet, wo Gibson trotz seines sichtbar fortgeschrittenen Alters, seinen Spitzbubencharm uneingeschränkt einsetzen kann.

Als perfekte Kulisse für diesen Film erweist sich das Ignacio Allende Prison in Veracruz. Die Möglichkeit jeden Moment abgestochen zu werden trifft hier auf den undurchtrennbaren Zusammenhalt von Familien, immer mitschwingend die mexikanische Lebenslust und diese unmittelbare, europäische Härte, die in rein amerikanischen Filmen so nur selten bzw. oberflächlicher vorkommt. Das Ganze mag nun etwas schizophren klingen, doch am Ende laufen alle Teile zu einem stimmigen Endprodukt zusammen.

Natürlich steht und fällt hier die gesamte Produktion mit Hauptdarsteller Mel Gibson, der sich erfreulicherweise in Hochform präsentiert. Ein Mann mit einigen Schwächen, der dem eigenen Vorteil auch nicht abgeneigt ist, wenn andere draufzahlen müssen. Es sei denn er mag jemanden, dann erwacht in ihm seine Sinn für Wiedergutmachung für alle die Dinge, die er in seinem Leben falsch gemacht hat. In diesem Zusammenhang freut man sich darum als Zuschauer sowohl über Szenen wo er (zugegebenermaßen auf amüsante Weise) verprügelt wird, aber natürlich auch wenn er mit den Bösen aufräumt und sie gegeneinander ausspielt.

Genau wie Gibson´s Charakter sämtliche Stolpersteine mehr oder weniger heil überwindet umschifft der Film auch geschickt die Gefahr, smarter sein zu wollen als er es eigentlich ist. Passend dazu auch die authentische Gewaltdarstellungen, die zwar in ihrer Präsentation leicht übertrieben bzw „larger than life“ daherkommen, aber nie zuviel zeigen. Zehen abschneiden bei Befragungen? Menschen mit Granaten sprengen? Sieht alles echt aus, ohne dass grausliche Details präsentiert werden. Nur einen Explosionseffekt gegen Ende des Filmes muss ich in negativer Weise erwähnen, der sah doch eindeutig zu sehr nach Computeranimation aus.

Besonders stimmig wie die gesamte hier anzutreffende Atmosphäre, ist das Zusammenspiel mit den großteils spanischen Darstellern. Vor allem der kleine Junge, mit dem Gibson´s Charakter sich anfreundet, ist ein echter Lichtblick. Aber auch die gesamte Gegnerriege ist völlig überzeugend, hier ist sicherlich der eine oder andere auch im echten Leben nebenberuflich als Gangster unterwegs. In einem Kurzauftritt darf dann auch noch Peter Stormare (Dylan Dog) zeigen, dass er als Bösewicht auf der Leinwand einfach am Besten rüberkommt.

Insgesamt also ein Film, der weniger Action und mehr Handlung als erwartet bietet, versehen mit reichlich Humor, ein paar abgedrehten Einfällen und einem Mel Gibson in bester Spiellaune, genau so wie wir ihn gerne sehen wollen. Für mich eine klare Empfehlung für einen unterhaltsamen Nachmittag mit Freunden, die diesen leicht schrägen Action-Krimi-Komödien-Humor zu schätzen wissen und die Privatperson Gibson, klar von seinen Rollen trennen können.

„Get the Gringo“ bekommt von mir 8/10 trotz menschlicher Schwächen alle widrigen Umstände auf gewitzte Art überwindende Empfehlungspunkte.


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