Ice Age 4: Continental Drift (Filmkritik)

Auch nachdem die Ice Age-Truppe so einiges durchgemacht hat ist nicht alles eitel Wonne: Manny hat Probleme mit pubertierendem Nachwuchs. Diego fühlt sich leider immer weniger wie ein Säbelzahntiger und ist irgendwie allein. Und Sid, nun, Sid wird von seiner Familie gefunden, die gleich mal die alte Granny bei ihm ablädt und wieder abhaut – denn riesengroße Erdmassen verschieben sich. Die Welt ist – im wahrsten Sinne des Wortes – im Umbruch.

Und alles nur, weil ein kleines, nussliebendes Tierchen am falschen Ende der Welt ein Versteck für eben jene Nuss gesucht hat. Als dann auch noch die Eisküsten zerbrechen, werden Manny, Diego, Sid und Granny vom Rest der Herde getrennt. Als wäre das nicht genug, treiben sie auf einer Eisscholle aufs Meer hinaus – bis sie von einem affigen Piraten namens Kapitän Gutt gefunden werden. Woraufhin die ganze Truppe entführt wird und sogar Granny sich langsam um ihre Gesundheit sorgen machen muss, während die zurückgebliebenen Herdentiere vor den sich verschiebenden Landmassen flüchten müssen …

Ice-Age-4

Dass nach dem phänomenalen Start und Einspielergebnis von Ice Age 3 ein vierter Teil kommen musste, war ja wohl allen klar. Und – Tada, hier ist er. Allerdings ist die Luft schön langsam raus, denn so sehr man Manny, Diego und Sid mögen muss, ewig kann man nicht auf den gleichen Klischees herumreiten. Selbst die Zusammenfassung der Story des vierten Teils auf ein paar Zeilen lässt bereits erkennen, dass es nicht viel Neues zu vermelden gibt und wirkt wie eine Mischung aus Teil 1 und 2. Neue Figuren mussten also her.

Das dachten sich wohl auch die Macher und haben bereits in Ice Age 3 einen neuen Charakter eingeführt (der geniale Buck, gesprochen von Simon Pegg). Und dieses Mal ist es nicht nur ein einziger Charakter, sondern gleich ein ganzer Haufen: Angefangen von Mannys Tochter, über Louis (ihren besten Freund) bis hin zu der gesamten Crew vom Kapitän Gutt – inklusive einer – in Diegos Augen – sexy Tigerlady. Von Sids Großmutter mal gar nicht zu reden – die begleitet die Truppe den gesamten Film lang.

So weit, so gut. Leider ist es dieses Mal so, dass – meiner Meinung nach – die Grenzen erreicht sind und die Luft so gut wie draußen ist. Die Witze in Ice Age 4 sind durch die Bank nicht neu und auch nicht immer ein Treffer, zumal die besseren davon bereits – leider – im Trailer vorkommen. Sid ist und bleibt Sid. Und Granny ist zwar eine nette Neuerung, nervt manchmal aber auch ziemlich. Gleiches gilt für Mannys Nachwuchs. Die Funktionen der neuen Charaktere für die Handlung des Films sind klar und für jeden nachvollziehbar, aber eben deshalb überhaupt nicht überraschend – und vor allem wirken sie wirklich nur wie „Storymotivatoren“ und nicht wirklich wie „vollständige“ Figuren, wenn ihr wisst, was ich meine.

Auf liebgewonnen Charaktere wird (fast) vollständig verzichtet, wie zum Beispiel auf die beiden (im dritten Teil witzigen) Crash und Eddie, die bis auf einen einzigen(!), allerdings genialen, Witz nichts zu tun bekommen. Buck aus Teil 3 kommt übrigens gar nicht vor. Das Nick Frost (Kumpel von Simon Pegg, sollte euch allen ein Begriff sein) eine Rolle im vierten Teil bekommen hat ist nett, allerdings könnte man die ohne große Probleme einfach streichen, es wäre egal. Ein Schicksal, dass sie mit vielen anderen Figuren teilt.

Der Film verlässt sich großteils auf seine (grandiose!) Optik und die Tatsache, dass man die Figuren eben mag. Die Zeiten für neue Witze scheinen vorbei zu sein und dieses Mal musste sogar ein Gesangsstück in den Film Einzug halten (immerhin bleibt es das einzige).

Von ein paar netten „Braveheart“-Anspielungen, einer „Such dir Leute, die dir guttun“ und „du bist okay, so wie du bist“-Message bleibt außer einer Menge Action und Geschrei nicht viel übrig. Die Love-Story zwischen Diego und Shira wird nur angekratzt und die Gute lässt sich nur zu leicht von Diego überzeugen, zu ihnen zu helfen. Kaptiän Gutt ist einfach ein Bösewicht nach den klassischen Regeln von Bösewichten (so böse, dass er zu seinen eigenen Leuten böse ist) und Granny ist nichts weiter als eine demente, teilweise zynischere Version von Sid.

Ein paar tolle Momente, wie Grannys „imaginäres, schon lange totes Haustier“, über die „Sirenen“, die Scrat verführen, oder die Kommunikation mit der Ice Age-Version der Ewoks sind immer noch vorhanden und retten den Film vor dem Durchschnitt. Der Lichtblick des Films ist allerdings nach wie vor Scrat, auf der immerwährenden Jagd nach „seiner“ Nuss, die ihn dieses Mal sogar wirklich … aber, gut. Das müsst ihr schon selbst sehen.

Wer viel auf Action setzt (auf Wasser, zu Lande und in der Luft), der oder die wird sicher auf seine/ihre Kosten kommen. Mir war es zuviel und der Humor zu wenig. Vor allem die witzigen Dialogen zwischen dem – sich eigentlich gern habenden – Trio fand ich dieses Mal nicht mehr so toll und hin und wieder etwas bemüht (als zum Beispiel Granny vorschlägt, dass man Sid ja über Bord werfen könnte und allen erzählen, dass es ein Unfall war, hält Manny das für eine gute Idee. Ein an sich witziger Dialog, der allerdings in ähnlicher Form in den letzten drei Filmen auch bereits vorkam).

Ice Age 4 – Voll verschoben bekommt von mir 6,5/10 möglichen, die Kontinentalplattenverschiebung überlebende Punkte. Einen halben Punkt davon gibts allein für die geniale Anspielung auf den dritten Teil. Es ist nur ein einziger Satz, aber ich hab mich zerbogen vor lachen.


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